Jüchen Es war Salpetersäure

Jüchen · Drei Verletzte und verunsicherte Nachbarn: Die gelbe Wolke, die gestern Morgen über dem Gebäude von Foster Chemicals an der Neusser Straße stand, war laut Feuerwehr hochexplosiv und gesundheitsschädlich.

Plötzlich war da diese gelbe Wolke. Sie stand gegen 9.30 Uhr wabernd über dem Gebäude von Foster Chemicals an der Neusser Straße. "Wir wussten nicht, ob und wie gefährlich das ist", erklärte eine Nachbarin. Sie zeigte auf den kleinen blechernen Schornstein. "Dort schimmerte alles gelb."

Klaus Peters wurde ebenfalls Augenzeuge. Der stellvertretende Leiter der Erkelenzer Feuerwehr wählte sogleich den Notruf. "Die gelbliche Färbung ließ auf eine chemische Nitroverbindung schließen", erläuterte Peters. Er sollte recht behalten.

900 Liter Salpetersäure

Denn Grund für die Wolke waren 900 Liter Salpetersäure, die kurz zuvor aus einem Tank ausgelaufen waren. Offenbar sollte aus einem 1000 Liter-Tank eine geringe Menge entnommen werden — dabei der Zapfhahn ab. Die Säure ergoss sich in die Auffangbecken, dabei bildeten sich die giftigen, gelben Dämpfe. In die öffentliche Kanalisation gelangte nach Angaben der Feuerwehr glücklicherweise nichts. Trotzdem: Zwei Mitarbeiter wurden verletzt, ebenso ein Feuerwehrmann.

Schon mehrfach war Foster Chemicals in den Schlagzeilen: wegen Qualm aus Containern, Verdacht auf verbotene Substanzen oder Mängel beim Brandschutz, die ein Meldesystem erforderlich machten. Gestern war bei der Firma niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.

Für Jüchens Feuerwehrchef Hubert Bierewirtz völlig unverständlich: "Wir wurden nicht von der Firma alarmiert. Und auch vor Ort war die Kooperation eher schleppend." Erst auf Weisung der Feuerwehrleute, die unter schweren Chemieschutzanzügen arbeiteten, wurde das Gebäude evakuiert und gelüftet, das Gewerbegebiet großflächig abgesperrt. Die gelbe Giftwolke breitete sich unterdessen langsam weiter in Richtung Autobahn 46 aus.

Die ausgetretene Säure wurde mittels einer Lauge neutralisiert, die giftigen Dämpfe hatte sich nach einer gewissen Zeit so sehr mit der Luft vermischt, dass keine große Gefahr mehr von ihnen ausging, erklärte Bierewirtz. Für die Mitarbeiter der umliegenden Firmen bestand keine Gefahr, sagte der Feuerwehrchef. Es hätte aber anders kommen können, da war sich Bierewirtz sicher: "Wir haben Glück gehabt. Es ist dem schnellen Handeln des Kollegen aus Erkelenz zu verdanken, dass die Gefahr deutlich gemildert wurde."

Vor Ort waren neben 20 Jüchener Feuerwehrmännern auch drei aus Grevenbroich, Vertreter der Gemeinde, der unteren Wasserbehörde und der Bezirksregierung. Das staatliche Umweltamt forderte die Kriminalpolizei an. Die Beamten beschäftigten sich gestern den ganzen Tag über mit der Frage, wie es denn zu diesem Unfall kommen konnte.

(RP)
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