Monheim Warum nicht alle Briefkästen leer bleiben

Monheim · Der Poststreik geht in die dritte Runde. Manche Bezirke werden bedient, andere nicht.

Der Weg zum Briefkasten endet für Barbara S. in Baumberg seit acht Tagen mit einer Enttäuschung. "Am 12. Juni wurde die letzte Post in der Helene-Lange-Straße zugestellt", klagt sie. Seitdem herrscht Leere in den Kästen im Zustellbezirk an Baumbergs Ostgrenze. Natürlich hatte Barbara S. vom Poststreik gehört, und hatte anfangs auch ein wenig Verständnis. Irritiert zeigte sie sich erst, als sie hörte und sah, dass südlich der Berghausener Straße "nur wenige hundert Meter entfernt" der Postbote weiterhin täglich schellte, zum Beispiel in den Straßen im Umfeld des Sportplatzes des SSV Berghausen. Auch in Monheim City, so erfuhr sie, wurde anscheinend die Post regelmäßig ausgetragen.

Nach acht postlosen Tagen fragte sie bei einer Hotline der Post AG, wie das möglich sei. Die Antwort lautete sinngemäß "wenn in einem Zustellbezirk ein Verdi-Mitarbeiter streikt, und in den Nachbarbezirken Nichtstreikende (wie etwa Beamte) zustellen, kann es solche Situationen geben". Achim Gahr, Sprecher der Deutschen Post AG, bestätigte auf RP-Nachfrage diese mögliche Begründung. "Das ist sehr ärgerlich und diese Folgen für die Kunden bedauern wir." Der Streik geht in die dritte Woche, inzwischen streiken rund 25 000 Zusteller. "Die Probleme sind leider vorhanden, auch wenn wir aktuell rund 80 Prozent der Briefe zustellen." Gahr räumt ein: "Trotz aller Aushilfen, Sonntagsarbeit, Überstunden und freiwilliger Zusatzdienste können einzelne Bezirke auch über mehrere Tage nicht bedient werden."

Die Idee der Baumbergerin, zwischen den einzelnen Zustellbezirken zu rotieren, wenn nicht alle an Bord sind, lässt sich nicht so ohne weiteres realisieren. "Das geht nur auf freiwilliger Basis, es gibt rechtliche Zwänge, die im Streikrecht verankert sind", bedauert Gahr. So ist es nicht möglich, einen Kollegen gegen seinen Willen in den verwaisten Bezirk zu schicken ("der wäre dann ein Streikbrecher").

Die Auskünfte stellen Frau S. nicht zufrieden. "Schade, dass die Post so unflexibel ist."

Sie vergleicht den Post- mit dem Lokführerstreik. "Da fielen einzelne Züge aus, aber es wurden keine Strecken tagelang gar nicht befahren", merkt sie an.

(mmo)
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