Kaarst Fechten lernen von den Weltmeistern

Kaarst · Seit 2012 können Kinder und Jugendliche bei der SG Kaarst Fechten lernen. Das Trainerteam kommt vom Bundesstützpunkt Dormagen.

Als sechsjähriges Mädchen tanzte Ester Mix Ballett, wie unzählige andere Mädchen in diesem Alter. "Irgendwann fragte meine Tochter, ob man beim Ballett Medaillen und Pokale gewinnen kann", erzählt Ellen Mix, neue Leiterin der Abteilung Fechten bei der Sportgemeinschaft (SG) Kaarst. "Schwierig", lautete die Antwort der Mutter. Damit war für Esther der Reiz der Ballettstunden verflogen.

Beim Lesen der Sportarten, die die SG Kaarst für Kinder anbot, blieb sie beim Buchstaben F wie "Fechten" hängen. Als sie hörte, dass es sich dabei um einen Kampfsport handelt, bei dem es um Schnelligkeit und Leistung geht, war sie Feuer und Flamme - und tauschte das rosa Tutu gegen eine weiße Fechtjacke ein. "Fechten macht mir Spaß, besonders die Beinarbeit und das Gefecht mit einem Gegner", erklärt die heute Achtjährige. Sie zählt zu den zwölf Mädchen und Jungen zwischen acht und 16 Jahren, die montags abends in der Turnhalle der Martinusschule den Säbel schwingen - und zwar unter professioneller Anleitung.

Aber: "Die Gefechte machen nur Spaß, wenn genügend Kinder am Training teilnehmen", erklärt Ellen Mix, die ihre eigene Leidenschaft für den Traditionssport über Tochter Esther entdeckt hat und begeistert am Seniorentraining der SG Kaarst teilnimmt. "Daher sucht der Verein nach Jungen und Mädchen, die den Sport ausprobieren möchten."

Chefcoach Gergely Bokor kommt aus Ungarn. Der 34-Jährige ist einer von drei Trainern, der die 2012 gegründete Fechten-Jugendabteilung der SG Kaarst betreut; zudem trainiert "Gergö", wie er von den Kindern genannt wird, junge Säbelfechter am Bundesstützpunkt in Dormagen. In Ungarn hatte er Jugendliche bei Europa- und Weltmeisterschaften betreut. "Wir halten auch in Kaarst nach Talenten Ausschau. Wer möchte, kann zusätzlich in Dormagen am Leistungstraining teilnehmen."

Zu Beginn der Montags-Einheit der SG Kaarst in der speziell fürs Fechten eingerichteten Turnhalle stehen Beinarbeit und Reaktion im Vordergrund. "Ballspiele oder ein Parcours trainieren das ideal", erklären die Co-Trainer Tom Möller, 22, Deutscher Mannschaftsmeister im Säbelfechten, und Lorenz Kempf, Einzel-Weltmeister in der U20-Altersklasse. Ester Mix wird von "Gergö" zur "Lektion", einem fünfminütigen Einzeltraining, gerufen. "Die Beine brauchen Ausdauer, Kraft und Flexibilität, der Rumpf muss stabil und die Schuler locker bleiben", erklärt der Trainer, während Esther seine Angriffe pariert. Nach nicht mal einem Jahr Training bei der SG Kaarst und in Dormagen hat Esther Mix letztes Jahr die Prüfung für den Fechtpass geschafft. Ein Bambini-Turnier hat sie bereits bestritten - und darf nach den Sommerferien endlich bei "richtigen" Turnieren auf Medaillenjagd gehen.

Höhepunkt des Trainingsabends sind die Gefechte. Mit dem Säbel, der kompliziertesten der drei Fechtwaffen, dürfen Treffer am gesamten Rumpf, inklusive Kopf und Armen, erzielt werden. Esther Mix stülpt ihre Fechtmaske über die blonden, zum langen Zopf geflochtenen Haare, streift Jacke und Handschuh über und nimmt ihren Säbel aus der Fechttasche. Treffen, ohne selbst getroffen zu werden, heißt die Devise, als sie ihrem Gegner in Fechtstellung gegenübertritt, dem 11-jährigen Lukas Thießen, der im vergangenen Jahr vom Fußball zum Fechten gewechselt hat. "Fechten ist schnell, ich kämpfe mit einem Gegner - das gefällt mir", sagt der Nachwuchsfechter.

(NGZ)
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