Serie Gelderner Unternehmen im Porträt Klares Bekenntnis zum Standort Geldern

Geldern · Die Krise ist überwunden: Das Familienunternehmen Michels mit 120 Mitarbeitern profitiert vom Bauboom.

 Den Bagger für das THW bewundern (v. l.) Sven Kaiser, Rolf Michels, Tim van Hees-Clanzett und Joachim Michels.

Den Bagger für das THW bewundern (v. l.) Sven Kaiser, Rolf Michels, Tim van Hees-Clanzett und Joachim Michels.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Beeindruckt stehen Bürgermeister Sven Kaiser und Gelderns Wirtschaftsförderer Tim van Hess-Clanzett vor dem großen blauen Bagger, der bei Michels gerade für die Auslieferung an das Technische Hilfswerk vorbereitet wird. Rolf Michels, einer der beiden geschäftsführenden Gesellschafter, erläutert die vielen Extraanforderungen, die mit dem Großauftrag des THW verbunden sind. Der Rundgang durch die beiden großen Hallen und der Besuch in der Lackiererei zeigen schnell: Es läuft rund bei Michels. Joachim Michels, der zweite geschäftsführende Gesellschafter, verschweigt beim Blick auf die Unternehmensgeschichte aber nicht, dass es aber auch schwierige Zeiten mit schmerzhaften Entscheidungen gab.

Michels, das ist ein Gelderner Familienunternehmen par excellence. Der Großvater hatte noch Kölner Wurzeln, Firmengründer Egon Michels aber kam in Geldern zu Welt. Der Landmaschinenmechanikermeister, Jahrgang 1927, startete 1950 im eigenen Haus an der Birkenallee. Damit begann die Zusammenarbeit mit Atlas, die bis heute hält. Als erster „Atlas-Vertriebs-Händler“ betrieb er einen eigenen Stützpunkt. Ladekrane („Bauernlader“) für die Landwirtschaft waren zunächst das wichtigste Produkt.

Michels entschied dann aber, sich auf den Baubereich statt auf die Landwirtschaft zu konzentrieren. Das Unternehmen wuchs und bezog 1959 erste eigene Räume: An der Ponter Straße, dem späteren Stanzwerk Pilz und heutigem Standort von Haus II von Sport Dorenkamp. 1968 wurde es dann wieder eine Nummer größer: An der Burgstraße wurde neu gebaut. Es folgten die Niederlassungen in Essen und in Bergheim. In beiden Städten ist Michels heute noch aktiv. 1981 wurde dann an der Max-Planck-Straße ein Zweitbetrieb eröffnet. Nach ersten Geschäftskontakten in Thüringen wurde 1996 ein Betrieb in Jena gegründet, der zwischenzeitlich aber wieder verkauft wurde.

Dann das „Tal der Tränen“, wie Joachim Michels es nennt. 2003 traf die Krise der Baubranche auch Michels hart. Man musste das Unternehmen rekonstruieren, es wurde komplett zur Max-Planck-Straße ins Gewerbegebiet verlagert. In einem „schmerzhaften Prozess“ sank die Mitarbeiterzahl von 150 auf 123. Firmengründer Egon Michel starb 2011, 2015 stieg Manfred Michels, der dritte der Brüder, der auch geschäftsführende Gesellschafter war, aus persönlichen und gesundheitlichen Gründen aus. Die Räume an der Burgstraße sind vermietet.

Bauboom statt Krise heißt es heute. 40 Millionen Euro Jahresumsatz meldet Michels, im laufenden Jahr könnte die Zahl noch gesteigert werden, sagt Joachim Michels. 80 Prozent des Umsatzes macht Michels im Handel, vor allem mit dem Verkauf von Baumaschinen. Dazu kommen Montage, Kundendienst und Vermietung. Die Zahl der Mitarbeiter liegt bei 120, darunter sieben Meister und 49 Monteure. Auf 21.5000 Quadratmetern hat Michels in Geldern 5600 Quadratmeter Hallenfläche, dazu kommen die Hallen in Bergheim (2225) und Essen (2500). Elf Auszubildende arbeiten bei Michels. „Es wird aber immer schwieriger, geeignete Bewerber zu finden“, sagt Rolf Michels. Dazu komme der Kampf um die Facharbeiter. Headhunter seien im Markt unterwegs, man müsse Angst vor Abwerbungen haben. „Und das geht gerade erst los“, sagt Tim van Hees-Clanzett angesichts des Auswirkungen des demografischen Wandels. Sven Kaiser wirbt für einen enge Verzahnung von Schulen und Unternehmen, um schon früh darauf hinzuweisen, welche Möglichkeiten es in der Stadt gibt. Praktika und Ferienjobs seien eine gute Chance, jungen Menschen für den Betrieb zu gewinnen. Einig waren sich in der Gesprächsrunde auch alle, dass eine gute Infrastruktur vor Ort, besonders auch das Angebot an bezahlbaren Wohnungen hilft, Mitarbeiter in Geldern zu halten. Denn über einen Standortwechsel möchte bei Michels niemand nachdenken. „Auch wenn unser Geschäftsgebiet groß ist: Wir sind Geldrianer, stark mit der Stadt emotional verbunden“, betont Joachim Michels.

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