Krefeld "Auf Krefeld muss man neugierig sein"

Krefeld · Isabelle Küster ist Dramaturgie-Assistentin am Theater. Aus dem Norden zog sie in die Seidenstadt. Mit dem Fahrrad erkundet sie ihre neue Heimat. Zu den wichtigsten Entdeckungen gehört für sie der Krefelder Kunstverein.

 Isabelle Küster ist mit ihrer Katze nach Krefeld gezogen. Die erste Festanstellung als Dramaturgie-Assistentin am Stadttheater hat sie aus dem Norden in die Seidenstadt gelockt. "Es gibt viele Initiativen hier", findet sie.

Isabelle Küster ist mit ihrer Katze nach Krefeld gezogen. Die erste Festanstellung als Dramaturgie-Assistentin am Stadttheater hat sie aus dem Norden in die Seidenstadt gelockt. "Es gibt viele Initiativen hier", findet sie.

Foto: Thomas Lammertz

Uetersen in Schleswig-Holstein und Krefeld haben eins gemeinsam: beide sind Chorstädte. Aber wenn Isabelle Küster singt, dann lieber allein. Und Uetersen liegt im Leben der jungen Dramaturgie-Assistentin auch schon eine Weile zurück. Sie ist die Tochter eines Bundeswehroffiziers, und so kam es, dass die Familie oft den Standort wechselte. Paris, Brüssel, Hamburg und Freiburg waren Stationen, bevor sie im Mai nach Krefeld zog. Vergleichen kann sie also.

Ihre Stelle am Theater Krefeld und Mönchengladbach trat Isabelle Küster im August 2014 an, kam zunächst bei Freunden in Essen unter und fand nun auch das passende Zuhause in der Seidenstadt. Gefällt's ihr hier?

"Der erste Eindruck hat mich nicht berauscht", gesteht sie. "Das war der Weg vom Hauptbahnhof über die Hochstraße zum Vorstellungsgespräch im Stadttheater. Wenn man es dabei bewenden lässt, dann wird man es hier wohl kaum schön finden. Auf Krefeld muss man neugierig sein, man muss sich die Stadt erarbeiten, und dann gibt es auch unheimlich viel zu entdecken. Es gibt tausend kleine Blumen, die im Verborgenen blühen. So was Schnuckeliges zum Beispiel wie das Café Liesgen, urgemütlich, und hin und wieder finden dort auch Lesungen statt. Und es gibt so viele Initiativen hier."

Der Krefelder Kunstverein gehört zu ihren jüngsten Entdeckungen, und weil ihr Hauptverkehrsmittel das Fahrrad ist, kommt fast ständig Neues hinzu. "Mit dem Fahrrad hat man das ideale Tempo, um seine Umgebung richtig kennenzulernen. Und Krefeld hat ein prima Fahrradwegenetz", findet Küster.

Wie kam die Offizierstochter überhaupt zum Theater? "Das fing eigentlich schon mit 14 Jahren an und hatte wohl auch ein bisschen was von Rebellion gegen mein Elternhaus. Aber ich hatte in Uetersen auch einen ganz tollen Lehrer im Deutsch-Leistungskurs. Der hat mich in das Fach 'Darstellendes Spiel' gelockt. Nach dem Abitur habe ich dann in Hildesheim Kulturwissenschaften und Ästhetische Kommunikation studiert mit Schwerpunkt Literatur und Theater. Dafür hatte ich mich entschieden, weil man dort schon während des Studiums viel richtige Theaterarbeit machen kann." Inzwischen hat sie ihr Examen in der Tasche, und in Krefeld bekam sie auch ihren ersten regulären Arbeitsvertrag.

"Ganz ungewohnt ist für mich immer noch dieser riesige Ballungsraum Rhein/Ruhr, wo die Städte scheinbar ohne Grenzen ineinander übergehen. Da fehlt einem das Grün. Ich habe zwar gehört, es gibt etliche Parks in Krefeld, aber die muss ich gerade noch entdecken", sagt sie.

Und was sie noch überrascht hat: Man hört hier viel mehr Hochdeutsch, als sie erwartet hatte. Das Klischee vom allgegenwärtigen Kölschen Idiom findet sie nicht bestätigt. Dafür aber das von der rheinischen Offenheit. Als sie sich neulich in der Straßenbahn mit einer Freundin fragte, wo man hier wohl die leckerste Pizza bekommt, nahm ein anderer Fahrgast sein Handy, holte bei seiner Tochter Auskunft ein und gab den Tipp gleich an Isabelle Küster weiter. "Ich war völlig platt, sowas kann ich mir anderswo nicht vorstellen."

Heute lebt die junge Theatermitarbeiterin sich mit ihrer Katze in der neuen Wohnung ein und sucht noch nach einem Treffpunkt oder Forum, wo sie ihre Leidenschaft für Performance Art mit Gleichgesinnten teilen kann.

(RP)
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