Duisburg Streit um die Platanen in der Innenstadt

Duisburg · Morgen wird der NABU mit dem Rechtsamt reden, um danach einen Bürgerentscheid vorzubereiten. Dabei dürfte die Stadt die Bäume an der Mercatorstraße theoretisch sofort fällen.

Der Duisburger BUND protestiert, und die Grüne-Ratsfraktion tut es auch. Die beiden großen Fraktionen im Rat der Stadt hingegen, die CDU und die SPD, halten sich geschlossen. Sie haben gemeinsam mit anderen den Baumfällungen an der Mercatorstraße längst zugestimmt, weil damit wichtige Voraussetzungen für den Ausbau der Straße mit der angrenzenden Bahnhofsplatte geschaffen werden.

Der Straßenabschnitt zwischen Königstraße und Friedrich-Wilhelm-Straße ist sicherlich nicht optimal. Jeweils zwei Spuren führen in jede Richtung. Dazwischen liegt unter Platanen ein breiter Parkstreifen, auf dem früher die Gleise der Straßenbahn verliefen und sich die Endstation der D-Bahn, der heutigen U 79, befand. Dort stehen auch die Platanen, gegen deren Abholzung es Protest gibt. Doch auch die Baumschützer können nicht bestreiten, dass die Wurzeln dieser Baumriesen den Asphalt gefährlich angehoben haben und eine Sanierung notwendig ist. Die Stadt will die Mercatorstraße umbauen mit dem Ziel, den Durchgangsverkehr dort zu verringern. Denn Bahnhofsplatte und Königstraße sollen stärker zusammenwachsen.

Zudem soll am Rande der Platte ein Gebäude für Büronutzung und/oder Gastronomie und Einzelhandel entstehen. Zwar gibt es derzeit keinen konkreten Investor. Doch spätestens dann, wenn die graue Betonfläche mal umgestaltet worden ist, könnte der Standort - schon wegen der Nähe zum Hauptbahnhof - für einen Investor sehr attraktiv werden.

Die Stadt hatte nach dem Ratsbeschluss Anfang März schnell Fakten schaffen und die Bäume zügig umlegen wollen, doch das verhinderten die Umweltschützer mit ihrem Protest. Nach Prüfung durch die Bezirksregierung dürfte sie jetzt zur Säge greifen. Aber die Kommunalaufsicht besteht darauf, dass vorher noch einmal genau nachgeschaut wird, ob in den Bäumen Vögel ihre Nester gebaut oder sich Fledermäuse in den Asthöhlen eingenistet haben. Ist das der Fall, würde aus einer schnellen Abholzung nichts.

Die Baumschützer hatten das Schnellverfahren gestoppt und gegenüber der Bezirksregierung argumentiert: Zwischen März und Oktober dürfen laut Naturschutz-Gesetzgebung nur in absoluten Ausnahmen Bäume gefällt werden, daran müsse sich auch eine Stadt halten. Damit erwirkten sie einen Aufschub. Zeitgleich begannen sie mit den ersten Vorbereitungen für einen Bürgerentscheid. Sie benötigen Unterstützer, die der Ansicht sind, dass sich der Stadtrat erneut mit dem (längst beschlossenen) Fällbeschluss befassen muss. Erst nachfolgend könnte dann das Verfahren eingeleitet werden, bei dem die Bürger ähnlich wie bei der Kommunalwahl darüber abstimmen, ob die Bäume stehen bleiben sollen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich mit Themen, die einen kleinen lokalen Bereich betreffen, stadtweit eher wenig Stimmung zu machen ist. Bei den Platanen wird dies kaum anders sein, auch wenn die Mercatorstraße sehr bekannt ist.

Der BUND kritisiert vor allem die Eile, mit der die Stadt hier zu Werke geht. Zum ersten sei der beim Landeingereichte Förderantrag für den Umbau der Mercatorstraße noch nicht genehmigt, zum anderen werde mit dem Umbau der Bahnhofsplatte nicht jetzt, sondern frühestens im Spätherbst begonnen. Morgen wird der BUND Duisburg mit Vertretern des Rechtsamtes sprechen, um danach mit der Unterschriftenaktion zu beginnen. Ob sie in ganz Duisburg genug Unterstützer finden? Die Erfahrungen der Vergangenheit zeigen, dass es fast unmöglich ist, mit einem lokal-begrenzten Thema die Bürger in der gesamten Stadt mobil zu machen.

(RP)
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