Langenfeld Künstler installiert zerlegtes Fischerboot

Langenfeld · Kunstverein Langenfeld präsentiert bis zum 13. Januar Rainer Junghanns' "Mombasa Shipping Project".

Mit einem kreativen Fanal beschließt der Kunstverein das Jahr: Bis zum 13. Januar zeigt er mit Rainer Junghanns' "Mombasa Shipping Project" eine Installation, deren Einzigartigkeit schon im Versuch, sie adäquat zu beschreiben, deutlich wird. Vielleicht nähert man sich der Arbeit am besten von der ostafrikanischen Küstenstadt her, auf die der Titel anspielt. Traditionell spielt dort Fischerei eine große Rolle. Doch traditionell wird sie, in den typischen Fischerbooten, immer weniger betrieben. Junghanns war dort, und die Boote haben ihn künstlerisch interessiert.

Ein großformatiges Foto zeigt sie am Strand, die Segel im Wind. Wie ein Beatmacher alte Platten zerschneidet und zu etwas Neuem zusammenfügt, hat der "Prozesskünstler" eines dieser Boote zerlegt, nach Deutschland verschifft und setzt es seit 2010 dort in immer neuen Variationen als, wie er sagt "Vermessung der Erde mit eigenen Mitteln" wieder zusammen. In Hamburg, Bonn, Xanten etwa. Jetzt eben auch in Langenfeld.

Was diese Stadt an ihrem wunderbaren Kunstraum hat, wird gerade auch in dieser Schau klar. Er ist so wandelbar wie eine weiße Leinwand, jeder der ausstellenden Künstler kann sich dort verwirklichen. Junghanns freilich holt sich dafür noch Hilfe in der lokalen Wirtschaft. Denn das hängende Viereck, zu dem er die Planken und den Mast des Fischerbootes vertaut hat, verbirgt sich in einer riesenhaften Sperrholzkiste, die in Zusammenarbeit mit dem heimischen Unternehmen Kisten Jansen zusammengezimmert wurde. Auf den kleineren Stirnseiten ist sie aufgeklappt und gibt den Blick auf die an Drahtseilen schwebende Skulptur frei. Flankiert wird die raumgreifende Arbeit von sieben bisweilen wie Stills anmutenden Foto-Abzügen. Die kenianische Stadt wie aus der Vorüberfahrt. Die "Grand Pearl", ein stählernes Ungetüm von Containerschiff, auf das eine kleine Fähre zusteuert. Zudem gibt es eine Dokumentation des bisherigen Projektverlaufs, anhand derer nachgewiesen wird, dass das "Mombasa Shipping Project" nirgends dasselbe ist, ohne dass sich die Zutaten änderten. Auch der Flachbildschirm hängt nicht ohne Grund. Darauf läuft in Dauerschleife ein Film, der den Entstehungsprozess in bewegten Bildern nacherzählt. Kunst für alle Sinne: Sehen, Fühlen – die Haptik des Holzes, die vom Wasser des Indischen Ozeans vernarbte Oberfläche der bemalten Planken, Riechen. Als betrete man eine Zimmerei.

Multimedial setzt der Münchner sich mit Herkunft, Tradition und Moderne auseinander. Um das Wesen der Globalisierung verstehen zu können, hilft die Frage, was sie einem selbst bringt, nicht weiter. Die viel wichtigere ist, was sie anderen nimmt. Die Antwort verbirgt sich im Halbdunkel, wie die "Installation für Langenfeld" in ihrer Kiste.

(maxl)
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