Straßenverkehr Rheinbahn-Fahrer: Achtung, Navi!

Düsseldorf · Weil sich viele Autofahrer "blind" auf ihre Navigationsgeräte verlassen, hat die Rheinbahn begonnen, Straßenbahnfahrer zu schulen. Bei den Seminaren geht es um gefährliche Situationen. Vor allem mit Linksabbiegern gibt es Probleme, wenn diese die Straßenbahnen nicht beachten.

Straßenverkehr: Rheinbahn-Fahrer: Achtung, Navi!
Foto: RP, Andreas Endermann

Navigationsgeräte sind für viele Autofahrer ein Segen. Denn mit den technischen Assistenten im Wagen fällt es leichter, sich in Städten zurechtzufinden. Die komplizierte Suche nach Vierteln und Straßen in umständlich gefalteten Stadtplänen entfällt jedenfalls seit der Einführung der Navigationsgeräte großteils. Doch was den Autofahrern die Orientierung erleichtert, schafft für andere Verkehrsteilnehmer neue Probleme. In Düsseldorf sind es vor allem die Straßenbahnfahrer der Rheinbahn, die seit dem Aufkommen der Navis noch besser als zuvor aufpassen müssen. Manche Autofahrer neigen nämlich dazu, Anweisungen ihrer Navigationssysteme umgehend Folge zu leisten. "Viele achten dann nicht mehr auf den übrigen Verkehr", sagt Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher. Aus diesem Grund hat das Verkehrsunternehmen jetzt das Problem in das Schulungsprogramm der Straßenbahnfahrer aufgenommen.

Die Situation kommt fast täglich vor. Ein Autofahrer erhält von der Computerstimme seines Navis die Aufforderung, nach links abzubiegen — und befolgt diesen "Befehl", ohne noch einen Blick auf die Straßenbahn zu haben, die knapp hinter ihm fährt. Mit möglicherweise fatalen Folgen: Denn die Schienenfahrzeuge der Rheinbahn können — im Gegensatz zu Bussen — plötzlich auftauchenden Hindernissen unter keinen Umständen mehr ausweichen. Im Durchschnitt kommt es in Düsseldorf einmal wöchentlich zu Unfällen, an denen Linksabbieger sowie Straßenbahnen beteiligt sind. Meist bleibt es in solchen Fällen bei Blechschäden. Und Rheinbahn-Sprecher Schumacher ist sicher, dass dies vor allem auf die Umsicht der Straßenbahnfahrer zurückzuführen ist. "Wären unsere Mitarbeiter nicht so achtsam, zögen diese Unfälle viel öfter schlimmere Folgen nach sich", so Schumacher.

Um Verletzte und Schäden so weit es geht zu vermeiden, werden die zurzeit insgesamt rund 1230 Fahrer der Rheinbahn einmal im Jahr nachgeschult. Und bei diesen Seminaren wird dann nicht allein das "normale" fahrerische Können trainiert. Vielmehr nimmt das Verkehrsunternehmen in die Mitarbeiter-Schulungen auch Verkehrstrends auf.

Wie etwa die Navigationsgeräte, die seit ungefähr zehn Jahren in immer mehr Autos installiert sind. Dabei bringen die Systeme zur Orientierung aber nicht nur Vorteile mit sich. Vielfach verlassen sich die Autofahrer "blind" auf die Geräte, was bereits zur Folge hatte, dass Fahrer auf Geheiß des Computers auf direktem Weg in eine Baustelle oder sogar in einen Fluss fuhren.

Aus diesem Grund wird der richtige Umgang mit den Navis inzwischen in etlichen Fahrschulen unterrichtet. Doch da so lediglich Fahranfänger erreicht werden können, setzt die Rheinbahn auf ein voraus schauendes Verhalten der eigenen Fahrer. Ohnehin lege das Unternehmen bei der Ausbildung des Fahrpersonals den Schwerpunkt auf die Verkehrssicherheit, sagt Sprecher Georg Schumacher. So fahre in den ersten Wochen nach einer bestandenen Straßenbahn-Führerscheinprüfung immer noch ein erfahrener Mitarbeiter mit den neuen Kollegen mit. Und auch später finden regelmäßige Überprüfungen statt. Beispielsweise wird jeder Fahrer der Rheinbahn mehrmals im Jahr von anonymen Testern kontrolliert.

(RP)
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