Marcel Abel im Interview "Wir brauchen mehr Komfort-Parken"

Düsseldorf · Immobilienexperte Marcel Abel sieht in einer reinen Fußgängerzone für die Schadowstraße die größten Chancen. Bei den Parkhäusern fordert er Modernisierungen und einen Abriss - an der Bleichstraße.

 Immobilienexperte Marcel Abel.

Immobilienexperte Marcel Abel.

Foto: Andreas Endermann

Herr Abel, Mitte des Jahres wird entschieden, ob die Schadowstraße Fußgängerzone wird. Was ist aus Ihrer Sicht die beste Lösung?

Abel Wir haben uns bemüht, den Blick der Händler und Anlieger zu analysieren. Und da ist das Ergebnis klar: Die Schadowstraße sollte eine reine Fußgängerzone werden.

Noch nicht mal Fahrräder sollten zugelassen sein?

Abel Ja, in den Kernzeiten haben auch Radler dort nichts zu suchen. Sehen Sie sich die Flinger Straße in der Altstadt an, da funktioniert das auch. Das große Problem sind die unterschiedlichen Geschwindigkeiten, die zu Konflikten führen. Mit den aufkommenden E-Bikes wird die Situation ja noch gefährlicher, denn diese Geräte hört man ja kaum mehr.

Sie singen kein Loblied auf die neue E-Mobilität?

Abel Die sich abzeichnende Dominanz und die Geräuscharmut der Fahrzeuge kann in den Innenstädten immer dann, wenn gemeinsam Verkehrsflächen genutzt werden, in der Tat ein größeres Risiko bergen. Bislang gibt es übrigens noch keinen Beweis dafür, dass es in den Einkaufsstraßen der Metropolen mit den "shared spaces", also der gemeinsamen Nutzung des Raumes, wirklich klappt.

Normalerweise fordern Händler, dass ihre Geschäfte gut für Autofahrer erreichbar sein sollen. Ist Ihre Position da nicht widersprüchlich?

Abel Unser Einzelhandelsexperte Andreas Siebert kennt die Bedürfnisse der kleinen und großen Unternehmen sowie der internationalen Filialisten bestens. Sie sehen alle das größte Potenzial in einer reinen Fußgängerzone, die attraktiv gestaltet ist und in der man ungestört flanieren kann. Durch den Kö-Bogen und die angeschlossene Schadowstraße mit ihrem konsumigen Charakter hat Düsseldorf jetzt die Chance, seine Funktion als Mode- und Shopping-Stadt zu schärfen. Mit dem großen Wurf wird sie zur Metropole, die noch interessantere internationale Partner anlockt. Dann wird die Schadowstraße auch da, wo heute die Straßenbahn fährt, zur 1a-Lage.

Und wie bekommen die Menschen in diesem Fußgängerparadies ihre Einkäufe nach Hause?

Abel Im Umfeld gibt es ausreichend Parkhäuser. Deswegen würde ich sogar einen Schritt weiter gehen. Die Anbindung des Parkhauses Bleichstraße hat in den Diskussionen eine große Rolle gespielt. Dafür wird überlegt, dass die Autos die Schadowstraße von der Liesegangstraße kommend queren dürfen. Davon halte ich langfristig nichts. Das Parkhaus sollte abgerissen werden und Platz machen für neue Wohnnutzung. Das hätte aber weitere Konsequenzen.

Vor allem für den Eigentümer des Parkhauses. Lohnt sich für ihn ein Abriss?

Abel Wenn die Flächenausnutzung und die Wohnqualität stimmen, kann die Rechnung aufgehen. Ich meine aber eine andere Konsequenz: Die Parkhäuser im Umfeld des Kö-Bogens, unter anderem unter dem Gründgens-Platz sowie an der Liesegangstraße, müssen modernisiert und zu Komfortparkhäusern ausgebaut werden: mit breiten Schrägparkplätzen, barrierefrei, hell, Handyempfang. Auch Eltern-Kind-, Behinderten- und Radparkplätze sowie E-Tankplätze sollten das Serviceprogramm abrunden. Nicht nur durch tolle Geschäfte, auch durch Wohlfühlparkhäuser wird eine Stadt attraktiv.

Wie soll der öffentliche Raum gestaltet werden?

Abel Ein heikles Thema. Erfahrungen beispielsweise auf der Frankfurter Zeil zeigen, dass Bäume schön sind, aber Blickachsen versperren können. Grün und Sitzmöbel sind wichtig, aber in der anstehenden Planungsphase sollte man intensiv mit Händlern, Immobilieneigentümern und Passanten sprechen. Die Industrie- und Handelskammer hat das übrigens bereits getan und ist ebenfalls zum Ergebnis gekommen, dass die Schadowstraße eine Fußgängerzone werden sollte.

Wann sollte die Straße umgestaltet sein?

Abel Durch den U-Bahn-Bau hat die Straße eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Wir fänden es gut, wenn die noch anstehenden Baumaßnahmen zeitlich etwas enger zusammengerückt werden könnten. Im Augenblick sprechen wir davon, dass 2015 der U-Bahn-Bau abgeschlossen und 2016 die Schadowstraße umgestaltet ist. Die Eröffnung der Einzelhandelsflächen in den Objekten des Kö-Bogens II steht jedoch erst 2017/2018 an.

UWE-JENS RUHNAU FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP/ila)
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