Krefeld Durchbruch beim Projekt Rheinblick: Hotel-Neubau als Lösung für Lärmschutz
Krefeld · Offiziell ist noch nichts: Hinter den Kulissen haben Vertreter der Stadt, der Bezirksregierung, des Chemparks und der Investoren des Projekts Rheinblick in Uerdingen mit Erfolg daran gearbeitet, die Hürden hinsichtlich Hochwasser- und Lärmschutz zu beseitigen.
Der Durchbruch ist geschafft: Ernst Grigat, Leiter des Chemparks in Uerdingen mit 7000 Beschäftigten, informierte am Wochenende, dass einer Einigung in Sachen Rheinblick nur noch die ungeklärten Fragen im Hochwasserschutz entgegenstehen. Mit Rheinblick ist die Revitalisierung der jahrzehntealten Hafenbrache in Uerdingen gemeint. Dort, wo früher Firmen wie Howinol, Müncker und Erlenwein ansässig waren, soll nach dem Wunsch der Stadt und der Investoren ein neues niveauvolles Quartier entstehen. Gewerbe, Gastronomie, Dienstleistungen und Wohnen sind als Nutzungen vorgesehen. Das Problem dabei ist die Nähe zur chemischen Industrie mit Lärm und Schmutz. Die Verantwortlichen dort wollen kein Risiko eingehen und bestehen darauf, rechtlich alle nötigen Schritte im Vorfeld zu unternehmen, um Klagen von zukünftigen Nachbarn auszuschließen.
Der neue Plan sehe eine große Pufferzone zum Chempark ohne Wohnen vor, sagte Lutz Remmert, Geschäftsführer der Bielefelder Projektentwickler "KRP-Finanz GmbH & Co. Quartier Rheinblick KG" auf Anfrage unserer Redaktion. Nördlich der vom Stararchitekten Hadi Teherani vorgesehenen Freitreppe hätten die Parteien sich auf eine gewerbliche Nutzung geeinigt. "Wir bauen wahrscheinlich ein Hotel mit Lüftungsanlage. Die Fenster können dann verschlossen bleiben", sagte er. Die drei Riegel südlich der Freitreppe samt zentralem Platz blieben erhalten. Für die Fenster werde eine Sonderlösung erarbeitet.
Grigat hatte zuvor deutlich gemacht, dass ein Kompromiss nicht so einfach sei, wie im Düsseldorfer Medienhafen. Dort müssten die neuen Nachbarn im Grundbuch auf Einsprüche gegen vorhandene Industriebetriebe verzichten. "Ab einer gewissen Emission hat der Bürger nicht mehr die Wahl, ob er die Belästigung hinnehmen möchte. Das Gesetz schreibt dann vor, ihn aus Gründen der Gesundheitsvorsorge schützen zu müssen", erklärte Grigat. Für das Projekt Rheinblick ist der Rheinanleger des Chemparks als Lärmquelle mit 110 Dezibel einzuplanen.
Auch in Sachen Hochwasserschutz sind die Betroffenen einen wichtigen Schritt weitergekommen. Die zuständige Bezirksregierung hatte kritisiert, dass die Stadt die Angelegenheit mehr oder weniger den privaten Investoren überlassen wollte. Inzwischen hat die Kommune die Hoheit über die Thematik übernommen und 150.000 Euro für Untersuchungen wie Kernbohrungen und Gutachten ausgegeben. Das Ergebnis ist erfreulich. Weil das Gelände am Rheinufer bereits sehr hoch liegt, kann offenbar auf einen neuen beziehungsweise ertüchtigten Deich im Hinterland verzichtet werden. Stattdessen soll ein so genanntes Hochufer den Schutz vor einem Jahrhunderthochwasser am Rhein liefern. Dazu müsste das südlich gelegene Areal zwischen Rhein und Hohenbudberger Straße um lediglich 50 Zentimeter Höhe aufgefüllt werden.
Darüber hinaus wird es für die Realisierung des mehr als 85 Millionen Euro teuren Projekts Rheinblick erforderlich, die Wartepositionen der Fracht- und Tankschiffe zu verlegen. Bislang liegen sie genau auf Höhe der zukünftigen Loftwohnungen im Abschnitt zwischen Chempark und Hafeneinfahrt. Die Stadt Krefeld habe inzwischen einen trilateralen Vertragsentwurf erarbeitet, der mit den Verantwortlichen des Rheinhafens abgestimmt sei und der Currenta vorliege, heißt es in einem internen Papier. Parallel seien als Ersatz alternative Wartepositionen für die Schiffe im Hafenwendebecken und in der Hafennordspitze genehmigt, heißt es weiter. Seitens der Currenta bestehe eine grundsätzliche Bereitschaft, die bisherigen Wartepositionen zu verlegen.