Langenfeld Langenfeld sucht den Super-Slogan II

Düsseldorf · Die Stadtvermarkter im Rathaus behandeln die sieben DIN A4-Seiten, als enthielten sie ein Stadtgeheimnis. Staehlers Plan zur Einführung der Monarchie in Langenfeld? Der Entwurf einer Unabhängigkeitserklärung zum Tag der Deutschen Einheit und zum 60. Stadtwerdungstag am 3. Oktober 2008? Oder gar das Konzept einer neuen Komplettverschuldung, um sich rechtzeitig vom dereinst solide werdenden Rest der Republik abheben zu können?

Die Stadtvermarkter im Rathaus behandeln die sieben DIN A 4-Seiten, als enthielten sie ein Stadtgeheimnis. Staehlers Plan zur Einführung der Monarchie in Langenfeld? Der Entwurf einer Unabhängigkeitserklärung zum Tag der Deutschen Einheit und zum 60. Stadtwerdungstag am 3. Oktober 2008? Oder gar das Konzept einer neuen Komplettverschuldung, um sich rechtzeitig vom dereinst solide werdenden Rest der Republik abheben zu können?

Nein, es handelt sich um die städtische Slogansammlung. 203 Vorschläge hat die Verwaltung auf besagten sieben Seiten zusammengefasst, 203 Vorschläge für einen griffigen Langenfeld-Spruch, eingereicht von Bürgern und Werbeprofis. City-Manager Jan Christoph Zimmermann ließ die Liste jetzt den Ratsfraktionen zukommen. Die sollen daraus bis zum 16. Mai jeweils zehn Favoriten auswählen, ehe der Hauptausschuss in einem großen Finale den Sieger kürt.

Dass die Kommunalpolitiker nun „10 aus 203“ spielen müssen, liegt an der misslungenen ersten Staffel dieser Casting-Show. Bürgermeister Magnus Staehler und Zimmermanns Amtsvorgänger Bülent Arslan eröffneten sie im Dezember gleich mit der Endrunde: „Wo jeder jemand ist“ und „Wir sind eins“ lautete die mit Hilfe einer Düsseldorfer Werbe-Agentur zusammengestellte Paarung. Beim Publikum fielen indes gleich beide Kandidaten durch, genauso wie das aus zwei Quadraten arg konstruierte Logo-L.

Zum Auftakt der zweiten Staffel bekundete die FDP gestern Sympathie für den traditionellen Langenfeld-Spruch „Junge Stadt an alter Straße“: „Die von der Verwaltung angeführten Gründe für eine Änderung sind nicht überzeugend“, erklärte Fraktionschef Rolf Gassen. Für Josef Müller, den Vorsitzenden der CDU-Ratsmehrheit, muss ein neuer Slogan „auf jeden Fall auf Langenfeld bezogen sein – er darf nicht auch zu jeder anderen Stadt passen“. Die SPD will laut Fraktionsgeschäftsführerin Angela Baum vor einer Stellungnahme erst mal der geheimnisvollen Liste habhaft werden, die BGL hat sie schon, spielt aber beim Slogan-Casting „nicht mehr mit“: Solle sich doch jedes Amt je nach Zielgruppe seinen eigenen Spruch ausdenken, meint Frontmann Gerold Wenzens.

Die Auswahl jedenfalls wäre groß. Unter den 203 Ideen findet sich für jeden Geschmack etwas, vom originellen „Langenfeld – wo wir sind, ist vorne“ über ein very sophisticated „Langenfeld indeed“ bis hin zum heimatpoetischen „Posthornstadt mit grünem Flair, für jeden da, ich liebe dich sehr“.

Das kommt von Herzen. Ein „Darf ich dir meine Slogansammlung zeigen“ hingegen könnte nur ein Vorwand für anderes sein. Damit RP-Leser nicht darauf reinzufallen brauchen, finden sie die komplette Liste auf: Seite B 2

(RP)
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