Duisburg Aufregend analytisch

Duisburg · Pierre-Laurent Aimard spielte für das Klavier-Festival Ruhr einen durchdachten und bestechenden Klavierabend zum 200. Geburtstag von Franz Liszt in der ausverkauften Gebläsehalle im Landschaftspark Duisburg-Nord.

Klüger kann man den 200. Geburtstag von Franz Liszt kaum begehen. Für das Klavier-Festival Ruhr spielte der renommierte und vielseitige französische Pianist Pierre-Laurent Aimard jetzt in der ausverkauften Gebläsehalle im Landschaftspark Duisburg-Nord einen aufregenden Klavierabend mit rotem Faden.

Perfekte Spieltechnik

Zunächst gab es sechs kurze Stücke aus der Liszt-Nachfolge. Drei seiner eigenen, knapp konzentrierten Spätwerke, nämlich "La lugubre gondola" (Trauergondel) Nr. 1 S (= Searle-Verzeichnis der Werke Liszts) 200, "Nuages gris" (Trübe Wolken) S 199 und "Unstern. Sinistre. Disastro" S 208. Abwechselnd mit einsätzigen Sonaten von Richard Wagner (As-Dur, "Eine Sonate für das Album von Frau Mathilde Wesendonck", WWV 85), Alban Berg (op. 1, steht nur noch am Anfang und am Ende in h-Moll) und Alexander Skrjabin (Nr. 9 op. 68 "Schwarze Messe"). Der Künstler hatte darum gebeten, zwischen diesen Stücken nicht zu applaudieren, so dass ein großer Bogen entstehen konnte.

Erst nach der Pause löste der Pianist das "Rätsel", woher das alles musikgeschichtlich kommt, nämlich von Liszts einziger und einsätziger, monumentalen Sonate h-Moll und von Liszts Überzeugung: "Nicht in der Verschwendung liegt das Wesentliche, sondern in der Einschränkung auf das Wesentlichste." Dieses sein umfangreichstes und bedeutendstes Klavierwerk vollendete Liszt 1853.

Pierre-Laurent Aimard bestach an diesem Abend auch durch perfekte Spieltechnik. Mit seinem mehr analytischen als dramatischen oder lyrischen oder rhetorischen Zugriff schlug er herrliche Verständnis-Schneisen noch durch das expressionistischste Dickicht. Und das Beste: Er verzichtet fast ganz auf jene willkürlichen Mätzchen, mit denen uns die meisten anderen Pianisten zu blenden trachten.

Aimard und seine bewährte ehemalige Schülerin Tamara Stefanovich stehen auch im Mittelpunkt der Education-Veranstaltung am heutigen Dienstag, 31. Mai, im Kleinen Konzertsaal der Folkwang-Universität der Künste, zusammen mit Studierenden der Hochschule für Musik und Tanz Köln sowie Klavierschülern und jungen Pianisten. Der Abend ist eine Hommage zum 85. Geburtstag des bedeutenden ungarischen Komponisten und Pädagogen György Kurtág. Um 18.30 Uhr werden Ergebnisse des Kompositionsworkshops mit Kindern vorgestellt, im Konzert um 20 Uhr gibt es dann Werke moderner ungarischer Komponisten und neue Auftragswerke des Klavier-Festivals Ruhr.

(RP)
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