Hückeswagen Feuerwehr: Tagsüber wird's eng

Hückeswagen · Nachts können die Hückeswagener ruhig schlafen, dann ist die Feuerwehr stark. Am Tag sieht das weniger gut aus: Sehr viele Feuerwehrleute arbeiten auswärts, die Personaldecke an Werktagen ist entsprechend dünn.

Fast hundert gut ausgebildete und einsatzbereite Kameraden stehen bereit, wenn der Chef der Freiwilligen Feuerwehr, Karsten Binder, sie braucht. Das ist die Theorie. In der Praxis sieht es anders aus: Tatsächlich ist der Ausbildungsstand gut, wie auch unabhängige Experten der Wehr bescheinigen. An der Einsatzfreude hapert es auch nicht. Aber längst nicht jeder, der will, kann auch kommen, wenn's irgendwo in der Stadt brennt oder die Feuerwehr alarmiert wird, um zum Beispiel nach einem Unfall technische Hilfe zu leisten. Der Grund: 48 Prozent der Feuerwehrleute im aktiven Dienst, also fast die Hälfte, arbeiten im Hauptberuf auswärts und sind deshalb tagsüber nicht verfügbar. Nachts sind sie da, an Wochenenden und Feiertagen auch; die normalen Werktage aber sind ein Knackpunkt. "Da sind wir schon labil", räumte Bürgermeister Uwe Ufer in dieser Woche im Haupt- und Finanzausschuss ein.

Auf der Tagesordnung stand dort die Fortschreibung des "Brandschutzbedarfsplans" den jede Kommune haben und in regelmäßigen Abständen aktualisieren muss. Für Hückeswagen hat die Unternehmensberatung Rinke diese Aufgabe übernommen. Ihr Fazit: Es muss noch mehr getan werden in Hückeswagen, um die Freiwillige Feuerwehr personell zu verstärken, vor allem eben für Einsätze am Tag.

Ein Vorschlag der Unternehmensberater: Werbung innerhalb der Stadtverwaltung für den freiwilligen Dienst in der Wehr. Denn wer im Rathaus tätig ist, ist im Ernstfall schnell greifbar. Doch innerhalb der Verwaltung sind die Freiwilligen die ganz große Ausnahme – wie Wehrchef Karsten Binder. Er ist halbtags bei der Stadt beschäftigt und in der anderen Hälfte seiner Arbeitszeit freigestellt für die Wehr.

Noch eine Idee der Berater: Feuerwehrleute aus Nachbarstädten, die ihren Arbeitsplatz in Hückeswagener Firmen haben, sollten angesprochen werden mit dem Ziel, sie bei Einsätzen im Stadtgebiet mit alarmieren zu können.

Ganz einfach dürfte das nicht werden: Die Teams der örtlichen Wehr sind eingespielt, von Fall zu Fall neue Kameraden in die antrainierten Abläufe zu integrieren, ist schwierig. Und: In mehreren Einheiten der Wehr stehen laut Untersuchungsbericht an Werktagen keine Führungskräfte zur Verfügung. Ortsfremde "Leihkräfte" aus anderen Wehren Einsätze leiten zu lassen, ist angesichts der damit verbundenen hohen Verantwortung kaum vorstellbar.

Bleibt als Alternative die intensive Pflege der Jugendfeuerwehr: "zur langfristigen Sicherung der Personalverfügbarkeit", wie es im Brandschutzbedarfsplan heißt..

(RP)
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