Korschenbroich Die Verteidigung des Glaubens

Korschenbroich · Peter-Olaf Hoffmann, Generalsekretär der Europäischen Gemeinschaft Historischer Schützen und Kanzler des Ritterordens

Die Europäische Gemeinschaft Historischer Schützen (EGS) tagt vom 28. bis zum 30. August mit ihrem Parlament in Korschenbroich. Rund 200 Delegierte und Ordensritter aus neun Ländern werden erwartet. Die Verhandlungssprache in Sitzungen ist Deutsch, ansonsten helfen Englisch, Hände und Füße.

Wie feiern Schweden eigentlich Schützenfest?

Hoffmann Das habe ich noch gar nicht miterlebt. Aber von den Uniformen leite ich ab, dass sie nicht ganz so fröhlich feiern wie wir: Pluderhose, weiter Mantel, Federbusch – eher wie bei uns auf einem Ritterfest.

Welche außergewöhnliche Schützentradition haben Sie selbst schon kennen gelernt?

Hoffmann Beim Europa-Schützenfest 2006 in Bernheeze in den Niederlanden wurde auf Ringe hoch oben an einem Mast geschossen. Es war keine Sicherung vorhanden, die Kugeln pfiffen durch die Luft. Aber es entsprach den dortigen Vorschriften und bedeutet auch ein Stück Tradition. Das Schöne ist ja, dass in diesen Begegnungen die einheitliche Entwicklung des christlichen Europas abzulesen ist und Menschenverbindendes geschaffen wird.

Beschreiben Sie bitte das Selbstverständnis der europäischen Schützengemeinschaft.

Hoffmann Zunächst einmal wird die Jugendarbeit groß geschrieben, damit die Traditionen weiterleben. Darüber hinaus kommen zwei Dinge zusammen: das traditionelle Schießen und das Eintreten für christliche Grundwerte. In Leitsprüchen und Verfassungen der Schützenverbände geht es um die Verteidigung des Glaubens und darum, für christliche Werte einzutreten, sie vorzuleben und zu verbreiten. Die Uniformen demonstrieren dies nach außen. Und schließlich ist das gemeinsame Feiern wichtig, sonst würde das Schützenwesen einer vertrockneten alten Jungfer ohne Lebensfreude gleichen.

In der Plenarversammlung am Samstag geht es um Ziele und Ausrichtung der Europa-Schützen. Welche?

Hoffmann Es geht zum Beispiel darum, wie wir in den nächsten Jahren neue Mitglieder gewinnen und das Schützenwesen in Europa auf eine breitere Basis stellen können. Und um Wege, unsere Inhalte noch besser darzustellen, etwa durch das Eintreten für soziale Aufgaben.

Wie helfen die Europa-Schützen?

Hoffmann Wir haben ein eigenes Sozialwerk, das in den vergangenen zehn Jahren Projekte mit 120 000 Euro gefördert hat. Zum Beispiel die Sanierung eines Heims in Polen, in dem Schwerstbehinderte unter unmenschlichen Bedingungen lebten. In Korschenbroich unterstützen wird die Hilfe für Pater Neuenhofer in Bolivien. Unsere Mitgliedsverbände fordern wir auf, uns würdige Projekte zu nennen und sich das soziale Wirken auch selbst zur Aufgabe zu machen.

Die EU wächst und wächst. Kann auch die Europäische Schützengemeinschaft expandieren?

Hoffmann Wir sind mit der Ukraine und Tschechien im Gespräch. Es bestehen aber auch Wachstumschancen innerhalb der bestehenden Verbände: Kroatien strebt die Vollmitgliedschaft an, in Frankreich können wir uns noch breiter aufstellen, und mit den dänischen Gilden stehen wir auch in Kontakt. Selbst in Deutschland bestehen Möglichkeiten, die Westfalen etwa haben sich noch nicht für eine Gesamtmitgliedschaft entschließen können.

Welchen Eindruck verbinden sie mit den Korschenbroicher Schützen?

Hoffmann Das Bundesfest 2004 in Korschenbroich war großartig organisiert, so etwas erlebt man nicht alle Tage. Ich bin überzeugt, dass diese große Perfektion wieder gelingen wird. Die Namen der Leute, die sich um unsere Herbsttagung kümmern, ist dafür Gewähr.

(RP)
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