Fußball Magere Zeiten für die Innenstadt-Vereine

Erkelenzer Land · Fußball: SC 09 Erkelenz, SC Wegberg und Borussia Hückelhoven blicken auf eine große Vergangenheit und eine triste Gegenwart. Etliche Dorfvereine aus diesen Städten haben die City-Klubs sportlich inzwischen weit überflügelt. Die RP fragte bei den Verantwortlichen nach.

 Der SC 09 Erkelenz (blaue Trikots) und SC Wegberg haben sich schon in weit höheren Klassen duelliert als wie zurzeit in der B-Liga. Die Gegenwart (die Spielszene ist vom April 2014) ist für die beiden Traditionsklubs bescheiden.

Der SC 09 Erkelenz (blaue Trikots) und SC Wegberg haben sich schon in weit höheren Klassen duelliert als wie zurzeit in der B-Liga. Die Gegenwart (die Spielszene ist vom April 2014) ist für die beiden Traditionsklubs bescheiden.

Foto: NIPKO (ARCHIV)

FC Wegberg-Beeck, Sparta Gerderath, TuS Germania Kückhoven, Sportfreunde Uevekoven und SV Schwanenberg: Das sind die fünf Vereine des Erkelenzer Lands, die mit ihren Seniorenteams auf Verbandsebene spielen. Fällt was auf? Richtig, darunter ist kein City-Verein. SC 09 Erkelenz, SC Wegberg und Borussia Hückelhoven haben zwar allesamt eine ruhmreiche sportliche Vergangenheit, doch aktuell haben sie wenig zu melden, kicken schon seit etlichen Jahren in der B-Liga - die Borussia gar ganz unten, in der C-Liga.

Die größten Turbulenzen dieses Trios erlebt zurzeit zweifellos der SC 09 Erkelenz (siehe Interview). Für Guido Dürbaum, den Sportlichen Leiter des SC 09, ist grundsätzlich vor allem aber eines entscheidend für die aktuelle Misere der City-Vereine: "Das ist in erster Linie eine Frage des Geldes. Wer sportlichen Erfolg haben will, muss zahlen - das gilt auch für die Dorfvereine. Mir braucht keiner zu erzählen, dass bei den ambitionierten Dorfklubs kein Geld gezahlt wird - ich weiß es besser. Wenn das Geld für Spieler da nicht von den Vereinen selbst gezahlt wird, dann eben von Privatpersonen. Oder aber Spieler werden mit Jobs geködert."

Wichtig ist Dürbaum die Feststellung, dass er dieses Gebaren gar nicht verurteile: "Das werfe ich den Vereinen gar nicht vor - so läuft das Geschäft."

 Vorsitzender des SC Wegberg: Manfred Vits.

Vorsitzender des SC Wegberg: Manfred Vits.

Foto: JÜRGEN LAASER

Im Unterschied zu Dorfvereinen hätten City-Vereine in der Regel auch alle Jahrgangsklassen in der Jugend besetzt, fährt Dürbaum fort - und das koste eben eine Stange Geld: "Mit den Kosten für Ausstattung, Trainer und Versicherungen kommt man da flott auf einen jährlichen Betrag von rund 20 000 Euro. Das sparen viele Dorfvereine, haben daher mehr Geld für die Senioren zur Verfügung." Und noch etwas sei wichtig: "Dorfvereine genießen im Ort einen viel größeren Rückhalt, als ein Stadtverein das tut. Die Identifikation mit dem Verein ist im Dorf viel größer als in der Stadt."

Eine Aussage, die Manfred Vits, Vorsitzender des SC Wegberg, nur unterschreiben kann. Er nennt ein Beispiel: "Wenn wir ein Oktoberfest veranstalten, kommen maximal 100 Leute. Tun das die Sportfreunde Uevekoven, ist das ganze Dorf da. Die Sportfreunde sind ohnehin ein Paradebeispiel dafür, wie man es richtig macht."

 Sportlicher Leiter des SC 09 Erkelenz: Guido Dürbaum.

Sportlicher Leiter des SC 09 Erkelenz: Guido Dürbaum.

Foto: JL (ARCHIV)

Ebenso habe auch der SCW mit finanziellen Problemen zu kämpfen. "Wir haben einfach nicht mehr das Geld wie noch vor 20 Jahren." Ein weiterer Faktor sei der fehlende Kunstrasen. "Uevekoven hat einen und ist in die Bezirksliga aufgestiegen. Der SV Helpenstein hat einen und ist aktueller Tabellenführer der A-Liga. Das spielt schon eine Rolle - auch in der Jugend. Im Oktober können die Kinder bei uns in der Regel noch auf Rasen spielen, danach geht's auch für sie auf die Asche." Dazu komme gerade in der Jugend die Magnetwirkung des FC Wegberg-Beeck - die wirklich guten Spieler gehen halt zum FC. Vits: "Das müssen wir akzeptieren - wie auch der SC 09 Erkelenz. Der ist davon genauso betroffen." Und noch etwas spiele beim SCW eine Rolle: "Das Anspruchsdenken ist zu groß. Permanent wird von einigen hier die erfolgreiche Vergangenheit beschworen. Das führt dazu, dass man sich selbst viel zu sehr unter Druck setzt." Als sein Fazit räumt Vits ganz offen ein: "Ich erlebe bei mir öfter ein Gefühl der Resignation."

Das tut Olaf Beirowski, designierter Vorsitzender Borussia Hückelhovens, nicht. "Ich bin ja erst seit drei Jahren wieder bei der Borussia dabei, habe über meine Kinder wieder zum Verein gefunden." Über den Niedergang der vergangenen zwei Jahrzehnte möchte er daher nichts sagen - wohl aber über die Verhältnisse, die er 2011 bei seinem Einstieg vorfand: "Keiner wollte hier mehr mitarbeiten. Das haben wir geändert. Vor allem haben wir die massive Abwanderung unserer Kinder und Jugendlichen zu den Nachbarvereinen gestoppt."

 Vorsitzender bei Borussia Hückelhoven: Olaf Beirowski.

Vorsitzender bei Borussia Hückelhoven: Olaf Beirowski.

Foto: JL (ARCHIV)

Auch in den kommenden Jahren genieße bei der Borussia die Jugendarbeit eindeutige Priorität. "Fast alle im Vorstand trainieren auch eine Jugendmannschaft", betont Beirowski stolz. Natürlich wäre es aber schön, wenn der Ersten Mannschaft in diesem Jahr der Sprung zurück in die B-Liga gelingen würde, bekennt Beirowski. "Ein Muss ist das aber nicht."

(emo)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort