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Verurteilter Hells Angel äußert sich im Interview "Lieber soll seine Mutter weinen als meine"

Duisburg · Am 8. Oktober 2009 erschießt der Hells Angel Timur A. einen Rockerrivalen der Bandidos im Duisburger Rotlichtviertel. A. wird zu einer Haftstrafe von elf Jahren verurteilt. Zum ersten Mal äußert sich A. in einem Interview zu der Tat. Von Reue keine Spur – im Gegenteil.

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Foto: dpa, Marius Becker

Am 8. Oktober 2009 erschießt der Hells Angel Timur A. einen Rockerrivalen der Bandidos im Duisburger Rotlichtviertel. A. wird zu einer Haftstrafe von elf Jahren verurteilt. Zum ersten Mal äußert sich A. in einem Interview zu der Tat. Von Reue keine Spur — im Gegenteil.

Im Revier tobt ein Rockerkrieg. Und Duisburg ist das Epizentrum des Kutten-Konflikts, den Hells Angels, Bandidos - und seit einger Zeit auch Satudarah - ausfechten. Es ist ein blutiger Kampf um Geld, Drogen und Einfluss und um die Vormachtsstellung an der Nahtstelle zwischen Ruhrpott und Rheinland, den Interessensgebieten der verfeindeten Bandidos und Hells Angels.

Seinen vorläufigen Höhepunkt erfuhr der Rockerkrieg am 8. Oktober 2009. An diesem Tag steuerte A. seinen Mercedes CLK auf der Vulkanstraße, blieb an der Ampel nahe des "Fat Mexican", dem Vereinslokal der Bandidos, stehen. Das spätere Opfer, ein verfeindeter Bandido namens "Eschli", beschimpfte und bedrohte A. offenbar. Schließlich soll "Eschli" A. aufgefordert haben, aus dem Auto zu steigen und sich einem Kampf zu stellen. Es ging um die Ehre.

"Ich bereue nichts"

Im Prozess gab A. mehrfach an, "Eschli" habe sich an den Hosenbund gefasst, wo der Hells Angel "etwas Schwarzes", eine Waffe, vermutete. Daraufhin habe er mit "Warnschüssen" die Provokation "Eschlis" erwidert. Dieser starb anschließend an einem Kopfschuss. A. wurde zu elf Jahren Haft wegen Totschlags verurteilt.

Erstmals hat sich nun der Hells Angel, der in der JVA Geldern einsitzt, in einem Interview mit "Spiegel TV" zu den Vorfällen im Jahr 2009 geäußert. Von Reue keine Spur. Im Gegenteil: Der verurteilte Rocker sieht sich im Recht. "Ich würde was bereuen, wenn ich was falsch gemacht hätte", sagt er. "Aber da ich mich verteidigt habe, habe ich es nicht nötig, es zu bereuen."

"Lieber soll seine Mutter weinen als meine"

Beim Prozess im Jahr 2010 klang A. reumütiger: "Und wenn die Mutter von Eschli hier gewesen wäre, hätte ich mich bei ihr persönlich entschuldigt. Ich hätte auch gerne, dass er noch am Leben wäre, dann würde ich auch nicht hier sitzen." Drei Jahre später fallen Sätze wie diese: "Es ist vielleicht schade, dass eine Mutter ihren Sohn verloren hat, aber lieber soll seine Mutter weinen als meine."

Die Rocker leben in einer gefährlichen Paralellwelt, mit eigenen Gesetzen und blutigen Vorgehensweisen. Wie weit entfernt Hell's Angels, Bandidos und Co. vom deutschen Rechtsstaat sind, zeigen auch Aussagen wie diese: "Ich habe das Recht mich zu verteidigen, egal was die Justiz oder die Polizei sagt", erklärt A.. Der Hells Angel nennt es "Eschlis" Schicksal, dass er von den Kugeln getroffen wurde. Er habe ihn nicht töten wollen.

Für A. sind Hells Angels die Besten

In Ruhrgebiet tobt ein Rockerkrieg — und hinter Gittern geht er weiter. "Wir sind die Nummer eins. Keiner kann uns unseren Platz streitig machen", wettert A. gegen die verhassten "Taco's", wie die Bandidos abfällig genannt werden. "Ich gehöre zum besten Motorradclub der Welt." Die Bandidos seien nur "zweitklassig". Und warum solle er einen normalen Job nachgehen und 1300 Euro verdienen? Als Hells Angel "erlebe ich jeden Tag was anderes."

A. erfährt im Knast viel Zuspruch von seinen Rocker-Mitgliedern. "Ein Soldat bekommt auch Anerkennung, wenn er im Krieg ist. Wenn er für sein Land seine Zeit geopfert hat. Und ich opfere hier auch meine Zeit für meine Jungs. Für meinen Club." Den "besten Club" auf dieser Welt, wie er hinzufügt.

(nbe)
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