Krefeld Der große Krefelder Weckmann-Test

Krefeld · Krefelds Bäcker backen leckere Weckmänner. Im Test durch unsere Redakteure hat der 179 Gramm schwere und 1,80 Euro teure Stutenkerl der Bäckerei Sommer mit hauchdünnem Vorsprung in der Gesamtwertung am besten abgeschnitten.

Der Weckmann oder Stutenkerl ist eigentlich ein Nikolaus. Im Rheinland und im Ruhrgebiet stürzen sich kleine und große Genießer gleichsam als regionale Besonderheit traditionell schon zu St. Martin auf den Hefewecken. Krefelds Bäcker haben sich auf die große Nachfrage eingestellt und produzieren die Stutenkerle in vielen leckeren Varianten mit und ohne Zuckerguss, Nüssen und Mandeln. Wir sind durch die Stadt gefahren, haben sechs frische Exemplare mit Rosinen eingekauft und in der Redaktion gemeinsam getestet.

Aussehen: Optisch die Nase vorn haben die Weckmänner der Bäckereien Ullrich, Sommer und Leven. Die Körper sind fein modelliert, Arme, Beine und Kopf gut zu erkennen. Fast elegant ist der Arm des Weckmanns von Leven geschwungen. Kraftvoll hält der Kollege von Sommer seine Pief (Pfeife) in der Hand. Und der große Bruder aus dem Hause Ullrich scheint die Pfeife sogar zum Mund zu führen und steht dabei auf zwei strammen Beinen.

Preis: Den niedrigsten Preis verlangte die Bäckerei Wellmans mit 1,50 Euro. Gruyters' Weckmann kostete 1,75 Euro, die von Weißert und Sommer 1,80 Euro, der von Leven 1,90 Euro und das Exemplar von Ullrich 2,35 Euro. Allerdings wog deren Weckmann auch stolze 294 Gramm. Der von Gruyters brachte mindestens genauso imposante 209 Gramm auf die Waage und der von Sommer 179 Gramm. Das krasse Gegenteil war der Stutenkerl von Leven mit 119 Gramm Lebendgewicht. Aufs Gramm bezogen sind die Gebäck-stücke von Ullrich, Gruyters und Sommer in genau dieser Reihenfolge preislich die günstigsten.

Geruch: Alle Rosinen-Weckmänner rochen frisch und gut und machten Appetit auf mehr.

Geschmack: Im Geschmack lagen alle nah beieinander. Die Unterschiede waren gering. Alle waren ihr Geld wert und fanden unter den sieben prüfenden Redakteuren ihre Fans. In einem Punktsystem von eins bis 15 lagen Sieger und Besiegte am Ende nur durchschnittlich 1,3 Punkte auseinander. Knapp als Erster durchs Ziel ging der Starter der Bäckerei Wellmans. Der Teig war leicht, geschmackvoll und mit vielen Rosinen gespickt. Ähnlich lautet die Beschreibung für den Weckmann von Sommer, der punktgleich mit dem von Ullrich auf dem zweiten Platz rangiert. Ullrichs Teig hingegen ist fest, aromatisch und mit saftigen Rosinen versehen. Fast gleichauf gehen die drei übrigen Kandidaten mit gutem Geschmacksergebnis durchs Ziel.

Service: Kompliment an die Mitarbeiterinnen der sechs Krefelder Bäckereien. Freundlich, humorvoll, aufgeschlossen posierten sie mit den Weckmännern vor den Ladenlokalen ihrer Arbeitgeber. Stefanie Kamperdix holte noch eilig eine Pfeife aus der Backstube, um dem Stutenkerl aus dem Hause Well-mans den letzten Schliff zu verpassen. Innungs-Obermeister Rudolf Weißert und sein Team aus Forstwald riefen schnell noch Bruder Holger an, weil sie selbst schon ausverkauft waren. Mittags gegen 14 Uhr waren bereits 150 Stück weggegangen. Auch Sommer am Glockenspitz hatten eine leere Auslage. Ein Anklingeln bei den Kollegen der Filiale an der Friedrichstraße und schon war der Kauf eines Weckmanns eingefädelt und gesichert. Elke Titgens hielt einen der beiden restlichen Exemplare für die Rheinische Post zurück.

Pfeife: Pfeife ist etwas für Nostalgiker. Vor allem die Generation 40 plus erinnert sich an erste Rauchversuche im Kindesalter zu St. Martin mit Hilfe der Weckmann-Pfeifen. Die einen erzählen von Laub oder von Opas Tabak und die anderen von Tee, den sie in ihre kleinen Pfeifen gestopft haben. Der Wahrheitsgehalt solcher Erzählungen ist kaum zu ermitteln. Fest steht aber, dass fünf der sechs Krefelder Weckmänner eine Pfeife hatten. Die Bäckereien Sommer und Ullrich sogar mit extra großen Exemplaren. Leven, Gruyters und Wellmans begnügten sich mit kleinen, aber feinen Pfeifen.

Gesamtwertung: Die Entscheidung über den Gesamtsieger fiel nach einem harten Kopf-an-Kopf-Rennen zugunsten des Weckmanns der Bäckerei Sommer. Sie lieferte sich mit dem Widersacher — der Bäckerei Ullrich — eigentlich ein totes Rennen. Am Ende entschied der persönliche Geschmack des Autors dieser Zeilen. In dieser vielleicht wichtigsten Kategorie hat der Stutenkerl der Bäckerei Wellmans sich ein Extralob verdient. Durch die Bank haben alle Redakteure für ihn Höchstnoten vergeben.

(RP)
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