Erkelenz Handschriften weiter erforschen lassen

Erkelenz · "Wissenstradition zwischen Handschrift und Wiegendruck" ist der Titel einer Tagung auf Haus Hohenbusch zur Geistesgeschichte des einstigen Klosters. Es gibt noch viele Themen zu erforschen, kündigt die Wissenschaft an.

 Das Hohenbuscher Kreuzherrenkloster diente einst als Ausbildungskloster. Junge Männer kamen hierher, um sich unterweisen zu lassen. Sie konnten in einer reichen Bibliothek lesen.

Das Hohenbuscher Kreuzherrenkloster diente einst als Ausbildungskloster. Junge Männer kamen hierher, um sich unterweisen zu lassen. Sie konnten in einer reichen Bibliothek lesen.

Foto: Andreas Speen

Jeder, der sich Haus Hohenbusch nähert, ahnt: Hier muss sich zwischen 1302 und 1803 ein für die Region bedeutendes Klosterleben abgespielt haben. Allein der Platz, an dem das Kloster erbaut worden war, weist darauf hin. Dann aber auch, bei näherem Betrachten, das weitläufige, mit Mauern umzogene Gebäudeensemble selbst. Wer die Rolle des Kreuzherrenklosters vor den Toren von Erkelenz besser verstehen möchte, bekommt dazu im März die Gelegenheit. Eine dreitägige Vortragsreihe und eine Ausstellung organisiert der Heimatverein der Erkelenzer Lande vom 8. bis 10. März — jetzt hat die Anmeldephase begonnen. Ergänzt wird das Programm am Sonntag, 10. März, durch eine Heilige Messe, die ab 9.30 Uhr Kreuzherr Pater Aarts im Priorensaal zelebriert.

 Jeder, der sich Haus Hohenbusch nähert, ahnt: Hier muss sich zwischen 1302 und 1803 ein für die Region bedeutendes Klosterleben abgespielt haben.

Jeder, der sich Haus Hohenbusch nähert, ahnt: Hier muss sich zwischen 1302 und 1803 ein für die Region bedeutendes Klosterleben abgespielt haben.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

"Der Eintritt zur Ausstellung, zu allen Vorträgen und zum Konzert ist frei. Allerdings wird eine Anmeldung zu den Vorträgen und zum Besuch des Konzerts bis zum 28. Februar erbeten", sagt Günther Merkens, Vorsitzender des Heimatvereins. Zu erwarten ist, dass sich viele Menschen für das Thema "Wissenstradition zwischen Handschrift und Wiegendruck — das Kreuzherrenkloster Hohenbusch an der Wende vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit" interessieren. Darauf wollen sich die Organisatoren einstellen können.

Als im Jahr 1802 das Kloster Hohenbusch im Zuge der Säkularisierung aufgehoben wurde, ging im Erkelenzer Raum eine reiche Tradition zu Ende. 500 Jahre lang hatte der Kreuzherrenorden dort gelebt und sich mit seiner Arbeit in den Dienst der christlichen Lehre gestellt. Hohenbusch diente als Ausbildungskloster. Junge Männer kamen hierher, wurden unterwiesen und trugen von hier die Idee des Ordens in die Welt hinein, der in Spätmittelalter und Früher Neuzeit in fast ganz Europa verbreitet war, im deutsch-niederländischen Grenzraum aber seine bedeutendsten Niederlassungen besaß. Nach Wuppertal-Beyenburg (1298) wurden Klöster in Erkelenz (1302), Köln (1307), Düren (1340) und Aachen (1372) begründet. Das Erkelenzer Kloster galt als eine der reichsten und bedeutendsten Kreuzherren-Niederlassungen im Rheinland, die Forschern zufolge auch politisch und wirtschaftlich Einfluss auf die Umgebung nahm.

Professor Dr. Ralf Georg Czapla von der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg, einer der wissenschaftlichen Leiter der Tagung, spricht von "einer erstaunlichen Zeit", die dieses Kloster durchlebt hat. Dessen einst an Handschriften und Wiegendrucken reiche Bibliothek wurde nach der Auflösung in alle Winde verstreut, heißt es in der Einladung zur Tagung. Ein großer Teil hat sich jedoch in der Erzbischöflichen Diözesan- und Dombibliothek Köln erhalten. Erstmals seit der Säkularisierung werden einige Handschriften des Klosters Hohenbusch am Ort ihrer Entstehung gezeigt (die RP berichtete). Und Wissenschaftler, die sich mit ihnen auseinandergesetzt haben, referieren darüber.

"Vor drei Jahren hat Christine Feld dazu eine erste wissenschaftliche Ausarbeitung geschrieben. An dieser Stelle darf und soll weitergeforscht werden. Es gibt noch viele spannende Themen, denn in den Handschriften ist die Geistesgeschichte von Hohnebusch niedergeschrieben", erklärt Czapla, der einst am Cusanus-Gymnasium in Erkelenz seine Abitur machte und das ehemalige Kreuzherrenkloster über seinen Vater kennenlernte. "Ich kenne es aus meinen Kindertagen. Oft war ich mit meinem Vater aus Radtouren, da er auf den Dörfern als Schornsteinfeger unterwegs war. Dabei sind wir immer wieder an diesem Klosterkomplex vorbeigefahren." Als Wissenschaftler kehrt er im März mit Kollegen dorthin zurück.

(RP)
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