Langenfeld Büdchen für Fußballverrückte

Langenfeld · Wer in Immigrath gern über Fußball plaudert, sollte mal in Evangelios Koprivalis Büdchen vorbei kommen. Ein Umschlagplatz für Infos rund um die schönste Nebensache der Welt - Brötchen, Zeitung und Kaffee gibts dazu.

 Der Kiosk von Evangelios Koprivalis in Immigrath ist Treffpunkt für Fußballfans – egal welche Liga gerade spielt. Der Grieche fiebert immer mit seinem Verein aus seiner Heimat Saloniki.

Der Kiosk von Evangelios Koprivalis in Immigrath ist Treffpunkt für Fußballfans – egal welche Liga gerade spielt. Der Grieche fiebert immer mit seinem Verein aus seiner Heimat Saloniki.

immigrath Nicht erst seit dem Start der Bundesligasaison oder vor dem heutigen Länderspiel gegen Schweden gibt es zum Thema Fußball allerlei zu besprechen: Wie haben die Neulinge in den Klubs eingeschlagen, wer ist der neue Überflieger, welcher Trainerstuhl wackelt schon? Und wo ließe sich das besser tun, als in Evangelios Koprivalis Immigrather Kiosk. Oder besser: davor. Die kleine Bank an der Ecke Bogen-/Eichenfeldstraße ist vor allem an Sonntagvormittagen Umschlagplatz für Informationen rund um die schönste Nebensache der Welt. Bei ihm zuhause, erzählt ein Familienvater, der hier Brötchen und Zeitung holt, wundere sich schon niemand mehr, wenn das mal etwas länger dauere.

Koprivalis ist gebürtiger Solinger. In Griechenland fiebert er mit PAOK Saloniki, seine Familie stammt aus der Nähe. Schwester Christina lebt in Karperi, dem Heimatort seiner Eltern. Dort, sagt er, sei Fußball ein allgegenwärtiges Thema. Und eines, das durchaus lebhaft in der Öffentlichkeit besprochen werde.

Auch ein Stück Heimat

Insoweit hat er sich hier in Immigrath auch ein Stück Heimat erschaffen. Dass die Griechen bei der Europameisterschaft im Sommer ausgerechnet an Deutschland gescheitert waren, stört ihn nicht: "Die waren einfach besser." Man sehe das schon an den Ligen, die griechische sei einfach nicht so stark. Dafür sei das Abschneiden respektabel gewesen. Seit seiner Jugend schwärmt der 1968 Geborene aber vor allem für den FC Bayern. Schuld daran: "mein Onkel". Der habe ein ganzes Regal voller VHS-Mitschnitte von Spielen des Rekordmeisters gehabt, durch das sich der Neffe wühlte. Seither ist er Fan.

Im Verkaufsraum steht ein winzig kleiner Fernseher, auf dem während der Europameisterschaft alle Spiele flimmerten. "Wenn wenig los war, bin ich aber nach hinten gegangen" - wo ein "richtiger" Fernseher stehe. Was er im modernen Fußball so ein bisschen vermisst, ist der gute alte "Zehner", der elegante Spielmacher: "Wir Südländer lieben Zehner." Ein Kunde hingegen vermisst eher "Typen, so wie Basler oder Effenberg." Ehe man sich versieht, steckt man schon mitten in einer Diskussion über den Zustand der Nationalelf. "Khedira war der einzige, der bei der EM richtig gekratzt hat", sagt einer. Ein anderer meint, Bundestrainer Löw habe seine eigenen Prinzipien verraten, als er den nicht hundertprozentig fitten Schweinsteiger aufgeboten habe. Nach dem jüngsten 6:1-Sieg in Irland wechselte die Stimmungslage aber von zu Tode betrübt auf einen Schlag zu himmelhoch jauchzend.

Als Bezugspunkt für Fußballverrückte indes taugt das Büdchen nur, solange der Chef nicht einkaufen ist und deshalb vertreten wird. Denn dann laufen auf dem kleinen Fernseher Gerichtsshows und andere Perlen des Nachmittagsprogramms. Gottlob kennen die meisten Koprivalis Wochenplanung: "Ich habe eigentlich fast nur Stammkunden."

(maxl)
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