Weeze Erinnerungen an den Krieg

Weeze · Gemeinsam mit der Zeitzeugin Eleonore Opgenhoff besuchte die Reservistenkameradschaft aus Straelen das ehemalige Schlachtfeld, auf dem Deutsche gegen Engländer kämpften. Noch heute erinnern Relikte an die Kämpfe.

 Auf dem Ehrenfriedhof berichtete die Zeitzeugin Eleonore Opgenhoff (rechts), wie sie die Kriegstage erlebte.

Auf dem Ehrenfriedhof berichtete die Zeitzeugin Eleonore Opgenhoff (rechts), wie sie die Kriegstage erlebte.

Foto: Seybert, Gerhard

Idyllisch liegt der alte Schaddenhof gut einen Kilometer nord-östlich von Weeze unweit der Uedemer Straße. Eingerahmt von zwei prächtigen alten Eichen, umgeben von Kartoffelfeldern und kleinen Waldstücken — kaum vorstellbar, dass an diesem Ort vor ziemlich genau 67 Jahren heftig gekämpft wurde, der Zweite Weltkrieg forderte in seinen letzten Wochen auch im Kreis Kleve viele Todesopfer.

 Nico Hill und Marco Olaf Janßen (v.l.) zeigen einige der Fundstücke, die an die Schlacht bei Weeze erinnern. Einen Helm, Reste einer Gasmaske und Munitions-Splitter lagerten im Boden.

Nico Hill und Marco Olaf Janßen (v.l.) zeigen einige der Fundstücke, die an die Schlacht bei Weeze erinnern. Einen Helm, Reste einer Gasmaske und Munitions-Splitter lagerten im Boden.

Foto: Gerhard Seybert

"Nicht vergessen, sondern mahnend erinnern und zugleich Heimatforschung betreiben", möchten Mark Olaf Janßen und seine Kollegen der Reservistenkameradschaft Straelen. Die ehemaligen Bundeswehrsoldaten begaben sich am Samstag bei einer militärhistorischen Exkursion auf Spurensuche unweit des Schreinerdorfs.

Mit dabei: Zeitzeugin Eleonore Opgenhoff, geborene Hoffmanns, die ihre Kindheit und Jugend auf eben jenem Schaddenhof verbrachte, an dem 1945 erbittert um Weeze gekämpft wurde. "Schon der Herbst des Jahres 1944 war furchtbar", erinnert sich die heute 84-Jährige. "Bei der Kartoffelernte und der Versorgung des Viehs mussten mein Bruder und ich uns wegen der vielen Flugzeuge immer wieder im Wald verstecken."

Am Ende des harten Kriegswinters standen die alliierten Streitkräfte vor der Tür. "Deutsche Soldaten bezogen Stellungen unmittelbar an unserem Hof und unseren Feldern, mit dem letzten lebenden Pferd und einem Karren flohen wir am 27. Februar in Richtung andere Rheinseite."

Im wohl letzten Moment, wie Opgenhoff rückblickend weiß: Denn am selben Tag begannen die Engländer im Rahmen der "Operation Veritable" eine erste Offensive gegen die Stellungen vor Weeze, wie Mark Olaf Janßen berichtet: "Nachdem der Plan der Briten, Weeze von Norden her einzunehmen, am heftigen Widerstand der Deutschen gescheitert war, überquerten sie die Niers bei Goch und versuchten es über die östliche Flanke."

In der bäuerlichen Landschaft stehend erzählt der Hauptfeldwebel der Reserve lebhaft, wie es hier vor rund 70 Jahren aussah und wo die Feinde aufeinanderstießen. "Diese Brücke wurde, genau wie der Hof, hin und her erobert, auf dem freien Feld kam es schließlich zum Nahkampf." Kaum vorstellbar — doch Fundstücke beweisen die Kampfhandlungen. Janßen, der oft mit seinem Sohn im Hochwald bei Uedem und in Weeze unterwegs ist, zeigt Granatensplitter, Patronenhülsen und einen Soldatenhelm. "Wenn Sie in dieses Waldstück gehen, feiert der Metalldetektor Kirmes", weiß der Heimatkundler.

83 Tote auf deutscher und etwa 150 auf britischer Seite forderte der mehrtägige Kampf um Weeze. "Obwohl aus historischer Sicht der Krieg längst entschieden wurde, starben allein auf diesem schmalen Frontstreifen hunderte Soldaten", fasst ein Reservist aus Weeze zusammen. Ihre letzte Ruhe fanden die Toten auf dem Weezer Sandberg. Nur hundert Meter vom Kriegsschauplatz entfernt erinnert noch heute der Ehrenfriedhof an die Kriegsopfer.

(riem)
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