Prozessauftakt in Krefeld Juwelier gesteht Überfall-Serie auf Banken

Krefeld · Seit Montag muss sich ein Juwelier aus Krefeld wegen schwerer räuberischer Erpressung und weiterer Versuche vor dem Krefelder Landgericht verantworten. Bei dem Überfall auf zwei Sparkassen soll er rund 5500 Euro erbeutet haben. Zwei weitere Versuche schlugen fehl.

 Der Angeklagte versteckt sein Gesicht hinter einem Ordner.

Der Angeklagte versteckt sein Gesicht hinter einem Ordner.

Foto: Lothar Strücken

Der 48-Jährige hat bereits ein Geständnis abgelegt. Bei der letzten Tat im September versetzte er in Linn den Mitarbeiter des Geldinstituts in Angst und Schrecken. Der Mann leidet noch heute unter den Folgen des Überfalls.

Es ist der 3. September, etwa 9.20 Uhr als ein Mann mit verdecktem Gesicht und Baseballkappe dem Mitarbeiter am Schalter einen Zettel vorlegt: "Überfall, Geld in Tüte!?, lautet der eindeutige Auftrag. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, zeigt der Täter noch seine Pistole. Eine Spielzeugpistole zwar, das kann der Mitarbeiter aber nicht ahnen. Rund 4300 Euro packt er ein, dann verschwindet der Maskierte mit dem Geld. Nur zwei Tage zuvor hatte er eine Sparkasse in Duisburg überfallen. Die Beute von 1200 Euro reichte aber nicht lange.

Davor waren zwei weitere Versuche, mit Gewalt an Geld zu kommen, fehlgeschlagen. In Mönchengladbach hatte der Mann zuvor einen Kinderrucksack in einer Volksbankfiliale deponiert und angekündigt, die Bank in die Luft zu sprengen, wenn man ihm kein Geld zur nahegelegenen Kirche bringe. Die Angestellten riefen die Polizei. Die Drohung wurde ernst genommen, das Gelände gesperrt und der Rucksack von Spezialisten untersucht. Der Inhalt: Haarsprayflaschen, eine Saftflasche, Draht und weiteres Zubehör.

Auch zu dem versuchten Überfall auf einen Juwelier in Viersen bekennt sich der Geschäftsmann. Dort sei er wieder gegangen, weil der Inhaber ihn gar nicht ernst genommen habe. Großes Interesse weckte der Prozessauftakt auch bei der Presse, denn mehrere Wochen lang war intensiv nach dem Täter gesucht worden. Und das mit erheblichem Aufwand: mit Bildern aus Überwachungskameras hatte man zunächst erfolglos nach dem Bankräuber gefahndet. Auch Speichelproben wurden bei zahlreichen Krefeldern genommen.

Den Fotografen im Gerichtssaal entgeht der 48-Jährige, indem er eine Akte vor sein Gesicht hält. Sehr gepflegt wirkt der Juwelier, die Taten will man ihm nicht so recht zutrauen. Immer wieder hakt der Richter nach: "Wie kommt es dazu? So ganz nachvollziehbar ist es nicht, dass der 48-Jährige seinen Betrieb mit Hilfe von Straftaten aufrecht erhalten wollte, anstatt Insolvenz anzumelden.

"Weil ich Angst hatte, mein Gesicht zu verlieren?", nennt er das Motiv und spricht von einem Teufelskreis. Hohe Schulden habe er schon gehabt, jetzt erkenne er, dass der finanzielle Ruin das kleinere Übel gewesen wäre. Aus der Familie hat er inzwischen weiteres Geld erhalten, um den Schaden wieder zu begleichen und Schmerzensgeld zu zahlen. Den Mitarbeiter in Linn hat es besonders schwer getroffen: er war schon wenige Monate zuvor Opfer eines fast identischen Überfalls geworden. Die Verhandlung wird am morgigen Mittwoch fortgesetzt.

(RP)
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