Brand in Reifenlager Giftwolke: Stadt gibt Entwarnung

Düsseldorf · Beim Brand eines Reifenlagers in Gerresheim ist am Dienstagabend giftiger Rauch über den Stadtsüden gezogen. Erst kurz vor Mitternacht war die Luft wieder rein. Der Ruß sei ungefährlich, sagt das Umweltamt. Ob der Löschschaum das Grundwasser belastet, müssen Messungen ergeben.

Brand im Reifenlager
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Am Morgen danach gibt Umweltamtschef Werner Görtz Entwarnung für Gerresheim. Obwohl die Feuerwehr tonnenweise Löschschaum auf das brennende Reifenlager am Rande des Glashüttengeländes gekippt hat, bestehe kein Grund zur Sorge um das Grundwasser.

Erst kürzlich hatten einige Brunnen gesperrt werden müssen, weil sie mit perfluorierten Tensiden verseuchtes Wasser pumpten. Die als krebserregend geltende Chemikalie PFT war vor knapp zehn Jahren ins Grundwasser geraten, als die Feuerwehr einen Großbrand im Bereich der Glashütte gelöscht hatte. Doch damals, sagt Görtz, sei erstens ungleich mehr Schaum verwendet worden. Und zweitens verwende die Düsseldorfer Feuerwehr nur noch PFT-freien Schaum, seit im Jahr 2006 durch eine landesweite Gewässerstudie eine extreme Belastung der Möhne die Chemikalie in den Focus rückte. "Ein bisschen PFT ist auch in diesem Löschmittel noch enthalten", so Görtz, "aber das haben wir im Griff." Zumal die Stadt diesmal einen großen Vorteil hat: "Wir wissen, dass gestern geringe Mengen der Chemikalie möglicherweise versickert sind — und werden nicht erst in sechs Jahren von dieser Erkenntnis überrascht."

Und noch einen Pluspunkt hatte die Berufsfeuerwehr, als sie in der Nacht zu gestern den Brand von rund 2000 Altreifen löschte: einen Schaumgenerator, der frische Luft in das Wasser-Chemie-Gemisch wirbelt und so permanent fluffigen Schaum erzeugt. "Mit diesem Ding brauchen wir deutlich weniger Chemie", sagt Feuerwehrsprecher Hans-Jochen Hermes.

Als die Glashütte im Jahr 2001 brannte, gab es den Generator noch nicht. Berufsfeuerwehrmann Norbert Diekmann, von Haus aus Ingenieur, hat ihn vor vier Jahren in seiner Freizeit entwickelt. Seither setzt die Feuerwehr den Riesenschaumschläger immer gegen Brände ein, die besonders dicken Rauch verursachen. Denn Fett und Ruß im Qualm hatten die herkömmliche Schaumverteilung über Schlauch und Rohr immer wieder behindert — gegen Diekmanns Erfindung hat aber auch der dickste Qualm keine Chance. Und obwohl er nicht im Dienst war, kam Norbert Diekmann gestern zum Einsatz, um sich selbst davon zu überzeugen.

Er war einer von knapp hundert Feuerwehrleuten, die bis in den frühen Morgen mit dem beschäftigt waren, was mit einiger Wahrscheinlichkeit ein Brandstifter angerichtet hatte. Fahrlässig oder vorsätzlich, da sind sich die Ermittler der Polizei noch nicht sicher, die gestern Morgen den ausgebrannten Lagerplatz untersucht haben, aber, so Polizeisprecher André Hartwich: "Andere Ursachen als Brandstiftung können wohl ausgeschlossen werden." Die Ermittlungen dauern an.

Durch die giftige Rauchwolke habe eine Gefahr für die Bevölkerung bestanden, betonte gestern Feuerwehrsprecher Hermes. "Rauch ist immer gefährlich, auch vom Grill- oder Lagerfeuer." Und erst recht der von brennendem Gummi. Um die Gefahr zu relativieren, hatte die Feuerwehr deshalb per Radio und Lautsprecherwagen stundenlang die Bürger im südlichen Gerresheim aufgefordert, Türen und Fenster zu schließen. Gleichzeitig waren drei Messfahrzeuge dort unterwegs, wo die Wolke vorbeigezogen war. Erst kurz vor Mitternacht konnten sie Entwarnung geben: Keine Giftbelastung mehr in der Luft.

Geblieben sind Ruß- und Ascheablagerungen auf Pflanzen, Gartenmöbeln und Fenstern. Man könne sie problemlos abwaschen, sagt Umweltamtschef Görtz, rät aber dazu, dabei vorsichtshalber Haushaltshandschuhe zu tragen. Auch Obst und Gemüse könnten abgewaschen werden. "Nur wenn sich der Ruß nicht entfernen lässt, solle man auf den Verzehr verzichten", sagt Görtz. Die Asche — soweit nicht bereits durch den starken Regen gestern weggespült — könne bedenkenlos zusammengefegt und mit dem Hausmüll entsorgt werden, auch das Waschwasser mit Rußresten dürfe in die Kanalisation gelangen. Wer unsicher ist, bekommt beim Umweltamt Rat und Auskunft unter Telefon 0211 494949.

Anders ist es mit dem Löschwasser. Ein Großteil des Schaums ist mit Saugwagen beseitigt worden. Wieviel zwischen den Pflastersteinen des Bahngeländes ins Erdreich gesickert sei, müsse nun ermittelt werden. Nächste Woche rechnet Görtz mit allen Ergebnissen, nach denen dann entschieden wird, ob möglicherweise Bodenschichten abgetragen werden müssen.

Die Bahn hat das Gelände zwischen Gleisen und Glashütte-Gelände an zwei Reifenhändler vermietet, die dort in je zwei Überseecontainern Altreifen lagern. Durch das Feuer in einem dieser Lagerplätze ist auch eine leerstehende Halle der Glashütte schwer beschädigt worden. Sie soll aber ohnehin zum Abriss vorgesehen sein.

(RP)
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