Düsseldorf "Hauptsache, ich bin bei den Pferden"

Stadtmitte · Lina Borges (17) und Chantall Hendricks (21) reiten für den RK Hofgarten. Ihr Leben ist vom Umgang mit den Tieren bestimmt.

 Lina Borges vom Reitklub Hofgarten mit ihrem zwölfjährigen Kasimir.

Lina Borges vom Reitklub Hofgarten mit ihrem zwölfjährigen Kasimir.

Foto: falk Janning

Der Ausflug mit der Familie zum Neu-Dellerhof des Reitklubs Hofgarten (RKH) war Schicksal. Seitdem weiß jeder, der Lina Borges (17) kennt, wo er sie mindestens dreimal in der Woche findet: Seit acht Jahren fühlt sich die 17-Jährige in der Nähe von Pferden am wohlsten. Begeistert leuchten ihre Augen, wenn sie über ihr großes Hobby spricht. "Wenn ich mal nicht da bin, vermisse ich etwas", sagt die Schülerin der 11. Klasse einer Gesamtschule.

Am Wochenende nahm sie am großen Frühjahrsturnier ihres Vereins teil, bei dem sie auf ihrem zwölfjährigen Kasimir ihren ersten Platz bei der Vereinsmeisterschaft verteidigen wollte. Daraus wurde aber nichts: Beim E-Springen verweigerte ihr Pferd den Sprung über ein Hindernis und beim A-Springen riss ein Zaumzug. "Ich musste absteigen und war deswegen disqualifiziert", berichtet sie.

Traurig ist sie über den verpatzten sportlichen Erfolg nicht. Und böse ist sie ihrem Pferd wegen der Verweigerung erst recht nicht. "Vielleicht lag es ja auch an meiner Nervosität", sagt sie. Für sie sind sowieso ganz andere Dinge als gute Turnierplatzierungen wichtig: Allein der Umgang mit dem Tier bedeutet ihr viel mehr als jeder Sieg.

Ihr Hengst ist für sie das höchste der Gefühle. "Wenn ich bei einem Turnier gut abschneide, dann freue ich mich. Aber wenn es nicht klappt, weil Kasimir einen schlechten Tag hatte, dann habe ich dafür Verständnis. Es ist ja auch nur ein Pferd."

Für viele Mädchen beginnt Pferdeliebe mit dem Striegeln und anderen Arbeiten. Manche junge Frau kommt zunächst einfach nur zum Striegeln, Waschen, Hufe auskratzen, Box ausmisten oder Futtergeben in den Stall. So war das auch bei Lina Borges: "Das reichte manchmal schon. Hauptsache, ich war bei den Pferden", erzählt sie. Eine viertel Stunde wohnt sie vom Stall entfernt. Heute teilt sie sich mit anderen "Kasimir", den sie in ihr Herz geschlossen hat.

Lina Borges hat sich für die nahe Zukunft zum Ziel gesetzt, sich beim Geländereiten und in der Vielseitigkeit zu verbessern. "Mir gibt der Umgang mit dem Tier den Ausgleich von der Schule", sagt sie. "Da bekomme ich den Kopf frei."

Ähnlich ergeht es ihrer Vereinskameradin Chantall Hendricks. Die 21-Jährige ist Auszubildende und jeden Tag bei ihrem zehnjährigen "Romero". Das große Tier erfüllt und bestimmt ihr Leben. "Der Umgang, die Wärme, die gegenseitige Sympathie faszinieren mich", sagt sie schwärmerisch. Bereits seit 2004 ist sie Mitglied beim RKH. "Wer einmal mit dem Virus infiziert ist, der kommt vom Pferd nicht mehr los."

Auch sie war am Wochenende selbstverständlich bei dem großen Springturnier ihres Vereins dabei, obwohl Romero eigentlich ein Dressurpferd ist. "Ich mache das ihm zuliebe", sagt sie. "Er hat großen Spaß an den Sprüngen, er blüht beim Springtraining regelrecht auf." Platzieren konnte sie sich jedoch beim A-Stil-Springen in diesem Jahr nicht, obwohl sie im vergangenen Jahr noch Vereinsmeisterin war.

Chantall Hendricks fasziniert die Stärke der Tiere und die Kommunikation mit ihnen. "Für mich ist "Romero" ein Freund fürs Leben", sagt sie. "Ihm kann ich alles erzählen. Ich habe immer das Gefühl, er versteht mich. Von ihm kommt immer viel Wärme."

Am kommenden Wochenende wird sie auf "Romero" auf dem Neu-Dellerhof beim zweitägigen Dressur-Wettbewerb teilnehmen.

(RP)
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