Grevenbroich Stadt: Finger weg von jungen Hasen

Grevenbroich · Umweltexperte Norbert Wolf: Jungtiere sind keineswegs mutterlos.

 Finger weg von jungen Feldhasen, sagt das Schneckenhaus-Team.

Finger weg von jungen Feldhasen, sagt das Schneckenhaus-Team.

Foto: Wolf

Der Feldhase gilt als fruchtbar. Wäre er es nicht, gäbe es ihn wohl nicht mehr. Gerade junge Tiere werden untergepflügt, geraten in Mähwerke oder finden entlang riesiger Ackerflächen kaum noch Verstecke. Letztere brauchen sie, nicht nur um sich vor Fressfeinden wie Greifvogel, Fuchs, Marder und Iltis zu verbergen. Viele Spaziergänger, die frisch geworfene Feldhasen jetzt in den Mulden entdecken, halten sie für mutterlos - und nehmen sie mit.

"Finger weg!", kommentiert das Norbert Wolf vom Umweltzentrum Schneckenhaus. "Flapsig formuliert ist das Kindesentführung." Die Jungtiere sind "nicht alleine, sondern werden von den Alttieren versorgt". Nicht rund um die Uhr, übrigens um durch ihre Anwesenheit nicht den Standort zu verraten, aber zwei bis dreimal kämen die Hasenmütter vorbei, um ihren Nachwuchs zu säugen. "Nicht umsonst werden Feldhasen mit vollständig entwickeltem Fell und offenen Augen geboren", weiß der Fachmann. Vier bis fünf Mal jährlich bekommt die Feldhäsin durchschnittlich drei bis vier Junge. "Die hoppeln dann auseinander und suchen sich in Brachflächen ihre Mulde." Auch in Wintergetreide suchen sie sich ihren Platz. Auch wenn sie noch so niedlich und schutzlos wirken, sind sie "sehr gut für das Leben im offenen Acker geeignet".

Hilfe, die besorgte Mitmenschen ihnen geben können, ist sie in Ruhe zu lassen. Handelt es sich um Hundehalter, sollten Vierbeiner ohne Gehorsam "an der Leine geführt" werden, wie Wolf sagt. Bei Hunden ohne Jagdinstinkt und die gut parieren, sei die Leine kein Muss - wenn sie "nicht durch die Feldflur laufen, sondern nur auf den Wegen bleiben". Hunde sind des Feldhasen Feind, im schlimmsten Fall beißen sie sie tot. Aber auch, wenn ein Hund das Jungtier bloß abschleckt könnte das dazu führen, dass das Alttier den Geruch als Gefahr interpretiert fern bleibt und ihr Junges nicht säugt. Junghasen sollen also von tierlieben Menschen unbehelligt bleiben, wo sie sind. "Im Zweifelsfall steht das Schneckenhaus-Team mit Rat zur Seite."

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