Monheim "Wir finden Umwelt spannend"

Monheim · Die Vorsitzende des Jugendparlaments und Moderatorin bei der Klimaschutz-Veranstaltung Kamile Cengiz äußert sich aus Sicht einer Jugendlichen zu Klimawandel, dem Fortbewegungsmittel der Zukunft und erneuerbaren Energien.

Wenn am kommenden Montag die Auftaktveranstaltung zum Integrierten Klimaschutzkonzept stattfindet, wird neben Reiner Tippkötter vom Beratungsbüro infas enermetric auch Kamile Cengiz, Vorsitzende des Jugendparlaments, moderieren. Denn nach Ansicht des Initiators, Kurt Hundenborn (Liegenschaften), soll vor allem auch die Jugend in die Überlegungen zu einer Reduktion des CO2-Ausstoßes eingebunden werden.

Klimaschutz wird von den heutigen Funktionsträgern ja auch gerne als ein Thema aufgefasst, das vor allem die junge Generation interessieren muss. In welcher Form wirst Du mit dem Thema konfrontiert: durch Zeitungslektüre oder im Unterricht?

Cengiz Klimaschutz ist allgegenwärtig. Wenn man sich ein wenig für aktuelle Nachrichten interessiert und diese im Fernsehen oder in der Zeitung mitverfolgt, dann kommt man an diesem Thema nicht vorbei. Allerdings behandelt man dieses Thema auch teilweise im Unterricht, wenn es beispielsweise um Globalisierung geht.

Machst Du Dir wegen des vielbeschworenen Klimawandels Sorgen um unsere Welt oder gibt es Deiner Ansicht nach drängendere Probleme?

Cengiz Ich denke schon, dass man den Klimawandel nicht unterschätzen sollte. Gleichzeitig wird der Mensch nicht aufhören, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen, wenn es die Bequemlichkeit nicht zulässt oder man sein Konsumverhalten einschränken muss. Natürlich sollte der Klimaschutz das Wichtigste sein, denn die Erde ist die Voraussetzung für alles andere.

In meiner Jugend- und Schulzeit waren die politisch Interessierten in der Friedensbewegung engagiert. Kennst Du Jugendliche, die in Umweltorganisationen oder Ähnlichem aktiv sind?

Cengiz Definitiv nicht! Wir sind so stark von der Schule in Beschlag genommen. Der Druck wächst stetig. Wenn es nicht die Schule ist, dann der Verein, die Freunde oder die Familie. Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir nicht denken, sondern nur noch arbeiten und funktionieren sollen.

Viele Sünden in Hinblick auf den verschwenderischen Umgang mit Energie könnt ihr als junge Menschen ja gar nicht begehen, weil ihr nicht Auto fahrt, keine Entscheidungsgewalt habt. Ist Klimaschutz ein Thema, das Du auch als Konfliktthema zwischen den Generationen erlebst?

Cengiz Das ist eine relativ schwere Frage, da ich bislang nicht so sehr darüber nachgedacht habe. Ich glaube, dass Klimaschutz weniger ein Problem zwischen den Generationen ist. Vielmehr herrscht Uneinigkeit zwischen Ländern (z.B. Amerika, China) oder unter den Politikern. Es hat den Anschein, dass die, die es besser wissen müssten, selbst nicht wissen, wie man mit dem Problem umgehen soll. Wie sollen wir das dann wissen? Entweder alle zusammen oder wir schaffen es überhaupt nicht.

Altersmäßig könntest Du schon im Besitz des Führerscheins sein. Macht es Dir Angst, dass Erdöl als Kraftstoff nur noch begrenzte Zeit zur Verfügung steht ?Und hast Du irgendeine Vorstellung davon, wie sich Deine Generation einst fortbewegen wird?

Cengiz Ich habe zwar meinen Führerschein, aber ich fahre doch lieber mit dem Fahrrad und ich glaube dieses wird auch das Fortbewegungsmittel der Zukunft werden. Sonst bleiben uns ja noch die Elektroautos u.ä., falls der Strom nicht auch irgendwann knapp wird.

Bei der Auftaktveranstaltung wird auch die energetische Sanierung von Gebäuden eine Rolle spielen. Du lebst im Berliner Viertel, der Bestand stammt aus den 60er und 70er Jahren. Die LEG scheut offenbar auch deshalb eine umfassende Sanierung, weil er die Investitionskosten nicht auf die Miete umlegen kann. Wie könnte eine Lösung aussehen?

Cengiz Klimaschutz besteht ja nicht in erster Linie aus Sanierung, was viele Leute glauben. Es fängt ja schon dabei an, dass jeder Haushalt mindestens ein Gerät im Stand-by Modus hat, das Licht unnötig lange angelassen wird oder man zum Supermarkt mit dem Auto fährt. Diese im Vergleich kleinen Dinge sind nicht nur mit weniger Aufwand verbunden, man kann auch Geld sparen.

Die erneuerbaren Energien werden jetzt verstärkt gefördert. Angeblich befürworten dies die meisten Bundesbürger, nehmen aber im konkreten Fall oft die Haltung "not in my backyard" ein. Was würdest Du machen, wenn ein Investor im Rheinvorland einen Windpark errichten wollte?

Cengiz Das würde ich als nicht sinnvoll erachten. Windkrafträder verursachen schon eine Menge Lärm und dann gleich einen ganzen Park? Wenn, dann da, wo sie keinen stören. So viel dazu, dass die Menschen nur das bereit sind zu tun, wodurch sie sich selbst nicht beschränken müssen. Alles in allem hätte es sein Für und Wieder und jetzt Ja zu sagen, wäre nicht richtig.

Ist das am kommenden Montag Deine erste Moderatorentätigkeit? Was wird genau Deine Aufgabe sein?

Cengiz Davor habe ich noch bei den vier Veranstaltungen von "Hallo Bürgermeister!" moderiert. Was soll ich sagen? Ich liebe es zu reden. Am Montag werde ich zusammen mit Herrn Tippkötter die Zuschauer durch den Abend begleiten. Was genau wir machen, kann jeder, der hinkommt, selbst sehen.

Dorothee Schmidt-Elmendorff führte das Interview.

(RP/ac)
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