Krefeld Gefahr für Natur: Latumer Bruch trocknet aus

Krefeld · Das Naturschutzgebiet Latumer Bruch ist trocken wie nie: Naturschützer rätseln noch über die Gründe.

 Das Latumer Bruch liegt zwischen Krefeld und Meerbusch - seit 1982 steht es unter Naturschutz. Seit Jahren wird es dort allerdings immer trockener. Über die Ursache wird diskutiert.

Das Latumer Bruch liegt zwischen Krefeld und Meerbusch - seit 1982 steht es unter Naturschutz. Seit Jahren wird es dort allerdings immer trockener. Über die Ursache wird diskutiert.

Foto: Stadt

Die zunehmende Trockenheit des Latumer Bruchs, zweitgrößtes Naturschutzgebiet der Stadt, bereitet Naturschützern und den Experten in der städtischen Umweltverwaltung Sorgen. Das Bruch ist Reservat des Kammmolchs, Röhricht-Schilfpflanzen sind dort ebenso bedroht wie die in NRW extrem seltene Sumpfwolfsmilch. "Seit Jahren ist das Latumer Bruch trocken, aber so schlimm wie in diesem Jahr war es noch nie", sagt Rebekka Eckelboom vom Naturschutzbund (Nabu), die sich seit Langem mit dem Bruch befasst. "Die Trockenheit wird auf Dauer schwerwiegende Folgen für das Latumer Bruch haben."

 Rebekka Eckelboom vom Krefelder Naturschutzbund.

Rebekka Eckelboom vom Krefelder Naturschutzbund.

Foto: bkö

Zwei Möglichkeiten gebe es, warum das Bruchwald- und Feuchtgebiet Latumer Bruch so trocken ist: Entweder ist die Niederschlagsmenge tatsächlich in diesem Jahr extrem niedrig, oder aber in Meerbusch werde mehr Wasser für andere Zwecke entnommen, meint Eckelboom.

1982 wurde das Latumer Bruch unter Naturschutz gestellt. Es ist Rückzugsraum für viele seltene Wasservögel , auch für den Schwarzmilan sowie seltene Insekten. Das Naturschutzgebiet ist Teil des Rheinhochwasserbettes und wird umschlossen von zwei Altstromrinnen, die das Gebiet nach Norden und Westen begrenzen. Bei Rheinhochwasser sollen sich die Rinnen regelmäßig mit Grundwasser füllen - zusätzlich wird das Bruch über aus Meerbusch kommende Bäche feucht gehalten. Doch dieser Mechanismus funktioniert nicht mehr: Seit einiger Zeit führt die Rinne kein Wasser mehr. Rebekka Eckelboom vermutet: "Es kann natürlich sein, dass in Meerbusch mittlerweile mehr Wasser als früher entnommen wird." Die städtische Umweltverwaltung sieht als einen möglichen Grund für die Trockenheit auch den Pegel des Rheins sowie Regenarmut: "Aufgrund des ungewöhnlich niederschlagsarmen Winters sind die ansonsten im April/Mai typischen Spitzen der Grundwasserstände in diesem Jahr deutlich gekappt. An vielen Messstationen lässt sich im Verlauf der letzten Jahre ein Rückgang des Grundwasserstandes verfolgen." Dabei handele es sich aber um "nicht ungewöhnliche, meist kurzfristige Schwankungen, die seit Beginn der Aufzeichnungen immer wieder auftreten", teilte Stadtsprecher Timo Bauermeister mit. "Die Verwaltung sieht die Situation im Latumer Bruch ebenfalls mit Sorge." Perspektivisch solle mit EU-Hilfe die Altstromrinne im Latumer Bruch zunehmend als Retentionsraum für die Wassermengen genutzt werden, die dem Gebiet aus dem Bereich des Rhein-Kreises Neuss zufließen.

Eckelboom wird in Kürze neue Niederschlagsmessdaten vom Wetteramt in Essen erhalten. Ergibt sich aus diesen Werten, dass im Vergleich zu den Vorjahren eine ähnliche Niederschlagsmenge gefallen ist, will sie weitere Schritte unternehmen, auch die Behörden um Maßnahmen bitten. Bereits vor zwei Jahren hatte sie die Bezirksregierung über die Trockenheit informiert - damals wurden erste Schritte unternommen, um Maßnahmen gegen die Trockenheit zu ergreifen.

"Aktuell beobachte ich, dass es eine folgenschwere Verbuschung gibt", sagt Eckelboom - Brombeeren, Holunder und Bäume würden dort statt der typischen Feuchtgebietspflanzen wachsen. Der Röhricht, eine Schilfpflanze, sehe "katastrophal" aus. Gefährdet sei auch die einzige Sumpfwolfsmilch, die im Latumer Bruch steht - eine von nur noch fünf Pflanzen dieser Art in ganz NRW. Langfristig fürchtet Eckelboom gar Folgen für den seltenen Kammmolch: "Sie können zwar mehrere Jahre ohne Wasser auskommen. Wenn das Bruch aber länger als sieben Jahre trocken liegt, dann wird es definitiv zu einer Verringerung des Bestandes an Kammmolchen kommen."

Aktiv will die Stadt nicht mit Bewässerung entgegensteuern. Stadtsprecher Bauermeister sagt: "Dort, wo kein Wasser vorhanden ist, kann auch keines gehalten werden, und Maßnahmen zur künstlichen und dauerhaften Bewässerung solcher Gebiete sind weder sinnvoll noch auf Dauer wirtschaftlich." Auch beim Latumer Bruch handele es sich um ein periodisch trocken fallendes Gewässer, für das wechselnde Verhältnisse typisch sind und deren Lebensgemeinschaften sich einem solchen Wechsel anpassen.

(RP)
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