Krefeld Ein Holländer freut sich über die Krähe
Krefeld · Bei der Gala zur Verleihung des Kabarettpreises an Hans Liberg zündeten die Pointen in kurzen Intervallen.
Die zehnte Krefelder Krähe, die zugleich die fünfte Ehrenkrähe für einen der Großen auf dem Feld des Kabaretts war, überreichte Jochen Butz am Sonntag Abend im Stadttheater an Hans Liberg, und er tat dies im Rahmen eines ausführlichen Programms vor bestens besuchtem Haus.
Kurz ließ der Begründer des angesehenen gemeinnützigen Amateur-Kabaretts "Die Krähen" die bisherigen Preisträger der Ehrenkrähe, darunter drei in Folge mit dem Vornamen Dieter - Hildebrandt, Hallervorden und Nuhr -, in einem Video noch einmal Revue passieren. Diesmal habe man bei der Kür des Preisträgers besonderen Wert auf Kabarett mit musikalischem Akzent gelegt, leitete er dann über zum ersten Programmpunkt, einem Auszug aus "I Love You, You're Perfect, Now Change!". Das sechsköpfige Ensemble des Stadttheaters, das mit dem Stück gegenwärtig in der Fabrik Heeder gastiert, erntete mit Schauspiel, Musik und Gesang herzlichen Applaus.
Martin Zingsheim, der im vergangenen Jahr souverän die Krefelder Krähe für Nachwuchs-Kabarettisten errang, setzte den ersten Höhepunkt des Abends. Mit blitzgescheitem Wortwitz riss er nicht nur Sprach- und Literaturfreunde mit, als er eine bekannte Heine-Zeile mit "Deutschland - tagsüber geht's" konterte, auch die Zuhörer an den "unbefleckten Empfängern" draußen grüßte, mit einer nur aus Bibel-Zitaten geschmiedeten Rede manch einen im Saal verblüffte und ganz überflüssigerweise fragte: "Was kann ich? Und wenn ja, warum weiß ich davon nix?" Tosender Applaus für den geistreichsten Vortrag des Abends.
Danach hatten es die Krähen selbst nicht leicht mit ihrer parodistischen "Gründungsversammlung des Vereins gegen Vereinsmeierei", bewiesen aber Format und glänzten mit mundartlicher Färbung und umwerfender Mimik.
Nach der Pause gestaltete Butz den feierlichen Teil mit einer launigen Laudatio auf den "Clown der klassischen Musik", der sogar einen Emmy besitzt, mehr als 20 Musikinstrumente spielt und den großen Victor Borge zu seinen Vorbildern zählt. Liberg bedankte sich nicht nur bei den Krähen für die Ehrung, sondern auch bei seinen Eltern, die all dies möglich, und bei seinen Kindern, die all dies notwendig gemacht hätten. Streckenweise begleitet von zwei blutjungen Mitstreitern, dem famosen Ralph Andraasen am Schlagzeug und Joeri Pronk am Kontrabass, bot Liberg schließlich einen Parforceritt durch sein einzigartiges Repertoire. In bekannter Manier die Brücke schlagend zwischen erfolgreichen Pop-Songs und ihren klassischen Ursprüngen, Mozart und Fats Domino mischend oder nahtlos von Chopin zu "Strangers In The Night" schweifend, zahlreiche Verballhornungen inklusive, zündete der Niederländer, der tatsächlich auch Holländer ist, Lacherfolge in kurzen Intervallen. Dabei schlug er auch schon mal am Flügel die Beine übereinander und erzählte, dass seine Landsleute sogar von Bachs Matthäus-Passion eine Karaoke-Version hätten. Manchmal tendierte sein Humor heftig zum Klamauk, kam aber dennoch ungeschmälert an.