Aus der Historie Die kuriosesten Trainersuchen bei Fortuna

Düsseldorf · Fortuna Düsseldorf wechselt mal wieder einen Trainer. Nichts Ungewöhnliches in der an Veränderungen reichen Vereinsgeschichte. Doch im vergangenen Vierteljahrhundert stechen vier Entscheidungen für diese Position besonders heraus.

 Uwe Fuchs (rechts).

Uwe Fuchs (rechts).

Foto: Fishing4

Es zog sich ganz schön hin, bis sich Fortunas sportliche Leitung dazu entschlossen hatte, den Vertrag mit Cheftrainer Uwe Rösler nicht zu verlängern. Und bis die Liaison mit Freiburgs U23-Trainer Christian Preußer, dessen Verpflichtung sehr bald verkündet werden soll, dann doch durchsickerte, sah es ganz so aus, als ob bis zur Verkündung eines Nachfolgers sogar noch mehr Zeit ins Land gehen würde. Zuvor wurde in der langen Vereinsgeschichte dagegen in Sachen Trainer oft genug  aus der Hüfte geschossen – und das nicht immer treffsicher. Wir haben einmal vier Wechsel-Episoden herausgegriffen, die in den vergangenen 25 Jahren besonders ins Auge fallen.

Episode 1 – das Ristic-Comeback Die Anfänge ähneln den jüngst vergangenen Monaten mit Uwe Rösler so sehr, dass man an eine Wiederholung der Geschichte glauben könnte. Im Juli 1999 war Jürgen Gelsdorf als neuer Cheftrainer zur Fortuna gekommen, doch die allzu hohen Erwartungen in Düsseldorf konnte die Mannschaft mit ihm nicht erfüllen. Fortuna war gerade aus der Zweiten Liga abgestiegen, und alle Welt erwartete nun von Gelsdorf die sofortige Rückkehr ins deutsche Unterhaus. Und als sich abzeichnete, dass dies nicht gelingen würde, wurde die Unzufriedenheit mit dem Trainer über Monate öffentlich ausgetragen – unter den Fans und im Vorstand um Helge Achenbach und Heinz Heßling.

Noch während Gelsdorf in der Rückrunde im Amt war (es gab auch damals keine vorzeitige Entlassung), flirtete die Führung mit Aleks Ristic, der nach zuvor zwei Amtszeiten immer noch Kultstatus genoss. Gelsdorf hielt zwar wie jetzt Rösler tatsächlich trotz allem bis Saisonende durch, wurde dann aber vom vermeintlichen Heilsbringer König Aleks abgelöst. Das Ende vom Lied. Ristics dritte Ära endete nach einer Halbserie im Chaos. 

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Foto: Frederic Scheidemann

Episode 2 – die doppelte Luftnummer Sie schließt sich direkt an die letzte Trennung von Ristic an. Diese erfolgte im Januar 2001 während des Trainingslagers in Portugal – nach einer Revolte des Spielerrats. Doch das wahre Chaos folgte erst jetzt. Der Plan B des Vorstands lautete nämlich, dass Tim Kamp die Mannschaft als Nachfolger des Bosniers übernehmen solle. Kamp trainierte seinerzeit die zweite Mannschaft Fortunas und wurde nach Portugal eingeflogen.

Der Haken dabei: In Absprache mit dem Rechteverwerter Sportwelt, dessen Boss Michael Kölmel damals einige Millionen in die marode Fortuna gepumpt hatte, sollte Ex-Profi Uwe Fuchs Kamp als Teamchef unterstützen und stieg deshalb ebenfalls in ein Flugzeug nach Portugal. Erst vor Ort erfuhr Kamp von dieser Idee – und flog sofort wieder zurück nach Hause. Chefcoach wurde Uwe Fuchs, für ein Vierteljahr. Dessen Nachfolger? Richtig: Tim Kamp.

Episode 3 – der ungeliebte Fast-Aufsteiger Wir schreiben das Jahr 2007. Fortuna war drei Jahre zuvor aus den Niederungen der Viertklassigkeit immerhin wieder in der dritthöchsten Liga und schickte sich zum Jahresende hin an, womöglich sogar den Sprung in die Zweite Liga zu schaffen. Doch dem Umfeld in Düsseldorf ging alles wieder einmal nicht schnell genug. Im November stand der Klub zwar auf Platz drei und hatte noch alle Chancen auf den Aufstieg, aber die Kritik an Trainer Uwe Weidemann (seit Ende 2004 im Amt) wurde immer größer.

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Foto: Frederic Scheidemann/Gabriel Boia/Scheidemann

Zentraler Punkt: Die Zuschauerzahlen in der neuen Arena waren mäßig, wofür viele der angeblich unattraktiven Spielweise Weidemanns die Schuld gaben. Der damalige Vorstandsvorsitzende Peter Frymuth verkündete in dieser knurrigen Stimmungslage schließlich die Trennung von Weidemann. Den Aufstieg schaffte Fortuna dann übrigens auch mit Norbert Meier, der am Neujahrstag 2008 das Amt antritt, nicht – erst ein Jahr später.

Episode 4 – der Hintertür-Funkel Im Spätherbst wird es oft kritisch für Trainer; da macht Fortuna keine Ausnahme. Im November 2015 war Schluss für Frank Kramer, heute Chefcoach bei Arminia Bielefeld. Fortuna rettete sich mit Interimstrainer Peter Hermann in die Zweitliga-Winterpause, doch im Hintergrund zeichnete sich schon recht deutlich das Bild des kommenden neuen Mannes Friedhelm Funkel ab.

Das Problem: Obwohl viele einflussreiche Leute im Verein unbedingt den erfahrenen Neusser wollten, sperrten sich einige andere ebenso heftig gegen ihn. Als dann zum Jahresbeginn 2016 der Mann präsentiert wurde, der Fortuna mal wieder zurück in die Bundesliga führen sollte, hieß dieser durchaus überraschend nicht Funkel, sondern Marco Kurz. Dessen Amtszeit war dann so wie sein Familienname. Die Düsseldorfer kamen nicht in die Gänge, gerieten sogar in ernste Abstiegsgefahr, so dass bereits im März der nächste Trainerwechsel anstand – zu Friedhelm Funkel, der seine Fortuna-Ära durch die Hintertür also doch noch bekam.

Nun also stehen die Zeichen voll auf Preußer für Rösler. Man darf gespannt sein, ob daraus irgendwann einmal eine Episode 5 erwächst; zumindest im Moment sieht es danach allerdings nicht aus.

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