Fußball Als der STV Bundesliga spielte

Fußball · Vor 20 Jahren, am 16. August 1992, starteten die Lövenicher Frauen das Abenteuer Bundesliga. Das Premierenspiel verlor der Aufsteiger am Hötzelenberg gegen Fortuna Sachsenroß Hannover mit 0:3. Am Ende stand der Abstieg.

 Mit diesem Team startete der STV Lövenich am 16. August 1992 das Abenteuer Bundesliga. Das Funktionsteam bildeten Trainer Toni Zündorf (l. oben), Torwarttrainer Franz-Josef "Tuuusch" Heinrichs (r. oben) sowie die Betreuerinnen Gabi Wego (l. unten) und Brunhilde Zündorf (r. unten).

Mit diesem Team startete der STV Lövenich am 16. August 1992 das Abenteuer Bundesliga. Das Funktionsteam bildeten Trainer Toni Zündorf (l. oben), Torwarttrainer Franz-Josef "Tuuusch" Heinrichs (r. oben) sowie die Betreuerinnen Gabi Wego (l. unten) und Brunhilde Zündorf (r. unten).

Foto: KN (Archiv)

Kleiner Kader, niedriger Etat, große Begeisterung, aber auch eine gehörige Portion Skepsis: So startete der STV Lövenich am 16. August 1992 gegen Fortuna Sachsenroß Hannover in die damalige Bundesliga-Nord.

 Toni Zündorf trainierte die STV-Frauen 29 (!) Jahre lang.

Toni Zündorf trainierte die STV-Frauen 29 (!) Jahre lang.

Foto: Passage (Archiv)

Ein Jahr zuvor, im Juni 1991, hatte dem STV in einer dramatischen Aufstiegsrunde am Ende ein winziges Tor zum Aufstieg gefehlt. 1100 Zuschauer sahen am Lövenicher Hötzelenberg das 1:1 im Schlussspiel gegen den TV Jahn Delmenhorst. Womit beide nicht aufstiegen. Im Sommer 1992 holten das beide dann gemeinsam nach — ganz souverän der STV: Bereits nach dem vierten von sechs Spielen der Aufstiegsrunde konnten die Grün-Weißen die Sektkorken knallen lassen. 850 Zuschauer erlebten an diesem denkwürdigen 14. Juni 1992 in Lövenich das turbulente 5:3 gegen den FC Rumeln-Kaldenhausen — der vierte Sieg im vierten Spiel. Womit der STV das Ticket für die Erstklassigkeit gelöst hatte.

 Dorothee Schotten (r.), Lokalmatadorin aus Keyenberg, war in der Bundesliga Lövenichs torgefährlichste Spielerin, erzielte mit sieben exakt die Hälfte der insgeamt nur 14 STV-Tore in den 18 Spielen in der Eliteklasse.

Dorothee Schotten (r.), Lokalmatadorin aus Keyenberg, war in der Bundesliga Lövenichs torgefährlichste Spielerin, erzielte mit sieben exakt die Hälfte der insgeamt nur 14 STV-Tore in den 18 Spielen in der Eliteklasse.

Foto: Laaser (Archiv)

Bei Macher Toni Zündorf, über knapp drei Jahrzehnte Trainer, Abteilungsleiter und Mädchen für alles in Personalunion, verflog die Aufstiegseuphorie jedoch rasch. Was weniger an den Auflagen des DFB lag, die — gemessen an heutigen Verhältnissen — geradezu drollig wirken: Ein Platztelefon musste angeschafft werden, ebenso überdachte Trainerbänke. Dazu waren Pressekonferenzen nach dem Spiel vorgeschrieben — die durften aber in der Umkleidekabine stattfinden.

Mini-Etat: 50 000 Mark

Und auch die Finanzen brachten Zündorf nicht wirklich um den Schlaf: Mit einem Mini-Etat von rund 50 000 Mark ging der STV das Abenteuer Bundesliga an, und der war vor dem ersten Spiel bereits gedeckt. Aufwandsentschädigungen gab's nur in Form von Fahrgeld — die meisten Spielerinnen kamen ja nicht aus dem Erkelenzer Land, sondern von weiter weg. Der Großteil des Etats war aber für die Auswärtsfahrten bestimmt — samt einiger nötiger Übernachtungen.

Was Zündorf, damals 58 Jahre alt, wirklich beunruhigte, war etwas ganz anderes: "Von einer vernünftigen Vorbereitung konnte überhaupt nicht die Rede sein", grollte er kurz vor dem Auftaktspiel. Wegen der Aufstiegsrunde gab es praktisch keine Pause, dazu fehlten etliche Leistungsträgerinnen verletzungs- oder urlaubsbedingt. Kurios: Die komplette Vorbereitung dauerte so gerade mal knapp drei Wochen — ohne jegliches Vorbereitungsspiel. Einziger "Test" war das DFB-Pokalspiel der 1. Runde beim Oberligisten Lorbeer Rothenburgsort Hamburg — der STV verlor 0:4.

So war es im Grunde kein Wunder, dass Lövenich an diesem 16. August 1992 die Bundesligapremiere gegen Hannover mit 0:3 in den Sand setzte. Mit 7:29 Punkten und 14:43 Toren stand am Ende dann auch der Abstieg — gemeinsam mit Delmenhorst. Gegen den Mitaufsteiger feierte der STV seine beiden einzigen Siege, dazu gab es jeweils ein Remis gegen SSG Bergisch Gladbach, VfR Wolfsburg und KBC Duisburg. Gegen Staffelsieger TSV Siegen, "Vize" SV Brauweiler, VfB Rheine, Fortuna Hannover und Tennis Borussia Berlin holten die Lövenicherinnen dagegen keinen Punkt — und schossen auch kein Tor. Dennoch blieb es im Umfeld ruhig — es trat eben das ein, was unter diesen Umständen allgemein auch erwartet worden war.

Und eine Bestmarke verzeichnete Lövenich aber immerhin auch: Mit amtlich exakt 215 Zuschauern im Schnitt avancierte der STV zum Zuschauerkrösus der Liga — Meister Siegen kam nur auf 167 . . .

(emo)
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