Niederrhein So war das Leben im Xantener Legionslager

Niederrhein · Das Römermuseum nimmt die Ausgrabungen vor dem Ersten Weltkrieg in den Blick. Gesucht werden Exponate aus privater Hand.

 Ralph Trost (mit dem Foto eines Grabungsarbeiters), Charlotte Schreiter und Maike Sieler vom Museumsteam am Modell der Principa (Stabsgebäude) des Legionslagers im Römermuseum

Ralph Trost (mit dem Foto eines Grabungsarbeiters), Charlotte Schreiter und Maike Sieler vom Museumsteam am Modell der Principa (Stabsgebäude) des Legionslagers im Römermuseum

Foto: armin fischer

Der Xantener Fürstenberg, das ist heute vor allem Ackerland. Vor 2000 Jahren herrschte dort ein einziges Menschengetümmel. 12 000 Soldaten, zwei Legionen, waren im römischen Militärlager Vetera stationiert. Darunter der berühmte Varus, der mit seinen Leuten aus Xanten gegen die Germanen ausrückte und im Jahr 9 nach Christus eine legendäre Niederlage erlitt.

"Vetera war das größte Standlager der römischen Welt", sagte der Xantener Historiker Ralph Trost. Er betreut ein Projekt mit, das gegenwärtig am Xantener Römermuseum vorbereitet wird: Eine Ausstellung über das Lager und über die Ausgrabungen auf dem Fürstenberg vor dem Ersten Weltkrieg, die ab Mai 2014 im Römermuseum gezeigt wird: "An den Grenzen des Reiches". Aus Anlass des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs am 2. August 1914 werden in verschiedenen vom LVR getragenen Museen Ausstellungen zu sehen sein. Die Xantener Museumsleiterin Charlotte Schreiter und ihre Mitarbeiter möchten sich an dem großen LVR-Verbundprojekt beteiligen.

"Wir wollen uns ein Bild von der wilhelminischen Epoche machen, die mit dem Weltkrieg zu Ende ging", skizzierte Schreiter gestern als Ziel. Sie hofft, dass Menschen in Xanten und Umgebung zur Ausstellung beitragen können. "Wir suchen Namen, Fotos, Postkarten, Zeitungsausschnitte, Fundstücke, Landkarten, Tagebucheinträge oder Briefe aus der Zeit bis etwa 1918." Diese sollten idealerweise mit den Ausgrabungen auf dem Fürstenberg in Verbindung stehen.

Mitglieder des Niederrheinischen Altertumsvereins Xanten (NAVX) hatten dort um 1900 als erste systematisch geforscht und Fundstücke im damaligen Museum im Klever Tor ausgestellt. Später übernahm das Provinzialmuseum Bonn (heute Landesmuseum) die Grabungen. "Es war der Beginn der Professionalisierung der Archäologie", erläuterte Ralph Trost.

Im Hintergrund habe die Suche des 1871 gegründeten Deutschen Reiches nach einer eigenen Identität gestanden. "Diese suchte man allerdings nicht bei den Römern, die seinerzeit Besatzer waren, sondern bei den Germanen."

Das Xantener Lager, Ausgangspunkt einer grandiosen militärischen Schlappe der Römer (siehe Varus) war unter diesem Aspekt ein reizvolles Forschungsobjekt. Es war die größte Grabung im Rheinland, bahnbrechend für die Bedeutung Xantens als Zentrum für die Archäologie der römischen Provinzen. Kaiser Wilhelm II., ein passionierter Liebhaber der Archäologe, soll an den Grabungsergebnissen hochinteressiert gewesen sein.

Im Archiv des Landesmuseums Bonn fand das Team des Römermuseums unter anderem Fotos von Grabungsarbeitern, die vor 100 Jahren auf dem Fürstenberg tätig waren. Ein Anfang für die Ausstellung im nächsten Jahr. "Vielleicht ist der Urgroßvater eines Xanteners dabei", spekulierte Charlotte Schreiter. Wer zur Ausstellung beitragen kann, sollte sich bei ihr im Römermuseum unter der Telefonnummer 02801 712-129 melden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort