Kleve Die Obsternte wird schlecht

Kleve · Anfang April und Anfang Mai haben Nachtfröste die Knospen und Blüten vieler Obstbäume stark beschädigt. Die Obstbauern im Kleverland rechnen mit hohen Ernteverlusten und steigenden Preisen für die Verbraucher.

 Obstbaumeisterin Annette Raadts kontrolliert den Fruchtstand der Apfelbäume in ihrer Plantage in Wisselward bei Kalkar.

Obstbaumeisterin Annette Raadts kontrolliert den Fruchtstand der Apfelbäume in ihrer Plantage in Wisselward bei Kalkar.

Foto: Stade

Die Enttäuschung ist in den Gesichtern von Gartenbesitzern, die Apfel-, Kirsch-, Pflaumen- oder Birnbäume ihr Eigen nennen und sich auf eine reiche Obsternte gefreut haben, derzeit unübersehbar. Nun, da zwischen dem Laub an den Zweigen die Früchte erkennbar werden, ist für sie klar: "Das wird in diesem Jahr nicht viel mit der Obsternte."

Den Eindruck der Hobby-Obstbauern bestätigen die Profis im Kleverland. "Die Obsternte wird in diesem Jahr mit Sicherheit schlechter sein als im Vorjahr", sagt Matthias Braschos, auf dessen "Gilderstückscher Hof" in Kleve-Rindern 9000 Apfel-, 1200 Süßkirsch- und 350 Aprikosenbäume wachsen. Diese Einschätzung bestätigt Annette Raadts, auf deren Flächen in Kalkar-Wisselward 25 000 Apfel- und 2000 Birnbäume stehen. Zudem pflanzt die Obstbaumeisterin auf zwei Hektar Erdbeeren an. Die 44-Jährige schätzt, dass sie in diesem Jahr etwa 30 bis 40 Prozent weniger Äpfel von ihren Bäumen pflücken wird. Besonders betroffen von den zu erwartenden Ernteeinbußen werde die beliebte Sorte Elstar sein. Noch schlimmere Erwartungen hat die Obstbaumeisterin, was die Birnenernte betrifft. Dabei erwartet sie Einbußen von bis zu 50 Prozent.

Während mancher Hobby-Obstbauer spekuliert, dass der nur mäßige Bienenflug zur Zeit der Blüte Ursache für die geringen Fruchtstände an ihren Bäumen sein könnte, haben die Profis eine andere Erklärung. "Die Hauptursache sind mit Sicherheit die Fröste Anfang April und auch Anfang Mai", versichert Matthias Braschos vom "Gilderstückscher Hof" in Kleve-Rindern. Dies bestätigen sowohl Bernhard Rüb, Sprecher der Landwirtschaftskammer in Nordrhein-Westfalen, als auch Annette Raadts aus Kalkar-Wisselward.

Nach Meinung der Obstbaumeisterin war vor allem der Frost am 1. April besonders folgenreich. "Zu dem Zeitpunkt standen die Bäume noch nicht in Blüte. Deshalb haben viele auch nicht zum Frostschutz die Bäume beregnet. Aber die Blüten waren in den Knospen schon so weit angelegt, dass die niedrige Temperatur sie geschädigt hat", vermutet Annette Raadts. Auch die Fröste Anfang Mai seien noch mal gefährlich gewesen. Insgesamt beregnete die 44-Jährige ihre 25 000 Apfelbäume in diesem Frühjahr fünfmal, die Erdbeerpflanzen sogar siebenmal, um sie vor Frostschäden zu schützen.

Dass wegen der niedrigen Temperaturen zu wenig Bienen unterwegs waren, die Obstblüten deshalb nicht bestäubt wurden, schließt Annette Raadts nahezu aus. "Wir hatten Imker bei uns auf den Plantagen – und die waren mit dem Ertrag sehr zufrieden", berichtet die Obstbaumeisterin.

Sowohl die 44-Jährige als auch ihr Kollege Matthias Braschos sind zuversichtlich, trotz aller Probleme noch einen einigermaßen guten Ertrag zu erzielen. Aufgrund der schlechten Ernte rechnen die Experten beim Obst mit Preissteigerungen von etwa 30 Prozent. Doch Matthias Braschos hat auch einen Trost für den Verbraucher: "Die Quantität wird zwar geringer sein. Aber die Qualität der Äpfel wird genauso sicher sehr hoch sein."

(RP)
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