Kleve Der Sämann an der Kanzel
Kleve · Der Kirchenschatz von Pfarrer Thorsten Hendricks zeigt Jesus Christus als Sämann an der Kanzel der St.-Willibrord-Kirche in Kellen. Die Reliefarbeit wurde vom Künstler W. Schlüter geschaffen.
"In der St.-Willibrord-Kirche in Kellen steht seit 1943 eine Kanzel, geschaffen von W. Schlüter, einem Künstler, der viele andere Kunstgegenstände in der Pfarrkirche geschaffen hat. Somit ist mein 'Kirchenschatz' eingebettet in den Gesamtduktus des Kircheninnern", sagt Pfarrer Thorsten Hendricks. Die Reliefarbeit "Der Sämann" ist ganz deutlich an der Schauseite der Kanzel zu erkennen. Um seinen Bauch herum trägt er eine Tasche, aus der er mit der vollen Wucht seiner rechten Hand den Samen ausstreut. Die Linke hält er ganz behutsam unter dem Samenbeutel. Der Heiligenschein hinter dem Kopf verrät, dass der Sämann Jesus Christus ist.
Ort der Verkündung
Die Kanzel ist der Ort der Verkündigung. Hier wird Gottes Wort verkündet und auch ausgelegt. Der Sämann Christus streut den Samen aus und vertraut darauf, dass er aufgeht. Aber im Markusevangelium (Mk 4,3-9) wird auch deutlich: Mancher Same geht nicht auf. Damit muss der Sämann rechnen, damit muss Christus rechnen, und damit muss auch der Verkünder von Gottes Wort rechnen.
"Die immer leerer werdenden Kirchen zeugen meines Erachtens davon", gibt der Seelsorger zu bedenken und fragt: "Warum geht die Saat nicht mehr auf? Welchen Samen verwenden wir? Wohin fällt der Samen? Dabei ist doch der Sämann auf unserer Kanzel voller Elan, voller Begeisterung bei der Sache. Mit einer geübten Handbewegung streut er den Samen aus. Er schaut dabei in die Richtung, in die er wirft". Der Pastor von Kellen ergänzt mit Blick auf seinen Kirchenschatz: "Manchmal habe ich den Eindruck, dass das Wort der Predigt an den Leuten vorbeigeht, wir Prediger nicht mehr auf die Leute und ihre Anliegen, und — um im Bilde zu bleiben — auf ihren Boden, ihr Fundament blicken. Es gibt viele Gründe: Überlastung, Desinteresse am Menschen, schlecht vorbereitete oder durchgeführte Liturgie und vieles mehr".
Pfarrer Hendricks betont: "Der Sämann auf unserer Kanzel macht mir Mut, voller Begeisterung das Wort Gottes zu verkünden, um es danach auszulegen und den Boden zu bereiten. Deswegen ist er für mich ein 'Kirchenschatz', gerade auch in dieser schweren Zeit innerhalb und außerhalb von Kirche. Wenn wir uns auf das besinnen, was der Sämann auf unserem 'Acker Kirche' macht und nicht auf das, was auf den Feldern nebenan passiert, dann kann die Saat bei uns aufgehen und fruchtbar werden". W. Schlüter habe damals, im Jahr 1943, die Kanzel im Gesamtkunstwerk "Neue Willibrordkirche" geschaffen.
Die Zeiten hätten sich geändert. Heute gehöre der Sämann, der Wortverkünder, der Prediger, nicht mehr auf die Kanzel, sondern in die versammelte Gemeinde hinein. Auf "Augenhöhe" der Gläubigen könne er seinen Samen ausstreuen, damit er fruchtbar werde, ist der Geistliche überzeugt.
