Kreis Kleve IHK warnt vor maroden Brücken

Kreis Kleve · Lob für die Bildungszentren in Geldern und Kleve, Lob für die Hochschule Rhein-Waal in der Standortanalyse der IHK Niederrhein. Kritik gab's an Steuern und den langen Genehmigungsfristen. Warnung vor Investitionsstau in Straßen.

 Die Industrie- und Handelskammer mahnt, dass die sich die Straßen-Anbindung in der Region in absehbarer Zeit verschlechtern könnte. Hauptgrund seien "Brückenbauwerke, die in ihrer Traglast herabgestuft oder ganz geschlossen werden müssen", heißt es in der Studie.

Die Industrie- und Handelskammer mahnt, dass die sich die Straßen-Anbindung in der Region in absehbarer Zeit verschlechtern könnte. Hauptgrund seien "Brückenbauwerke, die in ihrer Traglast herabgestuft oder ganz geschlossen werden müssen", heißt es in der Studie.

Foto: Gottfried Evers

Abgaben und Gebühren zu hoch, Plan- und Genehmigungsverfahren zu lang, ÖPNV verbesserungsbedürftig und drohende Probleme mit der Infrastruktur. Das sind die Probleme, die die Wirtschaft im Kreis Kleve laut einer Studie der IHK derzeit oben auf der Agenda der verbesserungsbedürftigen Punkte hat. Beim Thema Verkehrsanbindung steht die Region bei den befragten Betrieben noch gut da. Das sei aber nur eine Beschreibung der Straßen-Anbindung, nicht des Zustandes, heißt es. "Der hier bereits entstandene Investitionsstau wird sich kurz- bis mittelfristig auch auf die Anbindungsqualität auswirken. Dies wird überall dort der Fall sein, wo insbesondere Brückenbauwerke in ihrer Traglast herabgestuft oder ganz geschlossen werden müssen", mahnt die IHK eindringlich. In Kleve diskutiert man deshalb bereits den Zustand der zu sanierenden Brücken, über die die Hauptschlagader "Klever Ring" führt.

Gute Noten bekommt dagegen die Schulausbildung, die für die Betriebe wohl die richtige für den Berufseinstieg ist. Gerade der Kreis Kleve könne mit den Berufsbildungszentren der Berufsbildenden Schulen in Kleve und Geldern in diesem Feld deutlich punkten. "In diesem Blickpunkt wurden über Jahrzehnte differenzierte Bildungsstrukturen geschaffen", heißt es in der Studie, die jüngst vorgestellt und jetzt während der Zukunftswerkstatt von Volksbank Kleverland und RP im Detail diskutiert wurde. Dabei wurden im Kammerbezirk 52 verschiedene Faktoren abgefragt und ausgewertet, erklärt Dr. Andreas Henseler, Leiter der Zweigstelle Kleve der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer. Eine Umfrage, an der sich 600 Betriebe beteiligten. Auch die noch junge Hochschule Rhein-Waal bekommt Lob. Acht von zehn Unternehmen bewerten das Ansehen der Klever Hochschule als gut oder sehr gut. Sie liegt damit gleichauf mit der Uni Duisburg-Essen.

Aber auch für Hochschulabgänger gibt es Verbesserungsvorschläge: "Die Betriebe sollen in Kooperation mit den Hochschulen den Übergang der Studierenden in die regionale Arbeitswelt erleichtern", schreibt die IHK. Oft dauert der Übergang auch von am Markt benötigten Hochschulabsolventen in die Industrie zu lange.

Man müsse auf Dauer den Mangel an qualifizierten bis hochqualifizierten Arbeitskräften auffangen, heißt in der 43-seitigen Zusammenfassung der Befragung, die durch die Hochschule Niederrhein unter Leitung von Prof. Dr. Harald Schoelen begleitet wurde. Deshalb empfiehlt die Kammer ihren Betrieben, ältere Arbeitnehmer über Konzepte zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit an das Unternehmen zu binden. Denn: "Alter ist kein Defizit - im Gegenteil: Viele der von den Unternehmen gewünschten Eigenschaften und Qualifikationen bringen gerade ältere Arbeitnehmer mit", heißt es mit Blick in die Zukunft, wenn die Baby-Boomer ins Rentenalter kommen.

Den Kommunen schreibt die IHK Vorsicht bei der Erhöhung kommunaler Steuerlasten für Unternehmen ins Brevier: Vier von fünf Unternehmen sehen diese im Kammerbezirk (Kreise Wesel und Kleve, Duisburg) als weniger befriedigend oder schlecht an. Das gilt auch für den Kreis Kleve mit seinen relativ gesunden Kommunen - "wenngleich leicht abgemildert", heißt es. Die Studie warnt auch vor dem dann üblichen "Politiker-Sprech", dass "die Rolle der Realsteuern als Standortfaktor und Baustein der Investitionsentscheidung tendenziell überschätzt werde". Dem sei tatsächlich nicht so, heißt es.

Als wichtig für die Standorte sehen die Betriebe aber auch eine der ureigenen Aufgaben der Wirtschaftsförderer an: das Netzwerken. 45,4 Prozent der befragten Unternehmen finden sie gut, 43 Prozent eher weniger befriedigend. Die Kammer rät, dass hier auch das unternehmerische Engagement gefragt ist, eigene Impulse zur Weiterentwicklung der bestehenden breiten Netzwerke zu setzen.

Bei Image und Standortvermarktung der einzelnen Kommunen waren die Ergebnisse im Kammerbezirk sehr unterschiedlich: Während die Image-Pflege für die Stadt Duisburg als "dringend verbesserungsbedürftig" angesehen wird, landeten Straelen, Geldern, Rees, Kalkar und nicht zuletzt die Kreisstadt Kleve unter den Top Ten.

(RP)
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