Krefeld Bunte Lachblüten im Botanischen Garten

Krefeld · Beim Comedy-Festival von Betty Ixkes und Rüdiger Höfken ließen Waldemar Müller als Power-Dienstleister, Sybille Bullatschek als Senioren-Pflegefachkraft und Andy Sauerwein als Problemlöser für den Großflughafen Berlin die Lachblüten sprießen.

 Waldemar Müller agierte als ausgewachsener Service-Tsunami; Sybille Bullatschek berichtete aus dem "Haus Sonnenuntergang", und Andy Sauerwein begeisterte mit sehr persönlichen Ansichten und Vorschlägen.

Waldemar Müller agierte als ausgewachsener Service-Tsunami; Sybille Bullatschek berichtete aus dem "Haus Sonnenuntergang", und Andy Sauerwein begeisterte mit sehr persönlichen Ansichten und Vorschlägen.

Foto: Veranstalter/Krähen

Wie schon am Eröffnungsabend gab es auch am Freitag eine kleine Umbesetzung im Lachblüten-Programm im Botanischen Garten. Statt Bademeister Schaluppke eröffnete der "Power-Dienstleister" Waldemar Müller das Programm. Wie zur Bestätigung, dass ein Lebenslauf ohne Burnout heutzutage nicht mehr als seriös gelten könne, agierte Müller als ausgewachsener Service-Tsunami, den besonders ein weiblicher Bühnengast zu spüren bekam. Eine mannshohe Aluminium-Leiter balancierte er bemerkenswert lange auf seinem Kinnvorsprung (!), und eine Parodie auf Call Center Agents, die sich ballspielend einen Spaß daraus machen, Anrufer unnötig lange in der Warteschleife hängen zu lassen, bot dem Publikum einen gern genommenen Identifikationsansatz.

Nach einer kleinen Pause erzählte Sybille Bullatschek unter dem Motto "Volle Pflegekraft voraus" aus ihrem Berufsalltag im Seniorenheim "Haus Sonnenuntergang", welch weitreichende Folgen es haben kann, wenn eine Oma ihre Zahnprothese auf einer Hüpfburg verliert oder wenn eine Tüte Karamellbonbons die Kauwerkzeuge der gesamten Kukident-Fraktion vorübergehend unbrauchbar macht. Heiterkeit löste auch die Partnersuche eines pfiffigen 94-Jährigen aus, der im Internet-Chat angab, ein großes Haus mit mehreren Schlafzimmern zu bewohnen. Der vertrug es auch, im Gewitterregen auf dem Balkon vergessen zu werden, grollte aber der Mitbewohnerin, die ihn – gedopt mit Red Bull – bei der Rollator Rallye um den Sieg brachte.

"Wir haben noch nie durchgehend so tolles Wetter gehabt", freuten sich die Veranstalter Betti Ixkes, ausnahmsweise als Beleuchterin aktiv, und Rüdiger Höfken vom Wohnzimmertheater Podio. Nachdem sie ein Jahr ganz ausgesetzt hatten, waren sie bislang stets vollständig oder beinah ausverkauft. "Auch die Künstler genießen unser Ambiente", verriet Rüdiger Höfken. "Comedians treten sonst nicht so gern im optisch unbegrenzten Open-air-Rahmen auf. Unsere spezielle Zeltkonstruktion aber vereint die Vorzüge des Botanischen Gartens mit der Illusion eines klar umgrenzten Publikums-Raums. Das mögen sie."

So auch Andy Sauerwein, der mit einem Chuck-Berry-Hit "Bobby Car" fuhr, die Zuschauer fragte, ob er sie "ihrzen" dürfe, die E-Mail-Adresse eines Unternehmens verbreitete, das ihn partout nicht sponsern wollte, Spitzen gegen katholische Internate und bayerische Politiker setzte und den garantiert auf ewig menschenleer bleibenden Großflughafen Berlin-Brandenburg als atomares Endlager vorschlug. Somit wurde der dickste Applaus des Abends auch dem originellsten Auftritt zuteil.

(RP)
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