Grevenbroich Märchenhafte Roben für die Schützenkönigin

Grevenbroich · Üppig oder schlicht, Knallfarbe oder Pastell: Kaum eine Wahl ist so schwierig wie die des Königinnen-Kleids. Einzig lang muss es sein.

 Schützenfest oder doch Hollywoodfilm? Das lange Abendkleid, das Trude Schloßmacher als Grevenbroicher Schützenkönigin trug, hat nach 55 Jahren nichts von seiner klassischen Eleganz verloren.

Schützenfest oder doch Hollywoodfilm? Das lange Abendkleid, das Trude Schloßmacher als Grevenbroicher Schützenkönigin trug, hat nach 55 Jahren nichts von seiner klassischen Eleganz verloren.

Foto: Archiv des BSV Grevenbroich

Einmal Schützenkönigin sein: Gibt es eine bessere Gelegenheit, um - wie die Prinzessin im Märchen - das allerschönste Kleid zu zeigen? Dass die Königinnen-Roben mehr als Kleider sind, bestätigt die amtierende Regentin Manuela Velder: Sie hat mit einer Freundin ihre Garderobe ausgesucht, denn: "Mein Mann war keine Hilfe. Der fand alle Kleider schön." Doch schön sein - das genügt nicht, weiß die Schützenkönigin: "Das Kleid muss zum Charakter passen." Bei der Sonntagsparade steht Velder im Blick von hunderten Zuschauern - so, wie kaum je zuvor in ihrem Leben. Trotzdem ist sie nicht bei ihrem bisherigen Stil mit starken Farben und klassischen Schnitten geblieben, die Schützenkönigin will sich in einem eher ungewöhnlichen Ensemble zeigen: "Das Kleid habe ich gesehen und gedacht: ,Das passt zu mir: Es ist ausgefallen, ein wenig verrückt'", erzählt Velder.

Wer die Galerie der Grevenbroicher Schützenkönigspaare abschreitet, erhält einen Einblick in die Mode vergangener Jahrzehnte.

In den 1950er und 60er- Jahren zeigen sich die Königinnen wie Trude Schloßmacher (1955/56) oder Elli Pfennings (1965/66) in aufwendiger Festkleidung. Lange Handschuhe, Stolen aus Pelz oder Spitze gehören unverzichtbar zu den bodenlangen Kreationen, die auch für Hollywoodfilme geeignet gewesen wären. Zudem war das königliche Ensemble nur mit Diadem komplett. Im Archiv des BSV finden sich strassbesetzte Diademe und Perlenkrönchen - auch damit zeigte die royale Repräsentantin ihre persönliche Note.

In den 1970er Jahren werden die Festkleider der Schützenköniginnen vielfältiger. Üppige Volants oder voluminöse Roben in zarten Farbtönen stehen neben betont minimalistischen, geraden Schnitten. 1978/79 ist noch der Flowerpower-Einfluss sichtbar. So hat sich Maria Höhner in ihrem Regierungsjahr für eine bodenlange Kreation im zarten Himmelblau entschieden: Ausschnitt und Ärmel sind mit filigraner weißer Spitze verziert.

Dass ein Königinnen-Kleid auch Jahre nach dem großen Auftritt Emotionen weckt, verrät Heike Cremerius. Die Frau des Schützenpräsidenten repräsentierte 1997/98 als Grevenbroichs erste Schützendame - in einer Zeit, in der die Mode so vielseitig war wie selten und es den einen verbindlichen Stil längst nicht mehr gab.

Das Kleid, das Heike Cremerius bei ihrer Krönung trug, passt zum Märchen von Cinderella ebenso wie zu einem Film-Klassiker: ein figurbetontes, ärmelloses Oberteil, ein weitschwingender Rock, dazu Spitzenhandschuhe - alles in Royalblau, die ideale Farbe für eine Königin. "Mir hat das Kleid damals auf Anhieb gefallen", erinnert sich Heike Cremerius. Der erste Gedanke, der ihr damals durch den Kopf geschossen war: "Das ist es!" - und so denkt sie auch heute noch über ihre Traumrobe, die ihren Mann ebenfalls begeisterte.

Kronprinzessin Henriette Göbbels sucht noch die perfekten Kleider, die sie im Märchen "Einmal Schützenkönigin sein" tragen wird. Einzig die Robe für ihre Krönung hat sie mit einer Freundin ausgesucht. Kronprinz Victor Göbbels fühlte sich weniger zuständig. Er sieht das Kleid pragmatisch: "Beim Tanz darf ich nicht auf den Saum treten."

(RP)
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