Haan Frühblüher werden zu Ladenhütern

Haan · Der lange Winter ist schuld: Kaum einer kauft Primeln und Osterglocken. Die Pflanzen werden jetzt verschleudert.

Das Geschäft mit den Frühlingspflanzen läuft schlecht. Da der Winter nicht enden will, mag kaum jemand Primeln, Stiefmütterchen und andere Frühblüher kaufen. Die Pflanzen werden zu Ladenhütern. Bei den vorherrschenden, niedrigen Temperaturen zögern Blumenfreunde die Frühjahrsbepflanzung ihrer Gärten und Balkonkästen heraus. Das gilt nicht nur für Privatleute, sondern auch für die städtischen Grünflächenämter.

Dirk Heilke, Gärtnermeister in den Diensten der Stadt Haan, gibt zu, dass es in Haan auf den öffentlichen Plätzen und Grünstreifen zurzeit noch sehr traurig aussieht: "Wir hatten so viele Frosttage, dass wir Schwierigkeiten hatten, die Pflanzen überhaupt in den Boden zu bekommen. Und da wir erst spät gepflanzt haben, sind die Blühpflanzen entsprechend spät dran."

Verluste bei den Frühblühern gibt es aktuell nicht zu beklagen, berichtet Heilke. Er befürchtet aber, dass einige der bereits im Herbst ausgesäten "Straßenbegleitpflanzen" – so heißen sie offiziell – den späten, harten Winter nicht überlebt haben. "Das merken wir aber erst später im Jahr, und dann müssen wir gegebenenfalls nachordern und neu pflanzen." Rosen, Sträucher und andere Pflanzen am Straßenrand haben es ohnehin nicht leicht: "Die werden ja nicht nur durch den Frost geschädigt, sondern auch durch schlechte Böden, zu viel Sonne und Streusalz."

Heilke tun die Anzuchtbetriebe leid. Während die Grünflächenämter einfach das Pflanzen hinausschöben, blieben die Erzeuger auf ihren Pflanzen sitzen.

Zu diesen Erzeugern gehört das Gartencenter Selders in Haan-Gruiten. Juniorchef Peter Selders beklagt zwar keine Pflanzenverluste, aber "der Umsatz fehlt, die Preise sind im Keller". Ziersträucher haben ihre Knospen abgeworfen oder sie sind braun geworden, Stiefmütterchen werden in Gruiten aktuell für 39 Cent angeboten, weil die Kunden wegbleiben. Hornveilchen und andere Frühblüher kauft Selders bei Erzeugern im Umland. Deshalb weiß er, dass denen viele Pflanzen erfroren sind. "Erst war es eine Woche zu warm. Die Pflanzen sind ordentlich gewachsen und haben Knospen angesetzt, dann kam der Frost – das war es dann. Statt Blüten haben die jetzt viele braune Blätter."

Als erfahrener Gärtner hat Peter Selders bewusst nicht so viel Frühlingsblumen bestellt wie sonst. Trotzdem waren es noch zu viele. "Mit den Sommerpflanzen warten wir noch, für die müssen wir erst Platz schaffen, und noch ist die Natur ja auch nicht so weit." Er befürchtet, dass einige seiner Ladenhüter letzten Endes auf dem Kompost landen werden.

Auch im Berghausener Blumentopf in Langenfeld warten die Gärtner auf besseres Wetter. "Viele Freilandpflanzen sind durch den späten Frost geschädigt worden, und die Frühblüher sind später dran als üblich", erzählt Betriebsleiter Michael Schmidt. Die selbst gezogenen Primeln stehen gut geschützt im Foliengewächshaus, warten auf Käufer. Und treiben die Heizkosten in die Höhe. Eigentlich ist ja schon Geranien- und Begonienzeit, aber auf die müssen die Kunden noch ein wenig warten.

Auf der Mittelstraße in Hilden gibt es derzeit auch preiswerte Frühlingsblumen. Eine Verkäuferin bei "Risse" beteuert, alles sei wie immer. Die Pflanzen seien nur später dran als üblich. Bei Fichtner dagegen heißt es, dass man bei einigen Kunden schon mehrfach die Beete neu gestaltet habe, "weil die Pflanzen den Frost nicht überlebt haben". Dort gibt es Hornveilchen für 50 Cent.

(RP)
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