Haan Innenstädte als Wohlfühl-Orte

Düsseldorf · Für große Einkaufszentren außerhalb der Stadtkerne kann sich Oliver Wittke nicht erwärmen: „Der Handel gehört dahin, wo er schon immer stattgefunden hat: in die Innenstadt – und nicht auf die grüne Wiese“, forderte der nordrhein-westfälische Bau- und Verkehrsminister beim Wirtschaftsforum Kreis Mettmann der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf.

Zwischen „Kunstgebilden“ wie dem Oberhausener Centro und gewachsenen Innenstädten sehe er einen „erheblichen Qualitätsunterschied“, bekräftigte Wittke vor rund 200 Vertretern aus Politik und Wirtschaft. Die Veranstaltung im Haaner Konferenzzentrum Supé widmete sich der Frage, wie die Innenstädte des Kreises lebendig bleiben und der Konkurrenz durch die benachbarten großen Handelszentren, aber auch untereinander begegnen können.

Auch Private sollen investieren

Ein Schlüssel hierzu, so Oliver Wittke, sei der Wohlfühlfaktor. Nur in einer multifunktionalen Stadt, in der sowohl Einkaufs-, Freizeit-, Kultur- als auch Wohnangebote stimmten, würden sich die Bürger gerne aufhalten. Zugleich bedürfe es der Mitarbeit der Einzelhändler und Immobilienbesitzer, um Kunden an die Innenstädte zu binden. Öffentliche Mittel zur Entwicklung der Innenstädte werde die Landesregierung nur noch dort bereitstellen, wo auch privates Kapital mobilisiert werden könne: „Denn es bringt nichts, die Fußgängerzone neu zu pflastern, wenn die Fassaden drum herum grau bleiben“, erläuterte der CDU-Politiker.

Städte machen ihre Hausaufgaben

Der Mettmanner Landrat Thomas Hendele erklärte, er vermisse in den Innenstädten des Kreises Kinderbetreuungsangebote, wie sie große Möbelhäuser wie Ikea schon seit langem besäßen. Zudem benannte er die teils extrem hohen Grundstückspreise in den Stadtkernen als einen weiteren Standortnachteil.

Um die Konkurrenzsituation mit den umliegenden Großstädten zu entschärfen, sprach sich Hendele für einen verstärkten Austausch mit den Nachbarkommunen und die Ausarbeitung regionaler Einzelhandelskonzepte aus. Jörg Lehnerdt, Gutachter der Kölner Unternehmensberatung BBE Retail Experts, hat festgestellt, dass die Bürger auch im Kreis Mettmann zunehmend wieder ihren Blick auf die eigenen Innenstädte lenken und sich dort attraktive Angebote wünschen. Allerdings müssten die Städte Engagement an den Tag legen, um ihren Handelsstandort auf Dauer behaupten zu können: So sollten etwa auch kleinere Kommunen Einkaufszentren anlegen, um eine Abwanderung der lokalen Käuferschaft zu verhindern.

„Schöne Innenstädte kosten Geld“, räumte der Unternehmensberater ein, „aber auf lange Sicht lohnen sie sich.“ Er sehe die Gemeinden im Kreis jedoch auf einem guten Weg: „Die Städte machen gerade ihre Hausaufgaben“, bestätigte Lehnerdt.

(RP)
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