Kranenburg Die Liebe zur Farbe

Kranenburg · Die Galerie von Klaus und Sharon Ebbers in Kranenburg zeigt bis Ende März neue Arbeiten des Stuttgarter Malers Stephan Fritsch. Ein gutes Dutzend mittel- bis großformatige Gemälde gewähren einen Blick in das Schaffen des Malers, der sich in seinen Bildern ganz der Farbe hingibt.

Es ist nur ein kleines Blatt. Darauf drei Farben: viel Orange, tüchtig Weiß und ein ganz kleiner Streifen grelles Grün am Rand. Wie zufällig scheinen die Farben auf den Karton gesetzt, einfach so, als habe der Maler probiert. Und doch: Alle drei Farben sitzen perfekt, sind exakt aufeinander abgestimmt – nimmt das Passepartout den kleinen Streifen am Rand weg, fällt die Komposition auseinander.

Vor Jahren hatte die Galerie Ebbers die kleine Arbeit von Stephan Fritsch als Jahresgruß verschickt. Jetzt zeigt Ebbers seit Sonntag neue Arbeiten des Stuttgarters, den die Galerie vor zwei Jahren auch in einer Live-Aktion auf der Kunstmesse Art Amsterdam präsentiert hatte. Ein gutes Dutzend mittelformatige Gemälde haben Klaus und Sharon Ebbers für die Ausstellung zusammengestellt. Wunderbar farbenfrohe Farbmalerei. Auf einer Leinwand locken leuchtend klare, laute Pastell-Töne, darüber schwebt ein wolkiges zartes Lila über blauen Flecken. Kirschrot setzt einen Akzent unten rechts am Rand. Ein starkes Bild, das trotz mittleren Formats eine ganze Wand beansprucht und sich ganz der Farbe hingibt. So wie es der Titel der Ausstellung verspricht: "farbecht".

Farbe hat aber nicht nur helle Töne: eher dunkel ein dräuendes Bild, von einem Schleier grau-weiß, wie schmutzig überzogen. Fritsch spachtelt hier die Farbe dick auf die Leinwand, wie ein Relief greift sie in den Raum. Daneben ein Bild, das ein auf dem Kopf stehendes Landschaftsgemälde sein könnte: Ein Waldweg, mit lichten Bäumen. Ist es aber nicht. Fritsch will nicht abbilden. Es ist alleine die Farbe und ihre Wirkung, die er in verschiedenen Technikern austestet. In seinen Bildern spielt auch oft der Zufall eine, wenn auch kalkulierte, Rolle: Die Farbe darf laufen, darf sich vermischen.

Dann entscheidet Fritsch, welcher Ausschnitt das Bild ausmacht, wo eine Farbe gezielt aus den wie zufällig gewählten und verlaufenen Farben eine Komposition werden lässt. Das kann auf Leinwand sein, auf einer Sperrholzplatte ebenso wie auf einem Karton. Der Maler greift sowohl zur hochwertigen Ölfarbe als auch zum Baumarktprodukt oder zu einfachen Dispersions- und Wandfarben.

Fritsch setzt sich nicht nur auf seinen Leinwänden mit der Wirkung von Raum und Farbe auseinander, er hat ganze Siedlungen (wie in Ingolstadt) farblich gestaltet, Kirchenräumen eine neue Aura verliehen, Werkräume bunter gemacht. Manchmal nimmt die Farbe die ganze Wand ein, manchmal bestimmen aber auch Flecken wie Farbproben den Raum, ziehen sich über die Wand, bringen sie zum Schwingen.

(RP)
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