Duisburg Erinnerungen an die erste Zeit

Duisburg · Der Caritasverband hatte diejenigen eingeladen, die vor 50 Jahren im Zuge des Anwerbeabkommens nach Duisburg kamen, um hier zu arbeiten und bis heute geblieben sind.

 Hüseyin Savas kam am 1971 nach Duisburg. Müserref Savas, seine Ehefrau folgte ein Jahr später. Zum Treffen bei der Caritas brachte viele Fotos und ihr Brautkleid mit.

Hüseyin Savas kam am 1971 nach Duisburg. Müserref Savas, seine Ehefrau folgte ein Jahr später. Zum Treffen bei der Caritas brachte viele Fotos und ihr Brautkleid mit.

Foto: Andreas Probst

Das vor 50 Jahren geschlossene Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und der Türkei nahm der Caritasverband Duisburg zum Anlass, um auf ein halbes Jahrhundert Einwanderung zurückzublicken und mit Einwanderern der ersten und zweiten Generation zu diskutieren.

Die Geschichten der ehemaligen Einwanderer aus Spanien, Italien, Griechenland, der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien waren zum Teil sehr emotional und für die zahlreich erschienenen Zuhörer stark beeindruckend. Serdar Bozkurt erzählte, wie er in den 60er Jahren als junger Mann direkt aus Anatolien mit dem Zug nach Duisburg kam, um hier als Maschinenschlosser zu arbeiten: "Wir fuhren mit über 1000 Leuten in einem Zug mit Holzbänken durch halb Europa.

Mir wurde nur gesagt, wenn die Zahl "4100" (die damalige Postleitzahl Duisburgs) ausgerufen wird, musst du aussteigen." Weil er am Bahnhof nicht abgeholt wurde, musste sich Serdar Bozkurt selbst zu seinem Arbeitgeber, die Firma Mannesmann, durchfragen. "Mir wurde schnell klar, dass ich die deutsche Sprache lernen musste, um hier zurechtzukommen", ergänzte Serdar Bozkurt.

Von vielen Freundschaften, die bis heute Bestand haben, wusste der ehemalige Mannesmann-Mitarbeiter Rolf Geiße zu berichten. "Ich habe nach wie vor guten Kontakt zu den Familien meiner früheren zugewanderten Arbeitskollegen. Ich bin handwerklich begabt und helfe ihnen, wenn es erforderlich ist. Ich bin natürlich auch auf vielen Familienfeiern eingeladen. Wir verstehen uns alle prächtig."

Miguel Paris, der 1962 aus Spanien nach Duisburg kam, um hier für die DVG als Straßenbahnfahrer zu arbeiten, berichtete: "Es gab nur arbeiten, schlafen im Wohnheim, arbeiten... dazu mussten wir viele Überstunden machen. Und so gut wurde bei der DVG damals auch nicht verdient." Zwei Jahre wollte Miguel Paris in Duisburg bleiben, inzwischen sind es fast 50.

Heute kümmert er sich um die alten Spanier, die wie er in Duisburg geblieben sind. Wehmütig fügte er hinzu: "Ich bin stolz, Spanier zu sein. Aber man lebt da ja nicht mehr, irgendwann bist du Fremder im eigenen Land." Das Ehepaar Racic ergänzte: "Wir fahren gerne im Sommer nach Bosnien. Aber wir bleiben hier, Duisburg ist unsere Heimat."

Der Veranstalter hatte sich aber noch etwas ganz Besonderes für diesen Abend ausgedacht. Jeder Gast sollte einen persönlichen Erinnerungsgegenstand aus den ersten Jahren in Deutschland mitbringen. Prunkstück war dabei das ausgestellte Hochzeitskleid von Savas Müserref und die dazugehörigen Erinnerungsfotos.

Ehemann Hüseyin lieferte zum Thema Integration aber noch einen bemerkenswerten Beitrag: "Als erstes habe ich die Höflichkeitsfloskeln meiner neuen Heimat gelernt. Guten Tag, Danke und Bitte sagen zu können, empfand ich einfach als selbstverständlich".

(RP)
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