Ausstellung besuchen Bringt Bewegung in ihre Kunst

RATHEIM · Hella Frowein-Hagenah stellt im Alten Rathaus in Ratheim aus. Der Titel der Schau lautet „Zwischenzeit“, und die Kunst ist sowohl von herkömmlicher als auch zeitgenössischer Art, die moderne Medien für sich nutzt.

 Künstlerin Hella Frowein-Hagenah mit dem Kunsthistoriker Dirk Tölke und Helmut Neusser (r.), dem Vorsitzenden des Kunstvereins Canthe, an der Videoinstallation „Im Dreiklang der Masse“.

Künstlerin Hella Frowein-Hagenah mit dem Kunsthistoriker Dirk Tölke und Helmut Neusser (r.), dem Vorsitzenden des Kunstvereins Canthe, an der Videoinstallation „Im Dreiklang der Masse“.

Foto: Ruth Klapproth

Es war keine Übertreibung, als Helmut Neusser in seiner Funktion als Vorsitzender des Hückelhovener Kunstvereins Canthe „eine ganz besondere Ausstellung“ ankündigte. Einer Künstlerin, die ein „ganzes Spektrum“ künstlerischer Fähigkeiten und Fertigkeiten von der Malerei bis zum Einsatz moderner Medien beherrscht: Die Aachenerin Hella Frowein-Hagenah stellt auch noch am kommenden Wochenende im Alten Rathaus am Ratheimer Markt aus.

Vor allem moderne Medien bringen im Wortsinn, so wird es im Alten Rathaus deutlich, Bewegung in die Kunst. Mehrere Bildschirme belegen die Einführungsworte des Kunsthistorikers Dirk Tölke von „virtuellen Räumen“ in der digitalen Welt, die auf dem 0-und-1-Prinzip (dem Binärcode) beruhen. Leicht verfremdete Blumenmuster verändern gleitend ihre Farben, Farben, die der Kunsthistoriker sehr begründet in der digitalen Welt verortet, wie sie auch in einer Reihe Acrylbildern aufgebracht sind, die erahnen lassen, dass die Bildbearbeitung am Computer rund eine Million Farbvarianten möglich machen soll.

Dirk Tölke setzte sich auch mit der Arbeit im digitalen Zeitalter auseinander – „welche Gefühle entwickelt man, einsam vor dem Bildschirm sitzend, mit der ganzen Welt übers Netz verbunden?“ Diese Einsamkeit bilde eine Zurückgezogenheit, die man bisher eher aus der Natur kannte, die Einsamkeit, die der Mensch im Wald oder der Berglandschaft sucht und findet.

„Isolation“ nennt Hella Frowein-Hagenah zwei Rauminstallationen, rund zwei Meter hoch, in einem Ringdurchmesser von weniger als einem Meter, aus einem Rohrgestell bestehend, das Latex-Bahnen zu einer Art Badeumkleidekabine macht, die folglich geschlossen werden kann. Das Material ist glatt, in Pink und Hellgelb undurchsichtig – Kunststoff in der Kunst, zeitgenössische Kunst hat ihre neuen Möglichkeiten, sie hat aber auch alle alten. Und dass Hella Frowein-Hagenah auch die „Alten“ beherrscht, belegen ihre Bilder – handwerklich perfekt gemacht wie alle Objekte im Alten Rathaus unter dem Titel „Zwischenzeit“. Die Künstlerin hat Visuelle Kommunikation bis zum Diplom in Düsseldorf studiert, anschließend als Layouterin und Art Directorin bei einer Werbeagentur in Düsseldorf gearbeitet – handwerkliche Perfektion, die auch künstlerisch spektrale Möglichkeiten eröffnet, nutzt.

In einer Reihe kleinerer Bilder machte Dirk Tölke mutmaßlichen Realismus, Nüchternheit aus, die Gefühle aber in kleinen Szenen hinein komponiert zeigen. Filme zerlegen Objekte wie Füße oder Schuhe in Dauerschleifen, visuelle Kommunikation als Endlos-Reproduktion, der Binärcode macht sie möglich.

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