Krefeld Voith Paper gibt Standort Krefeld auf - 220 Arbeitsplätze weniger

Krefeld · Der letzte Schritt war lange befürchtet worden, dennoch ist es ein Schlag für die Stadt: Voith Paper gibt Krefeld auf. Die Ausbildungssparte soll aber in neuer Trägerschaft erhalten bleiben.

 Ende des Jahres gehen hier die Lichter aus: das Voith-Gebäude an der Voithstraße.

Ende des Jahres gehen hier die Lichter aus: das Voith-Gebäude an der Voithstraße.

Foto: T.L.

Das Ende von Voith in Krefeld hat sich schon im November 2013 abgezeichnet: Damals wurde bekannt, dass das Unternehmen die Zahl der Jobs in Krefeld von 430 auf 170 reduzieren wollte; zudem hieß es, dass ein Käufer für das Gelände gesucht werde. Seit gestern ist klar: Die Geschichte des Papiermaschinenherstellers in Krefeld geht noch in diesem Jahr definitiv zu Ende. Der Konzern macht den weltweiten Einbruch bei den Investitionen in Papiermaschinen geltend - die Gewerkschaften sprechen bitter von Managementfehlern.

Bei einer Betriebsversammlung in Krefeld wurde der Kurs des Konzerns gestern erläutert. Die Stimmung dort sei "gefasst und professionell" gewesen, sagte gestern Hans-Ludwig Schubert, Geschäftsleiter bei Voith, in Krefeld - Gewerkschafter beschrieben die Stimmung als "niedergeschlagen und resigniert". Krefeld wird alle in der Stadt beheimateten 220 Arbeitsplätze bei Voith verlieren. Es wird aber nicht 220 Kündigungen geben: 65 Beschäftigten soll ein Arbeitsplatz am Sitz des Konzerns in Heidenheim angeboten werden, 14 in Düren und einigen im Homeoffice-Bereich.

 Überbringer schlechter Nachrichten: Hans-Ludwig Schubert, zuständiger Geschäftsleiter bei Voith, gestern in Krefeld vor der Presse.

Überbringer schlechter Nachrichten: Hans-Ludwig Schubert, zuständiger Geschäftsleiter bei Voith, gestern in Krefeld vor der Presse.

Foto: Thomas lammertz

Den Vorwurf von Management-Fehlern wies Schubert zurück: "Wir haben den Markt genau beobachtet. Was aber niemand vorausgesehen hat, ist der drastische Einbruch des grafischen Papiermaschinengeschäfts" - gemeint sind Maschinen für Druckerzeugnisse wie Zeitungen und Zeitschriften. Insgesamt sei das Marktvolumen im Papiermaschinenbereich global innerhalb von fünf Jahren von 3,5 auf 1,7 Milliarden Euro zurückgegangen; der Umsatz bei Voith Paper sei im gleichen Zeitraum von einer Milliarde auf 500 Millionen Euro geschrumpft. Der einzige Wachstumsbereich bei Papiermaschinen sei heute die Tissue-Sparte - dabei geht es um Hygieneartikel wie Papiertaschentücher oder Toilettenpapier, so Schubert.

In Krefeld sitzt in der Hauptsache eine Konstruktionsabteilung für Rollenschneider, Kalander und Überführsysteme. Dies teilte der Krefelder Betriebsratsvorsitzende Uwe Badziong auf Anfrage mit. Insgesamt werden im Papierbereich des Konzerns rund 1000 Arbeitsplätze abgebaut. Badziong hat an der entscheidenden Aufsichtsratssitzung heute am Konzernsitz in Heidenheim teilgenommen, in der das Unternehmen den Sparkurs bekanntgegeben hat.

Badziong kündigte Verhandlungen mit der Konzernspitze an, um mehr Jobs zu retten. "Es wird sie aber definitiv nicht mehr am Standort Krefeld geben", sagte er. Schubert kündigte auch an, die Auszubildenden bis zum Ende ihrer Ausbildung zu halten: "Der Ausbildungs- und Umschulungsbereich soll in eine neue Trägerschaft überführt werden."

"Gerüchte hat es schon einige Zeit gegeben", berichtete Krefelds DGB-Chef Ralf Köpke auf Anfrage; so seien ein Kaufinteressent und Vertreter des Unternehmens bei einer Besichtigung des Geländes gesichtet worden - an einem Samstag, wohl um zu vermeiden, dass man von Mitarbeitern gesehen werde. Seitdem sei der Belegschaft klargewesen, dass die Zeit von Voith in Krefeld abläuft. Der Kaufinteressent sei der Krefelder Unternehmer Jan Kleinewefers; ihm gehörte der heutige Voith-Komplex schon einmal.

(RP)
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