Vogelschießen Erste Schützenkönigin für Traar?    

Krefeld · Das Vogelschießen am Wochenende könnte ein historisches Datum für die Vereinsgeschichte werden. Zu den Aspiranten auf den Königsthron gehört wohl auch eine Frau. Gewinnt sie, hätte Traar seine erste Königin.

Das scheidende Königshaus  König Günter I. und Königin Marita I. (Weissmann), Innenminister Heinz Trecker mit Ehefrau Monika, Außenminister Hans-Peter Bolze mit Partnerin Sigrid Neise, Finanzminister Thomas Hormes mit Ehefrau Alexandra, Kriegsminister Friedhelm Waldschenk mit Ehefrau Annegret sowie Ordonnanzoffizier Uwe von de Fenn mit Ehefrau Helga.

Das scheidende Königshaus  König Günter I. und Königin Marita I. (Weissmann), Innenminister Heinz Trecker mit Ehefrau Monika, Außenminister Hans-Peter Bolze mit Partnerin Sigrid Neise, Finanzminister Thomas Hormes mit Ehefrau Alexandra, Kriegsminister Friedhelm Waldschenk mit Ehefrau Annegret sowie Ordonnanzoffizier Uwe von de Fenn mit Ehefrau Helga.

Foto: Sabine Krantzen

Es wird ja immer mal wieder kolportiert, dass beim Vogelschießen um die Königswürde der Gewinner vorher ausgeguckt wird und dann auf Teufel komm raus und Vogel komm runter den siegreichen Schuss hinlegen muss. Da das Schützenwesen offensichtlich quicklebendig ist und die Königswürde ebenso offensichtlich als Ehre empfunden und gelebt wird, ist das bei vielen Königsschießen nicht so. Auch in Traar gibt es  für das Vogelschießen am 11. September  mehrere ernsthafte Anwärter – darunter wohl mindestens eine Frau, jedenfalls wenn die Andeutung des Vereins dazu stichhaltig ist.  „Alles deutet auf einen spannenden Endkampf hin“, verlautet der Verein in seiner Ankündigung des Wochenendes, „es haben sich nämlich schon ein paar Kandidaten zu erkennen gegeben, die gerne der nächste Schützenkönig von Traar werden möchten. Aber vielleicht erleben wir ja auch zum ersten Mal, dass ein weibliches Mitglied des Bürgerschützenvereins den letzten Rest des Vogels abschießt und damit die Königswürde erringt.“ Traditionell werden keine Namen genannt – die Aspiranten sind streng geheim.

In den 33 Schützengruppen des Bürgerschützenvereins Krefeld-Traar 1850 e.V. sind in zwei Gruppen Frauen vertreten: in der gemischten „Nachtwache“ unter der Kommandeurin Alina Martin mit 17 Frauen und Männern zwischen 18 und 26 Jahren sowie in der reinen Frauengruppe Leibgarde Viktoria unter Kommandeuse Ann-Sophie Konz. Aus dem Verein ist die Vermutung zu hören, dass die Frauen allesamt noch zu jung sind  für die Königswürde – so lange ist es noch nicht her, dass auch Frauen aktive Schützen sein dürfen. Immerhin  hat der Schützenverein nun eine doppelte Chance auf ein einschneidendes Datum: erste Königin in Traar und womöglich die jüngste Schützenkönigin Deutschlands.

Unabhängig davon ist der Verein weiter auf Rekordjagd. „Wir haben zur Zeit 565 aktive Schützen, so viele wie noch nie,“ erläutert Marc Blondin, Landtagsabgeordneter, CDU-Chef in Krefeld,  Traarer Urgestein und selbstredend Traarer Schütze, „der Verein hat keine Nachwuchssorgen. Die Leute schätzen die Geselligkeit. Beim Schützenfest ist der ganze Ort auf den Beinen.“ Auch beim  jüngsten Schützenfest gab es einen Rekord: Nie war der Schützenumzug von so vielen Menschen besucht wie 2019.

Diese Fülle ist eine relativ junge Entwicklung seit der Nachkriegszeit. Die eineinhalb Jahrhunderte davor waren eher geprägt von einem Taar, das nicht sehr wohlhabend war. Dies geht aus der sehr instruktiven, sehr gut lesbaren Geschichte des Vereins hervor, die Präsident Walter Potthast verfasst und auf der Internetseite des Vereins veröffentlicht hat. Die Anfänge des Traarer Schützenwesens lassen sich bis ins Jahr 1812 zurückverfolgen; 1850 erfolgte eine Neugründung als Traarer Schützengesellschaft. Wie ein roter Faden durchziehen Geldsorgen die Chronik, Sorgen, die letztlich dazu führten, das Schützenfest lange Jahre nur alle zehn Jahre stattfinden zu lassen.   Erst 1957 wurde der Fünf-Jahres-Rhythmus eingeführt, seit einigen Jahren gilt der Vier-Jahres-Rhythmus in Abwechslung mit den Verberger Schützen: Vogelschießen Traar,  ein Jahr später Schützenfest Traar, im Jahr drauf Vogelschießen Verberg, ein Jahr später Schützenfest Verberg. „So ist immer was los“, sagt Blondin zu dieser Einigung.

Bevor nun in Traar aktuell der neue Amtsinhaber ausgeschossen ist, gilt es Abschied vom amtierenden Königspaar König Günter I. und Königin Marita I. (Weissmann) zu nehmen. Die Amtszeit war von Corona belastet, zwei Jahre fielen für Veranstaltungen nahezu aus. Dennoch haben beide unterm Strich zahlreiche Termine absolviert und  mit ihrem sozialen Engagement Eindruck hinterlassen, zumal das Paar erklärte, diesen Einsatz beizubehalten. Die letzte Aktion: Die Versteigerung eines Modells der Egelsbergmühle brachte 581 Euro für den Erhalt der Mühle.  Im Rückblick auf ihre Amtszeit heben beide den Besuch in den Traarer Kindergärten hervor: „Die Freude schon bei den Kleinsten zu sehen, hat uns viel Spaß gemacht, und der Umzug mit einem Kinderkönigspaar im Kindergarten am Egelsberg mit so vielen Schützinnen und Schützen war für uns alle wunderbar“, erklärt der scheidende König. Er und seine Frau werden am Samstag, 10. September, mit dem Königsabschlussball im Zelt auf dem Traarer Festplatz verabschiedet. König und Königin bitten zu diesem Anlass erneut um Spenden für die Traarer Mühle.

Am Sonntagmittag beginnt dann das Vogelschießen. Der Vogel besteht wie 2018 aus weichem afrikanischen Abachi-Holz – so soll verhindert werden, dass Schrotkugeln zurückprallen und jemanden verletzen. Gebaut wurde er nach den gutachterlichen Vorgaben von Thomas Bullerschen – ein wichtiger Dienst: Kein Vogel, kein Schützenfest! Nach dem eher symbolischen Ehrenschießen aller aktiven Schützen treten nur noch die Schützen an, die ernsthaft die Königswürde anstreben.

Wenn das neue Königshaus feststeht, wird gegen 19 Uhr im Festzelt die offizielle Proklamation erfolgen.

Das Schützenfest im Königreich Traar findet zu Pfingsten 2023 vom 27. bis zum 30. Mai statt.

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