Nachtaktiv-Projekt Individuelle Jugendhilfe bietet Kampfsport und Beratung

Düsseldorf · Jeden Montagabend treffen sich beim Nachtaktiv-Projekt Jugendliche zum Training. Sport, Integration und soziale Beratung treffen aufeinander.

 In der Kampfkunstschule Düsseldorf trainieren Jugendliche beim Projekt Nachtaktiv. Dort finden sie auch Hilfe in schwierigen Lebenslagen.

In der Kampfkunstschule Düsseldorf trainieren Jugendliche beim Projekt Nachtaktiv. Dort finden sie auch Hilfe in schwierigen Lebenslagen.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Totale Stille herrscht an diesem Montagabend in der Sporthalle der Düsseldorfer Kampfkunstschule, als Eric Ebert die Halle betritt. Knapp 20 Jugendliche zwischen 16 und 21 Jahren aus zehn verschiedenen Nationen warten bereits auf den Trainer und unterbrechen sofort alle Gespräche. „Wer will heute schwitzen?“, ruft Ebert und sofort schießen alle Arme in die Höhe. Über zwei Stunden trainieren Jugendliche aus zumeist schwierigen sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen jeden Montag beim Nachtaktiv-Projekt des Individuellen Jugendhilfe Services, einem Verein, bei dem es längst nicht nur um Kampfsport geht.

„In zwei Reihen aufstellen“, fordert Ebert nun von den Jugendlichen in der Sporthalle. „Zu spät, 40 Liegestütze“, begrüßt er beiläufig drei Jugendliche, die einige Minuten zu spät in die Sporthalle kommen. Ohne Murren starten die drei eifrig ihre Liegestütze, während beim Aufwärmen alles auf Eberts Kommando hört. Schon nach kurzer Zeit sieht man die ersten verschwitzten Gesichter. Dem Trainer widersprechen tut keiner der Jugendlichen.

Dabei ist die Rolle des Kampfsporttrainers wie auch des ganzen Nachtaktiv-Projektes längst nicht nur auf das Sportliche beschränkt. „Wir Trainer sind für die Jugendlichen Ansprechperson und Autorität zugleich“, sagt Ebert. Der Sport sei nur das Mittel zum Zweck. Denn bei Nachtaktiv bekommen die Jugendlichen Hilfe bei allen praktischen Lebensproblemen. Vor und nach jedem Training sind die Trainer, die auch eine pädagogische Ausbildung haben, für die Probleme der Jugendlichen da. Dabei gehe es um Schulprobleme, Wohnungssuche oder aber auch Trauer bei Todesfällen. „Die Ursprungsidee vor zwei Jahren war es, Jugendliche durch ein individual-pädagogisches Sportprogramm von der Straße zu holen“, erinnert sich Jürgen Reinfandt, Vorstand des Individuellen Jugendhilfe Services, der das Projekt initiiert hat und mehrere Jugendhilfe-Programme in Düsseldorf betreut. Der Kampfsport sei das perfekte Mittel zum Zweck. Denn dabei gehe es immer um Respekt, Wertschätzung und den Abbau von Aggressionen, sagt Jens Petring, der das Projekt leitet. „Man muss fair und tolerant sein“, erklärt auch Ebert. Kampfsport fordere Disziplin und Respekt untereinander und „das funktioniert hier super“, so Ebert.

In der Sporthalle startet er nun den eigentlichen Teil des Trainings: „Wir üben jetzt Sidekicks. Jeder gibt zwei Minuten alles“, fordert er, bevor die Gruppe mit den Trockenübungen startet. „Zieh durch, Bruder“, ermutigen sich die Jugendlichen untereinander. Ganz vorne in der Reihe konzentriert sich der 18-jährige Mustafa auf seine Sidekicks. In seinem weißen Nachtaktiv-T-Shirt – das für eine regelmäßige Teilnahme steht, wie er nachher stolz erzählt – folgt er den Anweisungen.

„Das Training ist perfekt für mich“, erzählt der gebürtige Afghane begeistert. Seit dreieinhalb Jahren in Deutschland, möchte hier sein Abitur machen und ein Medizinstudium beginnen. „Ich bin beim Sport immer motiviert“, so der 18-Jährige, der auch an vielen Aktionen der Nachtaktiv-Gruppe teilnimmt. „Die Trainer sind immer da, wenn wir Hilfe brauchen“, sagt Mustafa, dem sie schon bei Problemen in der Schule geholfen haben. „Hier habe ich gute Hilfe bekommen und viele Freunde gefunden“, sagt er, ehe er wieder den Sidekicks widmet.

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