Korschenbroich Damit Flüchtlinge eine Heimat finden

Korschenbroich · Der Kreis "Miteinander" engagiert sich seit 25 Jahren für Asylsuchende. "Was die Flüchtlinge am meisten brauchen, das ist menschliche Wärme und Vertrauen", sagt Katharina Barbers. Die tatkräftige Herrenshofferin ist von Beginn an dabei.

 Sie sind seit einem Vierteljahrhundert in der Flüchtlingshilfe in Herrenshoff aktiv: Ursula Johnen (links) und Katharina Barbers. Sie wissen, was wichtig ist: "Die Flüchtlinge brauchen menschliche Wärme und Vertrauen."

Sie sind seit einem Vierteljahrhundert in der Flüchtlingshilfe in Herrenshoff aktiv: Ursula Johnen (links) und Katharina Barbers. Sie wissen, was wichtig ist: "Die Flüchtlinge brauchen menschliche Wärme und Vertrauen."

Foto: Detlef Ilgner

Katharina Barbers ist seit einem Vierteljahrhundert in der Flüchtlingshilfe aktiv. Wenn man sie und ihre engagierte Mitstreiterin Uschi Johnen über die Menschen reden hört, die jetzt im Übergangswohnheim an der Schaffenbergstraße leben oder die dort einmal gelebt haben, so bekommt man das Gefühl, dass sie über Familienangehörige sprechen. So gut kennen sie die Schicksale und Bedürfnisse der aus der ganzen Welt stammenden Flüchtlinge.

In dem Heim, dem gerade ein neues Gebäude beigefügt wurde, stehen insgesamt 16 Wohnungen zur Verfügung. Rund 100 Menschen können dort untergebracht werden. Meist sind es Familien. Der Kreis "Miteinander", der sich vor 25 Jahren während des Jugoslawienkriegs gegründet hat, unterstützt die Familien, wo es geht. Regelmäßig ist Katharina Barbers dort, begleitet die schwangeren Frauen zur Gynäkologin, meldet die Kinder in Kita oder Schule an, macht Termine beim Ausländeramt.

Viel praktische Hilfe also, aber: "Es geht genauso darum, miteinander zu reden und auch zu fragen, wie es den Menschen geht", weiß die erfahrene Helferin, die sich jetzt erst einmal ein kurdisches Wörterbuch besorgt, weil eine Flüchtlingsfamilie aus dem syrischen Teil Kurdistans erwartet wird. Oft führt einer der ersten Wege der Flüchtlinge dann nach Pesch in die Kleiderkammer, die Ursula Johnen leitet. Dort gibt es nicht nur passende Kleidung für Männer, Frauen und Kinder, sondern auch Möbel, Geschirr oder Kinderwagen. "Wir sind gut bestückt", sagt Ursula Johnen. "Die Korschenbroicher unterstützen uns sehr. Es ist wunderbar, wie alle mitmachen." Gerade hat sie aus einer Haushaltsauflösung viele dringend benötigte Dinge bekommen.

"Teppiche, Lampen, sogar Kleiderschränke", zählt sie auf. Mit all diesen Dingen können die Familien, die nach langer Flucht in Herrenshoff Zuflucht gefunden haben, ihre Wohnungen möblieren. Materiell sind sie dann einigermaßen ausgestattet. Aber auch wenn sie über das, was sie auf der Flucht erlebt haben, selten sprechen, bleiben die Traumatisierungen. Die Kinder beispielsweise brauchen meist die ständige Nähe ihrer Eltern. Sie haben Angst. Angst, wenn sie nachts die Bäume rauschen hören, weil sie das an die Geräusche des Bürgerkriegs erinnert. Die Helferinnen wissen das. "Wenn jetzt wieder ein Deutschkurs angeboten wird, richten wir auch eine Kinderbetreuung ein", sagt Katharina Barbers. "Damit alle ihre Kinder mitbringen können."

Im Laufe der Jahre haben die Ehrenamtlerinnen viele Flüchtlinge kennengelernt. Zu den meisten ist der Kontakt erhalten geblieben, und die große Mehrheit hat sich gut eingelebt. "Manche treffe ich in der Stadt oder beim Einkaufen wieder", erzählt Uschi Johnen. Mit den Russland-Deutschen sei die Arbeit am leichtesten gewesen, weil die rechtlichen Hürden für ihren Aufenthalt in Deutschland am niedrigsten waren. Andere, wie die Roma-Familien aus dem ehemaligen Jugoslawien, wurden oft abgeschoben. "Mir tut das Herz weh, wenn sie nach Hause geschickt werden", sagt Katharina Barbers. "Sie haben dort meist überhaupt keine Chance, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen." Die Flüchtlinge, die bleiben können, helfen oft mit, anderen die Integration zu erleichtern. Bei Ursula Johnen in der Kleiderkammer arbeiten fünfzehn Ehrenamtler mit. Alle haben dort früher selbst Hilfe gefunden.

(NGZ)
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