Milchzucker-Unverträglichkeit Soja-Osterhase für Frau Lee

Düsseldorf · Die meisten Asiaten und Afrikaner, aber auch viele Deutsche haben eine Milchzucker-Unverträglichkeit. Eine Bäckerei bietet nun in der Landeshauptstadt Produkte an, in der keine Milchprodukte verwendet wurden.

Ostern und Weihnachten waren für Jume Lee selten freudige Feste. Während ihre Mitschüler Schoko-Nikoläuse und Osterhasen en masse verspeisten, musste die in Düsseldorf geborene Tochter zweier Koreaner fast sprichwörtlich in den sauren Apfel beißen: 90 Prozent aller Asiaten und die meisten Afrikaner haben eine Laktose-Unverträglichkeit, ihnen fehlt das Gen, Milchzucker abzubauen. "Würde ich nur einen Schokopudding essen, würde ich mich 20 Minuten später vor Krämpfen auf dem Boden winden", sagt die heute 29-Jährige.

Dass sie in diesem Jahr zum ersten Mal guten Gewissens in einen Osterhasen beißen kann, hat Jume Lee sich selbst zu verdanken — und Roland Schüren. Gemeinsam mit dem Hildener Bäckermeister, der auch in Benrath, Derendorf und Düsseltal drei Filialen betreibt, hat die Geschäftsführerin eines Onlineshops für laktosefreie Lebensmittel "Tokki" auf den Markt gebracht, einen handgefertigten Schoko-Hasen, der ohne Milchprodukte auskommt. Verkauft werden soll er nicht zuletzt an die vielen Asiaten in der Landeshauptstadt.

Rohstoffe sind viel teurer

"Der Hase besteht nur aus Sojamilch, spezieller Zartbitterkuvertüre und, für die weißen Stellen, aus Bio-Reismilch", sagt Schüren. Noch sei das Pilotprojekt weit davon entfernt, wirtschaftlich zu sein. "Für 100 Hasen brauchen drei meiner Mitarbeiter einen vollen Arbeitstag." Die Rohstoffe kosten ein Vielfaches herkömmlicher Lebensmittel, müssen zum Teil importiert werden und sind oft nur in Haushaltspackungen erhältlich. "Da muss man für einen Käsekuchen schon einmal 30 Packungen Quark aufreißen", sagt Schüren.

Denn auch laktosefreie Teilchen bietet die Bäckerei in ihren Filialen an, derzeit jeden Freitag. Bisher mit Erfolg — denn auch zwölf Millionen Deutsche haben eine Laktose-Intoleranz, die mit dem Alter sogar noch ansteigt. Benutzt werden dafür Produkte aus Kuhmilch, in die das Enzym Laktase eingeführt wurde, die den Milchzucker schon lange vor dem Verdauungsprozess spaltet; geschmacklich sei kein Unterschied festzustellen, sagt Schüren.

"Laktosefreie Tiefkühlkost gibt es in Hülle und Fülle, aber handwerklich hergestellte Frischware ist neu", sagt Lee. Nach eigenen Angaben ist die Bäckerei bundesweit die erste, die laktosefreie Backwaren anbietet. Für Lee und Schüren, die erst seit Anfang März zusammenarbeiten, eine Win-Win-Situation: Der Bäcker bezieht die Rohstoffe über den Online-Shop, kann seine fertigen Produkte dann wiederum über diesen europaweit vertreiben. "Wir lernen gemeinsam, machen gerade die ersten Schritte", sagt der 42-Jährige. "Der Markt ist riesig." Schon jetzt denke man über Tafelschokolade und das Weihnachtsgeschäft nach. Für das Team der Vollkorn- und Biobäckerei eine willkommene Abwechslung: "Unser Konditor freut sich, dass er mal mehr machen kann als eine Torte."

Ob die Asiaten in Düsseldorf sich ebenso freuen, obwohl Weihnachten und Ostern nicht zu ihren wichtigsten Festen zählen, bleibt abzuwarten. Erste positive Signale gibt es jedoch bereits: Im Restaurant des Düsseldorfer China-Centers wurden in dieser Woche fleißig Schoko-Hasen an begeisterte Kinder verteilt. Laktosefrei, versteht sich.

(RP)
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