Erkelenz Vorsichtige Aufbruchstimmung

Erkelenz · Die meisten Umsiedler sind in den Entschädigungsprozess mit RWE Power eingetreten. Für viele richtet sich der Blick nun nach vorn, auf den neuen Ort. Am alten gibt es aber noch zahlreiche Probleme zu lösen.

Erkelenz/immerath Solche Erfahrungen machen die Menschen in Immerath und Borschemich jetzt immer häufiger: Erst hängen keine Gardinen mehr in den Fenstern, dann sind die Rollläden herunter gelassen, und auf einmal ist die halbe Nachbarschaft ausgezogen. "Es ist erschreckend, wie schnell das geht", erzählt Gisela Berger, Vorsitzende des Bürgerbeirats für Immerath, Lützerath und Pesch.

In die Umsiedlung ist Dynamik gekommen. 75 Prozent der Immerather und 80 Prozent der Borschemicher sind in das Entschädigungsverfahren mit RWE Power eingetreten. Diejenigen, die sich geeinigt haben, mit dem Bau am neuen Ort beginnen oder kurz davor stehen, werden immer mehr. "Es ist Aufbruchstimmung zu spüren", sagt Gisela Berger. Aber auch: "Man redet es sich irgendwann auch schön, man muss ja nach vorne gucken."

Individuelle Lösungen nötig

Denn es gibt es immer noch genug Probleme – vor allem bei Entschädigungsfragen. Bürgermeister Peter Jansen spricht von zahlreichen Einzelfällen, in denen die Stadt als Moderator tätig ist. Und Gisela Berger erzählt von Bewertungskriterien bei den Gutachten für die Häuser, die sich seit Beginn der Umsiedlung womöglich verändert haben. Beweisen lässt sich das nicht, weil der Bürgerbeirat nur Einblick in Gutachten hat, wenn die Betroffenen dazu bereit sind. Aber es bleibe "das ungute Gefühl, dass wir nicht gleichbehandelt worden sind". Sorge macht der Beiratsvorsitzenden auch, dass noch kein Gewerbebetrieb seine Verhandlungen abgeschlossen hat. Und es kommen immer wieder neue Fragestellungen auf. So gibt es eine Reihe älterer Witwen, die in Alt-Immerath im eigenen Haus wohnen, in Neu-Immerath aber nicht bauen, sondern zur Miete wohnen möchten. In die geplanten Mietshäuser können sie aber nicht einziehen, weil diese den alten Mietern vorbehalten sind. Hier hofft Berger, dass die Stadt bei einer Lösung hilft.

Freude macht Gisela Berger, dass nach jetzigem Stand 53 Prozent der Immerather mit an den neuen Ort umsiedeln. Sie hofft, dass es noch einen Motivationsschub gibt, wenn feststeht, dass und wie die soziale Infrastruktur – von Kaisersaal bis Kindergarten – neu gebaut wird. Hier führt die Stadt seit Monaten zähe Verhandlungen mit RWE. Bürgermeister Jansen betont immer wieder, dass neue öffentliche Einrichtungen modernem Standard entsprechen müssen. Zwischen den Vorstellungen von RWE und Stadt klaffe im Moment aber noch eine millionenschwere Lücke.

Ende des Monats sollen von der Stadt beauftragte Planer ihre Kostenschätzungen für die neuen Gebäude vorlegen, "dann sehen wir, wie weit wir wirklich auseinander sind", sagt Jansen. Bis Sommer muss eine Einigung erfolgen, damit im Jahr 2011, wenn schätzungsweise der Großteil der Umsiedler an den neuen Orten wohnt, die öffentlichen Gebäude in Betrieb genommen werden können.

(RP)
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