Wie ein kleiner Ball bei der Therapie helfen kann Der Ball gegen das Vergessen

Das junge Duisburger Start-Up-Unternehmen „ichó“ hat einen Therapieball entwickelt, der vor allem Demenzkranken wieder mehr Lebensfreude schenken soll. Eine Duisburger Innovation, die spielerisch fördern soll.

Die kleine leuchtende Kugel wurde am Mittwoch vorgestellt.   RP-foto: Reichwein

Die kleine leuchtende Kugel wurde am Mittwoch vorgestellt. RP-foto: Reichwein

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Ichó, das ist ein interaktiver Ball zur Förderung der kognitiven und motorischen Fähigkeiten. Das grundlegende Funktionsprinzip liegt in der Kombination von kognitiven Übungen, die mit motorischen Handlungen über den Ball kombiniert werden. Erfunden hat ihn der 33-jährige Duisburger Eleftherios Efthimiadis. Nun vermarktet er ihn mit seinen Geschäftspartnern Alkje Stuhlmann, Steffen Preuß und Mario Kascholke .„Alles begann mit der Erkrankung meiner Großeltern und der Großeltern von Eleftherios. Diesen zu helfen, positive Erinnerungen wachzuhalten und daraus Kraft und Lebensfreude zu schöpfen, stand am Anfang unserer Überlegungen. Auch die Motorik sollte gefördert werden, weil zwischen Geist und Motorik eine wesentliche Wechselwirkung besteht. Was anfänglich gar keine Geschäftsidee werden sollte, ist dann dazu gereift – und gleichzeitig ein Tribut an unsere Großeltern“, erklärt der 30-jährige Preuß. Zunächst ausschließlich für Menschen mit demenzieller Erkrankung entwickelt, sollen die Anwendungsmöglichkeiten der Therapiekugel immer vielfältiger werden. Die Einsatzfelder reichen von Demenz- und Schlaganfallpatienten bis hin zu an Parkinson- und Rheuma-Erkrankten. „Auch Traumata-Betroffenen kann der Ball dabei helfen, wieder Spaß und Lebensfreude zu aktivieren und zu fördern“, betont Gründerin Stuhlmann. Auch die Bundeswehr habe bereits ihr Interesse bekundet.

Handlungen wie Werfen, Fangen, Drücken und Funktionen wie Leuchten, Farbwechsel, Geschichten erzählen und Musik machen sollen die Lebensqualität der Menschen auf individuelle und spielerische Art steigern. Auch eine individuelle „Bespielung“ ist möglich, beispielsweise mit Stimmen von Angehörigen oder der Lieblingsmusik des Patienten.

Der Therapieball kann mit dem W-Lan verbunden werden, verfügt über eine Akkulaufzeit von etwa sechs bis acht Stunden und kann über eine Bluetooth-Fernbedienung gesteuert werden. Nach der Herkunft des Unternehmens- und Produktnamens gefragt, erzählt Efthimiadis von dessen Entstehungsgeschichte: „Ich habe griechische Wurzeln, daher die Verbundenheit zur Sprache der Götter. Ichó bedeutet so viel wie ,Echo’. Zugleich ist es der Name einer Nymphe der griechischen Götterwelt. Diese war Zeus zu Diensten und wurde deshalb von Hera, der Göttermutter, damit bestraft, indem sie nur noch die letzten Worte eines anderen wiederholen durfte.“ Die Geschichte der Nymphe Ichó ähnle der vieler Demenzkranken und soll daher dort Kommunikation aufbauen, wo sie abnimmt.

Durch das Abgleichen der vom Ichó überlieferten Daten entstehen laut Oberbürgermeister Sören Link ganz neue Möglichkeiten. Wirtschaftsdezernent Andree Haack erklärt: „Elektronik und künstliche Intelligenz können helfen, den Herausforderungen in der Pflege zu begegnen, damit die wenigen Fachkräfte mehr Zeit für den einzelnen Patienten oder Heimbewohner haben.“ Nächster Schritt sei es die bislang eingesetzten Prototypen dahingehend weiterzuentwickeln, dass sie als Heil- und Hilfsmittel anerkannt werden. Da die derzeit im Test befindlichen Prototypen insoweit ausgereift und weiterentwickelt sind, folgt voraussichtlich im Oktober 2019 die Markteinführung.

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