Sylvia Löhrmann in Krefeld Schulministerin zu Muslimen: "Sie alle bereichern unser Land"

Krefeld · Es war bundesweit der erste seiner Art: der "Tag des christlich-islamischen Dialogs". NRW-Bildungsministerin Sylvia Löhrmann rief die Religionen dazu auf, Botschafter des Friedens zu sein.

 "Wir sind ein Einwanderungsland": NRW-Bildungsministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) bei der Eröffnung des bundesweit ersten "Christlich-muslimischen Dialogtages" im Seidenweberhaus.

"Wir sind ein Einwanderungsland": NRW-Bildungsministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) bei der Eröffnung des bundesweit ersten "Christlich-muslimischen Dialogtages" im Seidenweberhaus.

Foto: Strücken

Rund 1200 Menschen haben den bundesweit ersten Dialogtag zwischen Christen und Muslimen mit zahlreichen Veranstaltungen im Seidenweberhaus sowie in Moscheen und Kirchen in Krefeld besucht. Krefeld wurde vom Ausrichter, die Christlich-Islamische Gesellschaft (CIG), auch deshalb als Ort der Premiere ausgewählt, weil die Arbeit der Krefelder "Union der türkischen und islamischen Vereine in Krefeld und Umgebung" als Dachverband der Moschee- und muslimischen Kulturvereine bundesweit als vorbildlich gilt. Zu den Gästen gehörte auch der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, Aiman Mazyek als Vorsitzender des Zentralrates der Muslime in Deutschland sowie Weihbischof Johannes Bündgens.

Ministerin Löhrmann bekräftigte in ihrem Grußwort zur Eröffnung, dass Deutschland Einwanderer braucht: "Wir sind ein Einwanderungsland. Wir brauchen als schrumpfende Gesellschaft jeden einzelnen Menschen in all seiner Vielfalt." An die Adresse der Muslime im Saal sagte sie: "Sie alle bereichern unser Land, gestalten es mit und übernehmen Verantwortung." Sie würdigte die Rolle des neuen islamischen Religionsunterrichtes in NRW als "Zeichen der Anerkennung" für Muslime und als Mittel zur Integration. Ein Drittel der Schüler von NRW hätten einen Migrationshintergrund. Die Ministerin betonte auch, dass der Rahmen des Miteinanders natürlich die Verfassung sei. "Unsere Gesetze und Spielregeln gelten für alle Menschen." Die Religionen sollten "die Botschaften des Friedens und des friedlichen Zusammenlebens" in die Gesellschaft einbringen. Islamischen Religionsunterricht gibt es Löhrmann zufolge in NRW mittlerweile an 36 Grundschulen und 27 weiterführenden Schulen. Zum Abschluss ihrer Rede benutzte sie den jüdischen Friedensgruß: ""Ich erweitere das Spektrum ein bisschen: Schalom."

Oberbürgermeister Gregor Kathstede erinnerte daran, dass das friedliche Miteinander der Religionen nicht selbstverständlich ist: "Was es heißt, wenn Menschen nicht miteinander sprechen, wenn sie ihr Weltbild, ihre Kultur und ihren Glauben zur einzig wahren Botschaft erheben und anderen aufzwingen wollen, das erleben wir in unzähligen Brennpunkten unserer Welt." Für Krefeld sagte er, dass religiöse Neutralität, Toleranz, gute Nachbarschaft und gegenseitige Hilfe seit Jahrhunderten tief in der Bürgerschaft verankert seien: "Jeder wird mit offenen Armen aufgenommen." Ausdrücklich dankte er dem Vorsitzenden der Türkischen Union, Mesut Akdeniz, für das Engagement des Verbandes, der über eineinhalb Jahre an der Vorbereitung des Dialogtages mitgearbeitet hatte.

Religionsvertreter (v.r.): Manfred Rekowski, Präses der Rheinischen Kirche; Aiman Mazeyk, Vorsitzender des Zentralrates der Muslime Deutschland, und Weihbischof Johannes Bündgens bei der Eröffnung im Seidenweberhaus.

Religionsvertreter (v.r.): Manfred Rekowski, Präses der Rheinischen Kirche; Aiman Mazeyk, Vorsitzender des Zentralrates der Muslime Deutschland, und Weihbischof Johannes Bündgens bei der Eröffnung im Seidenweberhaus.

Foto: Strücken,Lothar

Präses Rekwoski rief die Muslime dazu auf, sich auch sozial zu engagieren. Der muslimische Zentralratsvorsitzende Mazyek appellierte, den Islam nicht als politische Ideologie zu denunzieren. Der Diskurs um seine Religion sei "unglaublich politisch, hat aber nicht die Tiefe meines Glaubens erfasst". Friedfertigkeit gegenüber anderen Religionen sei Teil des Islam: "Unser Prophet weist uns immer wieder darauf hin, dass wir mit christlichen, jüdischen, auch atheistischen Menschen auf barmherzigste Art und Weise umgehen müssen." Fundamentalisten fehle es an Selbstbewusstsein. Bei Kritik an seiner Religion habe er nicht den Weg gewählt, Religion wie einen Kampfanzug anzuziehen, sondern nach dem Grund seines Glaubens zu fragen; dies gebe ihm Halt und Sicherheit.

Die "Türkische Union" zog gestern ein positives Fazit: "Die Union und die Krefelder Muslime haben den Dialogtag mitorganisiert und sind stolz darüber, dass solch ein Projekt in Krefeld stattgefunden hat", sagte Vorsitzender Akdeniz.

(RP)
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