Oberkassel Ein Besuch im Reich der Experimente

Oberkassel · Erstmals öffnet Anke Jüngels ihr Oberkasseler Atelier im Haus ihrer Großeltern für Besucher der Kunstpunkte. Die vielseitige Künstlerin zeigt Fotografien, ihre Arbeiten als Bühnenbildnerin und ihre Street Art Projekte.

 Anke Jüngels experimentiert gerne. Das zeigt sich auch in den Arbeitsräumen der gelernten Theatermalerin.

Anke Jüngels experimentiert gerne. Das zeigt sich auch in den Arbeitsräumen der gelernten Theatermalerin.

Foto: Andreas Endermann

Anke Jüngels hat ihr Atelier noch nicht aufgeräumt. Eingerahmte Polaroids liegen auf einem Tisch. An der Wand finden sich die Spuren des letzten Brainstormings für ein Kunstprojekt im öffentlich Raum, und auf einem anderen Tisch steht das Modell eines Bühnenbildes. "Ich werde noch Ordnung schaffen, bevor die Besucher kommen", sagt Jüngels. "Aber ich finde auch, dass es in einer Werkstatt ruhig chaotisch sein darf."

Die Oberkasseler Künstlerin öffnet für die Kunstpunkte das erste Mal ihr Atelier an der Barmer Straße 12. "Ich möchte mich in der Nachbarschaft bekannter machen und zeigen, dass auch hier Kunst entsteht", sagt die 39-Jährige. Dabei müsste Jüngels eigentlich sehr bekannt sein in ihrem Viertel. Ihr Atelier liegt im Souterrain des Hauses, das ihre Großeltern nach dem Zweiten Weltkrieg gekauft haben. Mittlerweile wohnt Jüngels wieder dort – gemeinsam mit ihrer Tochter.

Die unterschiedlichen Stile, Projekte und Arbeiten, die sich im Laufe der Jahre in Jüngels Atelier gesammelt haben, spiegeln die Vielfältigkeit der Künstlerin wider. "Ich experimentiere gerne und bin neugierig", sagt die gelernte Theatermalerin. In der Bühnenbildnerei treffen auch viele unterschiedliche Stile und gestalterische Elemente aufeinander.

Auch heute arbeitet Jüngels noch als Bühnenbildnerin. Für das Theaterstück "Hamlet" für Kinder im Forum Freies Theater, das Anfang des kommenden Jahres anlaufen wird, gestaltet sie das Bühnenbild. In Projektbüchern sammelt sie Fotografien ihrer Arbeiten beim Theater. Auch diese können sich die Besucher des Ateliers während der Aktion Kunstpunkte anschauen.

Als Künstlerin ist Jüngels vor allem im rechtsrheinischen Düsseldorf bekannt. Seit anderthalb Jahren stellt sie regelmäßig bei Teilmöbliert an der Lorettostraße in Unterbilk aus. Dort hat sie während des Urban Art Festivals Anfang September auch ein Projekt, das sie gemeinsam mit der Alten Post in Neuss geplant hat. Denn Jüngels ist auch in der Street Art Szene aktiv. Für die Nacht der Museen hat sie vor der Florabar im Unterbilker Florapark die Umrisse einer Wohnung auf den Boden skizziert. Leute, die Lust hatten, konnten dann ein Improvisationstheaterstück aufführen. Diese Idee ist Teil des Projekts "Szenografiert", zu dem es auch einen eigenen Blog gibt.

Regelmäßig fährt Jüngels mit Schülern von Kunstkursen in die Provence. Dort stellen sie selbst Aquarellfarben her. Wenn ihr ein bisschen Zeit bleibt, ist sie dort gerne mit ihrer Kamera unterwegs. "Ich habe viele Polaroids gemacht", sagt sie. Fotografien, etwa von Cezannes Atelier, können die Besucher in ihrer Werkstatt anschauen. "Das ist ebenfalls eines meiner Experimente gewesen", sagt Jüngels und lacht.

Die Künstlerin ist sehr stolz, dass sie in dem Haus lebt und arbeitet, das sich ihre Großeltern erarbeitet haben. Diese hatten ein Feinkostgeschäft am Drakeplatz. Noch heute erinnert die Künstlerin gerne daran. Ihren Blog, in dem sie über ihre Projekte schreibt, hat sie deshalb "Feinkunst Jüngels" getauft. An die Küche, die früher einmal in ihrem heutigen Atelier gewesen ist, erinnert nichts mehr. "Hier ist trotzdem alles voller Geschichte", sagt Jüngels.

(RP)
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