Krefeld Voith-Gelände steht vor Verkauf

Krefeld · Nach dem Abbau der Arbeitsplätze wird Voith Paper nach Informationen aus Gewerkschaftskreisen in Krefeld oder der Region einen neuen Standort suchen. 15 Millionen Euro sollen mit dem Verkauf des Voith-Areals erzielt werden.

 Das Voith-Gelände an der Voithstraße im Krefelder Stadtteil Inrath.

Das Voith-Gelände an der Voithstraße im Krefelder Stadtteil Inrath.

Foto: Thomas Lammertz

Der 150 Jahre alte Industriestandort an der heutigen Voith-Straße am Inrath könnte demnächst einen gravierenden Wandel erfahren. Ralf Köpke, Krefelder DGB-Chef und IG-Metall-Sekretär, teilte gestern am Rande einer Pressekonferenz zum Arbeitsplatzabbau bei Voith mit, dass das Unternehmen nach der Reduzierung der Krefelder Arbeitsplätze von 430 auf 170 einen neuen Standort in Krefeld oder der Region suchen werde. Köpke wörtlich: "Die 170 verbleibenden Krefelder Voithianer werden nicht mehr dort arbeiten. Voith sucht Alternativen im Krefelder Raum." Das Unternehmen selbst wollte dies gestern auf Anfrage nicht kommentieren. "Wir äußern uns nicht zu einzelnen Themen bzw. Gerüchten rund um die Restrukturierungsmaßnahmen in der Produktion am Standort Krefeld", teilte Firmensprecher Markus Woehl mit.

Der 150 Jahre alte Voith-Standort gehörte ehemals dem Krefelder Industriellen Kleinewefers, ging dann an Jagenberg, später an Voith/Sulzer. Wie berichtet, fährt das Unternehmen Voith mit Sitz in Heidenheim in seiner Unternehmenssparte "Paper" einen harten Konsolidierungskurs und plant, in Krefeld mindestens 200 Arbeitsplätze zu streichen. Die Pläne wurden vor zwei Monaten, Mitte September 2013, öffentlich.

Das Krefelder Werk soll künftig keine neuen Maschinen mehr bauen, sondern sich auf Umbau und Anpassung bestehender Maschinen konzentrieren. Krefeld soll "Kompetenzzentrum" für Kalander und Rollenschneider werden. Außerdem sollen die Maschinen in Krefeld geplant werden. In Krefeld hat Voith Paper mit dem Maschinenhersteller Andritz Küsters einen direkten Konkurrenten.

Gestern erklärte Betriebsrat Hans-Jürgen Joachim (58) mit dem Krefelder IG-Metall-Sekretär Ralf Köpke in der Fabrik Heeder die Hintergründe der geplatzten Verhandlungen. Die Gewerkschaft hatte durch einen Unternehmensberater ein Zukunftskonzept für den Erhalt der Produktion in Krefeld erarbeiten lassen — dies wurde vom Voith-Management abgelehnt. Mit dem von der Gewerkschaft erarbeiteten Konzept — einen Teil der mechanischen Fertigung erhalten — hätten in Krefeld weitere 80 Arbeitsplätze erhalten bleiben können. Nach Berechnungen des Betriebsrats sind es nun wahrscheinlich sogar 233 Arbeitsstellen, die in Krefeld wegfallen. Denn 20 der Arbeitsplätze seien solche, bei denen Voith-Mitarbeiter künftig weltweit zur Wartung der Maschinen eingesetzt werden können. Fraglich sei, ob überhaupt Mitarbeiter dieses Angebot annehmen.

Der Markt für Papier-Großmaschinen befindet sich in der Krise, die Nachfrage nach Druckerzeugnisse sinkt. Dies sieht auch Betriebsrat Joachim: "Wir kommen von einem Umsatz von 1,2 Milliarden auf 500 Millionen. Die Planzahlen liegen bei 600 Millionen. Uns war allen klar, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann."

Ralf Köpke, IG-Metall-Sekretär, sieht die langfristige Strategie von Voith Paper darin, sich auf die drei Standorte Heidenheim, China (Kunshan) und Brasilien (Sao Paolo) zu konzentrieren und die anderen Standorte "plattzumachen". Die Stimmung im Krefelder Werk sei jetzt zwar "gedrückt", sagt Joachim. "Aber alle geben weiter 100 Prozent." Diese Einsatzbereitschaft habe die Krefelder Belegschaft auch zuletzt schon gezeigt, als entgegen des Tarifvertrags teilweise in 40- bis 50-Stundenwoche gearbeitet wurde. Der Tarifvertrag sieht 35 Stunden vor. "Unsere Mannschaft hat viele Einbußen hingenommen." Er schwärmt auch von den Kapazitäten, die das Krefelder Werk hat. "Wir können dort Sachen, die andere nicht können. Ich glaube, dass es derzeit einfach eine Saure-Gurken-Zeit für unser Werk ist, und dass es auch wieder aufwärts gehen kann."

Der Betriebsrat will sich jetzt darauf konzentrieren, einen Sozialplan und Interessensausgleich zu erarbeiten. Im Januar könnte dieses Verfahren abgeschlossen sein, dann könnte Voith mit den Kündigungen beginnen. Das Terminziel, an dem das komplette Verfahren abgeschlossen sein soll, ist von Voith auf den 31. März 2015 datiert worden — ein halbes Jahr nach hinten. Offen ist noch, was aus Krefeld als Voith-Ausbildungsstandort wird.

(RP)
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